Spinnenvideos gucken hilfreich bei Arachnophobia?
Eine Bekannte hat seit ihrer Kindheit panische Angst vor Spinnen. Einmal hat sie vor Verzweiflung geweint, weil eine Spinne vor der Haustür saß und musste ihre Familie anrufen, damit diese die Tür für sie öffnet und die Spinne entfernt. Sie ist schon lange unzufrieden damit, dass ihre Arachnophobie ihr so viel ausmacht, da sie ja auch selbst weiß, dass von den Spinnen keine Gefahr ausgeht.
Sie hat eine Weile lang überlegt, deswegen irgendwann mal in Therapie zu gehen. Nun hat sie angefangen, sich Videos auf YouTube von Spinnen anzusehen, in denen große Spinnen näher vorgestellt werden. Am Anfang konnte sie kaum hinsehen, nun schafft sie wohl das ein oder andere Video schon ohne in Panik zu geraten.
Ein anderer Bekannter heißt diese Methodik nicht gut. Er meint, dass sie die Phobie auf diese Weise sicher nicht los wird und vielleicht sogar mehr Schaden anrichtet, bei so einer krankhaften Angst sollte man nicht einfach Selbstversuche wagen, sondern wenn dann eine richtige Therapie beginnen.
Kann es durchaus helfen, was die Bekannte da macht oder wird man so die Angst vor Spinnen kaum los, wenn sie richtig krankhaft ist? Kann man damit vielleicht eine Verbesserung erzielen oder sogar alles noch schlimmer machen?
Ich habe auch tierische Angst und Ekel vor Spinnen und bekomme kaum Luft, wenn ich eine in meiner Nähe habe. Ich könnte auch niemals eine Spinne anfassen. Aber Filme mit Spinnen machen mir nichts aus. Da weiß mein Kopf, dass die Viecher weit weg sind und nicht zu mir kommen können. Genau, wenn ich eine Spinne am geschlossenen Fenster von Außen sehe, schiebe ich keine Panik. Aber wenn das Fenster geöffnet ist, dann habe ich Schwierigkeiten bis dort hin zu gehen um es zu schließen, damit sie nicht rein kommt.
Ich gehe auch nicht in den Keller, wenn auf dem Weg eine Spinne ist. Dann gehe ich zurück und wasche dann, wenn mein Mann die weg gemacht hat. Filme schaden bestimmt nicht. Aber sie helfen auch nicht. Denn das Gehirn vom Menschen ist da doch ziemlich schnell dabei, dass es keine Spinnen sind, die auf einen zukommen können.
Aber bei einer klassischen Konfrontationstherapie wäre das genau der Ansatz, mit dem begonnen wird, wenn die Phobie so ausgeprägt ist: Man muss oder besser soll ein Fotos des fraglichen Objekts betrachten und dann stufenweise darauf aufbauen. Wenn sie das schon alleine ohne Therapeuten schafft, ist das doch eine tolle Sache, vielleicht kann sie weiter darauf aufbauen, wenn sie sich bei diesem ersten Schritt hinreichend stabilisiert hat.
Und mal ketzerisch angemerkt: Schlimmer als in ihrem Fall kann diese Phobie doch gar nicht mehr werden, sie ist quasi auf der Skala schon am obersten Limit angelangt, wenn sie deswegen vor Heulen und Panik das Haus nicht mehr verlassen kann. Ob sie es wirklich selbst schafft, weiß ich natürlich auch nicht, aber einen Versuch ist es in meinen Augen wert.
Mir persönlich würde bei meiner mittelgradig ausgeprägten Angst ohne phobischen Beigeschmack das Betrachten solcher Bilder übrigens nicht helfen, im Gegenteil. Ich muss die Sache möglichst wegschieben und darf mich da einfach nicht zu ernst nehmen, weil das bei mir und meiner Persönlichkeit solche Ängste eher untermauern würde. Immerhin schaffe ich es jetzt unter Einsatz meiner gesamten geistigen Kräfte sogar eine eklige dicke Hausspinne mit einem Glas und Pappe aus der Wohnung zu befördern, auch wenn ich hinterher fix und fertig bin.
Das bringt mich aber wirklich schon an die Grenze und ich kann die Pappe mit dem Glas dann nur vorsichtig vor mir herschieben. Der Gedanke, die Hand darunter zu legen, nein, also das geht für mich nicht. Wenn ich mir auch noch im Detail anschauen müsste, wie das Vieh in der Großaufnahme mit all seinen ekelhaften Körperteilen ausschaut, wird mir nur beim Gedanken daran total blümerant. Aber so ist eben jeder anders.
Ich hab immer Angst vor großen Hunden gehabt und es hat mir schon geholfen, mir auch häufiger Sendungen mit Hunden anzuschauen. Dass ich dabei keine großartige Angst empfunden habe, ist egal, aber durch die Sendungen habe ich erstens mehr über die Tiere gelernt und zweitens wurden sie dadurch auch normaler für mich und kalkulierbarer.
In einer Therapie würde man es doch auch so machen; Menschen langsam an diese Thema heranführen, eventuell auch mit Bildern und Videos und dann ggf. der reale Kontakt. Und wenn das jemand selbst kann, ist es doch auch gut.
Ich denke auch, dass deine Bekannte sich mit ihrem Verhalten doch nicht großartig selber schaden kann, weil die Phobie doch schon sehr ausgeprägt ist. Und wenn sie nun bei den Videos auch richtig hinsehen kann, was vorher nicht ging, dann ist doch schon eine Verbesserung gegeben. Ich habe auch mal gehört, dass bei einer Therapie auch mit Bildern und Videos begonnen wird.
Natürlich ist das dann unter Aufsicht, aber wenn man selber das Problem erkannt hat und anpacken möchte, dann finde ich es auch gut, wenn man das alleine versucht. Wenn man merkt, dass es nicht ausrechend hilft, kann man es ja noch immer mit einer Therapie versuchen.
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