Spielsucht - als wie gefährlich stuft ihr sie ein?
blümchen hat geschrieben:Lotto spielen würde ich nicht als Spielsucht bezeichnen.
Wenn man für einige Euro in der Woche spielt sicher nicht, aber die Frage des Ausmaßes als Gradmesser gilt doch für jede Sucht. Meine Freundin hat mal in einer Toto-Lotto-Annahmestelle gearbeitet und die dollsten Geschichten erzählen können. Manche haben einen zentimeterdicken Stapel Scheine ausgefüllt. Zweimal die Woche. Auf die Art kann man auch sein ganzes Geld durchbringen, und das waren nicht mal die rarsten Einzelfälle, es gab einige Leute, die das so praktizierten.
Spielsucht kommt in allen möglichen Formen daher, das muss nicht nur der einarmige Bandit oder der Roulettetisch sein. Hätte man einigen Mitgliedern meiner Familie versucht, ihnen bezüglich Lotto ins Gewissen zu reden, wie schlecht die Chancen auf den Hauptgewinn tatsächlich sind und dass sie aufhören sollten, wären sie in der Sache taub gewesen. "Wer nicht spielt, kann auch nicht gewinnen". Stimmt, aber auch nicht über den Lauf der Jahre Tausende und Zehntausende in den Sand setzen.
Zum Glück ist dieser Kelch an mir vorbeigegangen. Ich habe nur einmal im Leben mit einer Freundin Lotto gespielt und als Teenager einige Rubbellose gekauft. (Und natürlich nicht gewonnen.)
Bei mir funktionieren Glücksspiele schon deswegen nicht (im Sinne einer Suchtwirkung), weil ich einfach viel zu selten was gewinne. Mir geht es so, dass ich nach spätestens einer Handvoll Fehlversuchen (ohne Gewinn) die Lust verliere und keinen Anreiz mehr verspüre, weiter zu machen. Ich bin da eher jemand vom Typ "Einmal versuchen, und entweder erwische ich einen der seltenen Glückstreffer, oder ich lasse es wieder bleiben".
Wir sind auch schon in Las Vegas gewesen, aber unseren letzten Besuch der Stadt haben wir nur der Übernachtungen wegen geplant und haben ansonsten die Region drumherum erkundet. Wir sind zwar abends auch zwangsläufig durch die Hallen mit den Spielautomaten gelaufen, hatten aber kein Interesse, sie auszuprobieren. Seitdem die Einarmigen Banditen zunehmend ihre Gewinne und Verluste bargeldlos abwickeln, fällt auch das früher verführerische Scheppern der ausgespuckten Münzgewinne immer häufiger weg. Das weiterhin übliche Geblinke, Getute und Gedudel allein übt auf mich keinen Reiz aus, und mit echten Gewinnen würde ich sowieso nicht rechnen.
blümchen hat geschrieben:Lotto spielen würde ich nicht als Spielsucht bezeichnen. Die meisten spielen doch nur für ein paar Euro und verspielen nicht Haus und Hof. Außerdem ist man nicht dauernd damit beschäftigt, sondern es finden nur zwei Ziehungen pro Woche statt. Spielsüchtig ist man, wenn man permanent spielt und nur noch daran denkt und nicht mehr aufhören kann. Ich glaube nicht, dass es Leute gibt, die den ganzen Tag an Lotto denken und jeden Tag mehrere Scheine zwanghaft abgeben müssen.
Dann setz dich bitte mal mit dem Thema Sucht auseinander. Nur weil man nicht täglich spielt, sondern nur zwei Mal die Woche, kann das durchaus eine Sucht sein. Es gibt schließlich auch Alkoholiker, die nicht täglich trinken, aber dennoch als süchtig gelten.
Wer jede Woche zwei Mal Lotto spielt und nicht davon lassen kann, ist an der Spielsucht erkrankt. Der denkt nämlich mehrmals täglich daran, dass er nicht verpassen darf den Lottoschein pünktlich abzugeben. Und da ist es egal, ob es nur um ein paar Euro geht oder ob die Person schon tief in den Schulden deswegen steckt.
Wenn jemand zweimal in der Woche für ein paar Euro Lotto spielt und den Einsatz nicht steigert und seine sozialen Kontakte deswegen nicht vernachlässigt, dann ist er wohl kaum als spielsüchtig zu bezeichnen. Da gehört schon mehr dazu, wie etwa die Vernachlässigung anderer Interessen und Aufgaben, die Erhöhung der Einsätze und ein dauerndes starkes Verlangen danach. Natürlich kann auch Lottospielen süchtig machen, wenn man sich zum Beispiel einredet, dass es ein System gebe und man Tag und Nacht daran tüftelt und sich um nichts anderes mehr kümmert und die Einsätze unverhältnismäßig sind.
