Spendenbereitschaft höher, wenn man etwas dafür bekommt?

vom 26.03.2017, 17:22 Uhr

Bei uns ist es aktuell so, dass ein ganzer Ort eine große Veranstaltung organisiert hat, da eine junge Einwohnerin an Krebs leidet und die Krankenkassen die Behandlungen nicht übernehmen wollen. Da diese sehr kostspielig sind, kann sich die Erkrankte und ihre Familie dies auf die Dauer nicht leisten.

So wurde ein Fest organisiert, bei dem verschiedene Getränke und Speisen angeboten wurden und man auch unterschiedliche Dinge machen konnte. Wie einen LKW Probe fahren und Pony reiten für die Kinder. Dabei ist wohl auch eine gute Summe zusammen gekommen.

Ich frage mich allerdings, ob die Spendenbereitschaft der meisten Menschen höher ist, wenn sie eben etwas für das Geld bekommen. So konnten sie ja Speisen und Getränke kaufen, von denen der Gesamterlös an die Krebspatient gegangen ist. Es gibt auch ein Spendenkonto auf das man so zahlen kann, wenn man möchte.

Ist es es den meisten Menschen lieber, wenn sie für das Geld auch etwas zurück bekommen? Eben wie etwas zu essen oder zu trinken? Meint ihr, dass dann mehr gespendet wird, als wenn man eben einfach nur Geld geben soll?

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge



Nein, also ich finde, dass Spenden im Bezug auf Geld etwas anderes ist, als Blutspenden oder Plasma. Wenn jemand eine Therapie nicht bezahlen kann und ich irgendwie ein paar Kröten übrig habe, mache ich das gerne. Das ist etwas anderes, wenn es um die Gesundheit geht und die Person entsprechend unterstützende Hilfe von mir durch finanzielle Leistungen bekommen kann.

Anders sieht es mit Blutspenden oder Plasma-Spenden aus. Seit Jahren gehen die Zahlen zurück und wieso? Niemand scheint auf die Idee zu kommen, mal wieder 10 bis 25 Euro anzubieten, wo Studenten, Schüler & Co gerne angesprungen sind. Seit diese kleine Entlastung weg ist, wird es weniger und ich kann es verstehen. Das Krankenhaus bekommt nach Reinigung usw. oder was die damit machen pro Liter circa 250 bis 400 Euro und ist nicht in der Lage, das Blutspenden attraktiver zu machen? Die rechnen eine Konserve ja auch gut für Betroffene von deren Versicherungen ab, also bitte.

Auch Plasma, bringt ja sogar noch mehr wird nicht mehr "belohnt". Da muss sich am Ende niemand wundern. Umsonst ist nur eines und das ist der Tod, wurde mir immer beigebracht und wenn man die Leute zu einer Spende bewegen möchte, wo man selber aber das zehnfache bis fünfzehnfache mit verdient, sind 10 bis 25 Euro wohl nicht zu viel gesagt für eine Blutspende.

Allgemeine Spenden wie für Tiere usw, weil ein Unfall eine Familie irgendwie die Finanzen gekostet hat und jetzt das Tier eine OP braucht etc. Oder ein Mensch irgendwo hilfe braucht, das sind für mich Spenden, da will ich nichts im Gegenzug haben. Da verdient aber auch niemand am Ende dran, wie ein Krankenhaus an einer Blutspende, die irgendwann wer bekommt und fett von der Krankenkasse abgerechnet wird und man sie im Gegenzug aber lieber umsonst haben möchte und dann heult, dass niemand mehr kommt.

Doch im Allgemeinen möchte ich immer Nachweise sehen, wenn ich wirklich irgendwo meine letzten Kröten abgebe, um jemanden zu helfen. Sei es für eine Tier-OP oder ein Mensch, der z.B kaputte Zähne hat, die Krankenkasse nicht viel zahlt usw. Das kann man ja nachweisen. Wenn ich damit jemanden glücklich machen kann, mach ich es gerne. Ich hoffe irgendwie immer, dass man mir vielleicht durch Karma sowas mal irgendwann wenn ich es brauche, zurück gibt. Sehr naiv ich weiß. Doch ein wenig Gutes, muss man ja in sich tragen.

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» Kätzchen14 » Beiträge: 6121 » Talkpoints: 1,40 » Auszeichnung für 6000 Beiträge


Ich denke, dass es darauf ankommt, was man dafür bekommt. In deinem beschriebenen Fall kann ich es mir sehr gut vorstellen, dass es so ist, dass man sich dann noch eine Cola oder noch ein Würstchen holt, weil es ja für einen guten Zweck ist. Man freut sich dann über das Essen und Trinken und hat eben ein gutes Gefühl dabei, dass man eben etwas Gutes tut mit dem Geld, das man dafür ausgibt.

Anders sehe ich es bei manchen Spendenorganisationen. Eine Bekannte von mir spendet immer wieder an eine Tierschutzorganisation. Von der Organisation bekommt sie dann regelmäßig irgendwelche Sachen zugeschickt. Das sind dann Stofftiere, Schlüsselanhänger und solche Dinge. Diese zeigt sie mir dann immer ganz stolz. Ich muss sagen, dass ich bei so einer Organisation schon nichts spenden würde.

Wenn ich etwas spende, dann möchte ich, dass mein Geld auch der Sache dient und nicht dafür ausgegeben wird, um den Spendern dann Stofftiere zu schicken, die wahrscheinlich oft auch im Müll landen, weil man sie nicht braucht. Darum würde ich bei der Frage der höheren Spendenbereitschaft auch sagen, dass es darauf ankommt, was man dafür bekommt, wenn man etwas spendet.

» Barbara Ann » Beiträge: 28945 » Talkpoints: 58,57 » Auszeichnung für 28000 Beiträge



Wenn ich mir etwas zu essen und zu trinken kaufe und dieser Erlös hinterher zu 100% gespendet wird, dann empfindet das auch niemand als spenden. Denn immerhin hat man für seine Wurst und seine Cola voll bezahlt und was damit hinterher passiert, dass spielt dann eher eine andere Rolle. Der eine oder andere mag sich dann verleiten lassen, dass er sich eine zweite Wurst holt und eine zweite Cola, aber auch nur wenn der Preis stimmt und nicht wegen der Veranstaltung dahinter.

Mich beeinflusst das ganze gar nicht und ich lege auch keinen Wert darauf, dass ich hinterher dann Stofftiere, Armbanduhren und solche Dinge bekomme. Denn anders sieht es beim Blut spenden auch nicht aus, was bekommst du da inzwischen noch? Ein Essen (wenigstens das) und eine Armbanduhr oder ein Verbandskasten? Weißt du wie viele hier davon liegen und auch unbenutzt hinterher im Müll landen werden, denn nicht einmal geschenkt wollen das die Leute haben da sie selbst davon genug haben. Die 25 Euro die damals noch gezahlt wurden waren ein größerer Anreiz aber auch da war es im Prinzip keine Spende sondern ein ganz normaler Handel. Nur Geld ist freier Verfügbar als ein Verbandskasten, ein Stofftier oder eine Armbanduhr.

Hin und wieder finden hier ebenfalls solche Veranstaltungen statt, dass jemand damit seine Therapie bezahlen will usw. aber ganz ehrlich, da fängt man an das für einen auszurichten und was ist mit den anderen hundert betroffenen? Diese gehen dann leer aus, weil die Spenden schon für einen drauf gegangen sind. Daher halte ich nichts von solchen 1 Mann Spendenaktionen und beteilige mich daran auch nicht mehr, als unbedingt notwendig. Steht mir da die Lust auf eine Wurst, dann kaufe ich mir eine aber sicherlich nicht eine zweite nur damit ich noch weitere Spenden zukommen lasse und suche solche Veranstaltungen auch nicht gezielt auf.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge



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