Aber Lotto hat bei normalem Spielverhalten keinen großen Suchtfaktor. Da sind andere Glücksspiele viel gefährlicher. Ich habe mich übrigens sehr intensiv damit beschäftigt, weil ich gefährdet war und in gewisser Weise noch bin. Ich kenne den Unterschied zwischen Lotto und zum Beispiel Online-Roulette, Online-Poker an zehn Tischen gleichzeitig und ähnlichem, das man Tag und Nacht spielen kann und damit viele kurzzeitige Glücksgefühle und auch das Gegenteil davon erzeugt. Das ist eine ganz andere Kategorie.
Scheinbar bist du dir trotzdem nicht bewusst, dass auch der kleine Einsatz eine Sucht sein kann. Nämlich dann, wenn man nicht mehr aufhören kann. Und das nur aus dem Grund, weil man immer auf den großen Jackpot hofft. Es ist die Regelmäßigkeit und das nicht davon weg kommen, was die Sucht ausmacht.
Ich selbst konnte schon immer mal zocken ohne dass ich da irgendwelche Probleme hatte das auch zu lassen. In der Jugend waren es die Spielautomaten in der Kneipe. Da hat man eben ab und an mal zwei Mark rein geworfen. Aber das die Automaten ständig gelockt haben, war bei mir nie der Fall. Andere im Bekanntenkreis waren der Meinung, wenn sie nur genug investieren, dann kommt auch der große Gewinn. Da konnte man schon von beginnender Sucht sprechen, weil sie eben erst aufgehört haben, wenn die Kohle verzockt war.
Spielesucht ist natürlich ein sehr übergreifender Begriff. Im Allgemeinen wird ja hiermit meistens die Spielesucht für Glücksspiele, beispielsweise auch in Casinos, bezeichnet. Allerdings kann es sich genauso um andere Medien, beispielsweise PC-Spiele, Smartphone-Spiele oder Konsolen-Spiele handeln. Hierbei spricht man aber, was mittlerweile auch im ICD-10 als Erkrankung anerkannt ist, von einer Computerspielsucht.
Ich bin der Meinung, dass sogenannte Verhaltenssüchte (wozu die meisten Arten von Spielesucht zählen) ebenso gefährlich sind wie andere Suchterkrankungen. Leider wird es von der Gesellschaft häufig als nicht so relevant angesehen, da es nicht die direkten Auswirkungen gibt. Es gibt jedoch mittlerweile diverse wissenschaftliche Belege, dass eben auch solche Suchterkrankungen zu Suizid, Vernachlässigung der Gesundheit etc. führen.
Ich selbst hatte bereits zu mehreren Personen Kontakt, welche süchtig nach Computerspielen waren. Leider war es den meisten bis zu einem bestimmten Punkt im Leben gar nicht wirklich bewusst. Die Spiele wurden in dem Zusammenhang als Ventil bei Stress genutzt aber nie wirklich als Sucht angesehen. Er durch die Familienplanung und dem gescheiterten Versuch es wegzulassen, einhergehend mit kreisenden Gedanken an die Spiele, wurde das Problem klarer.
Auch gehen Medien und damit verbundene Süchte ja generell zunehmend einher mit Konzentrationsproblemen sowie sozialen Phobien und Selbstzweifeln. Was die Sucht nach Glücksspielen wiederum betrifft stehen weniger die Medien (zu min. in realen Casinos) im Vordergrund, allerdings ist das Prinzip ähnlich: Die Sucht nach Dopamin. Ich halte es in dem Zusammenhang vor allem für sehr gefährlich nicht nur die Verhaltenskontrolle zu verlieren, sondern auch finanzielle Schäden davonzutragen. Das kann leider Familien und auch Leben generell ruinieren.
Gerade in der aktuellen Zeit sollte entsprechenden Themen mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden als bislang. Ich hatte beispielsweise auch einmal einen Artikel gelesen, dass Verhaltenssüchte in ihrer Wirkung bis zu drei Mal stärker sein können (hinsichtlich der Abhängigkeit) als Heroin. Leider wird es oft als "cool" angesehen, wenn man viel Zeit mit Spielen verbringt, das betrifft vor allem Jugendliche die in den aktuellen Generationen aufwachsen.
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