Speisen vor der Nase nicht essen können als Folter ansehen?

vom 01.01.2017, 12:17 Uhr

Meine Bekannte hatte eine Magen und Darm Grippe und konnte so Weihnachten und Silvester die Speisen nicht essen, die es dann traditionell gab. Sie hatte all die leckeren Gerichte vor der Nase stehen und konnte diese eben nicht genießen und musste statt dessen Schonkost essen.

Sie meinte dann aus Spaß, dass es schon ein bisschen an Folter grenzte, dass es ihre Lieblingsspeisen gab und sie gar nichts davon probieren konnte. Eine Freundin meinte dann wirklich, dass es ja Folter wäre und sie dann lieber gar nicht mit zum Essen von der Familie gegangen wäre. Aber meine Bekannte wollte wenigstens mit der Familie zusammen sein, auch wenn die das Essen eben nicht genießen konnte.

Findet ihr es übertrieben, es als Folter zu betrachten, wenn man seine Leibspeisen vor der Nase stehen hat und diese nicht essen kann? Oder findet ihr Folter durchaus als passenden Begriff dafür?

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge



Wenn man schon einige Tage Schonkost hinter sich hat und dann Weihnachten so leckere Sachen gegessen werden ist das schon ein bisschen Folter, weil man die ja auch gerne essen möchte aber sie nicht essen kann. Wobei man ja auch nichts ändern kann und akzeptieren muss, dass der Körper das nicht zulässt. Wenn ich aber krank bin gehe ich nicht zu anderen zu besuch, man weiß ja nie wie ansteckend das noch ist.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Nach 2 Wochen sollte man nicht mehr ansteckend sein. Auch kann ich verstehen, dass man an Weihnachten oder auch Silvester nicht alleine zu Hause sitzen möchte, wenn es einem soweit schon wieder gut geht. Wenn es aber noch akut ist, würde sicherlich niemand Lust haben, sich an den Tisch mit der Familie zu setzen.Bei meiner Bekannten ist es auch so, dass sie eben schon einige Zeit auf die Ernährung geachtet hat und einfach noch vorsichtig sein muss, was sie isst.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge



Ich denke auch, dass man nach zwei Wochen nun nicht mehr unbedingt ansteckend sein muss. Ich habe es seit drei Monaten mit dem Magen und dem Verdauungstrakt und kann viele Speisen nicht mehr zu mir nehmen, weil mir schlecht wird. Es ist unangenehm und ich kann schon verstehen, dass man es als Folter darstellt, wenn die Lieblingsspeisen kredenzt werden und man kann gar nichts von diesen Speisen essen. So geht es mir bei Chili oder Ähnlichem.

Ich musste mich zum Glück nur etwas zurückhalten, aber es war auch für mich anstrengend, dass ich zum Beispiel deutlich weniger Pfännchen beim Raclette zu mir nehmen konnte. Aber ich kann zumindest etwas essen, auch wenn ich sofort stoppen muss, wenn mir der Bauch anfängt zu schmerzen. Eigentlich ist alles halb so schlimm, wenn ich darüber nachdenke.

Aber ich denke, dass man irgendwie das Beste aus dem Essen machen sollte. Folter ist ein zu hartes Wort, man kann auch Schonkost so gestalten, dass sie ins Weihnachts- oder Silvesteressen einfließt. So gab es für mich zum Beispiel an Heiligabend Fondue mit Brühe und viel Gemüse. Ich habe natürlich auch mal einen Champignon im Fett gegart, aber es war eine Alternative und es hat mir auch sehr gut geschmeckt. Raclette war nicht so das Problem, Käse vertrage ich noch gut und Kartoffeln gehen auch immer.

» Wibbeldribbel » Beiträge: 12585 » Talkpoints: 9,82 » Auszeichnung für 12000 Beiträge



Seitdem ich eine Magenschleimhautentzündung hatte, vertrage ich manche Sachen nicht mehr so gut oder bekomme auch mal Durchfall, aber ich esse trotzdem alles. Es gibt Lebensmittel, bei denen ich weiß, dass ich davon Durchfall bekomme, aber wenn ich daheim bin und es somit egal ist, ob ich 20 min später mal ganz dringend aufs Klo muss, esse ich das trotzdem.

» Zitronengras » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


@Zitronengras: Es gibt tatsächlich Menschen, die haben keinen Spaß an Verdauungsbeschwerden und Durchfall und die würden daher auch nicht maßlos schlemmen was sie wollen (oder können) wenn sie genau wissen, dass sie hinterher die Nacht auf der Toilette verbringen. Da würde ich ehrlich gesagt auch eher auf mein Lieblingsessen verzichten bevor ich so ein wunderschönes Erlebnis über der Kloschüssel hätte. Das muss ich nicht unbedingt haben und mir fehlt das Verständnis, da maßlos zu schlemmen und hinterher nicht mehr die Toilette verlassen zu können. Was bringt einem das?

Hinzu kommt ja, dass es auch andere Gründe gibt, warum man Essen nicht verträgt und nicht nur Durchfall. Ein Grund könnte sein, dass einem sonst übel wird und man erbrechen muss, auch wenn das Essen köstlich duftet. Oder man bekommt heftige Magenschmerzen und Magenkrämpfe, wo dann auch nichts mehr hilft. Da würde ich mir zweimal überlegen, ob ich das wirklich riskiere und etwas esse, was ich noch nicht vertrage.

Außerdem denke ich, dass es sehr stark davon abhängt, wie das Umfeld reagiert. Wenn die Tafel reich gedeckt ist und ich nichts von dem Braten essen darf, der frisch aus dem Ofen kommt oder die frisch gebackenen Brötchen, der Apfelstrudel oder den köstlichen Kartoffelauflauf, dann würde ich es schon als ziemliche Folter empfinden, wenn alle anderen Menschen am Esstisch ständig betonen, wie gut das Essen doch sei und es einem ständig aufs Butterbrot schmieren müssen, dass man das Essen eben nicht genießen und kosten darf. Solche Menschen gibt es leider auch, die einem das dann gerne vorhalten und sich als etwas besseres fühlen möchten.

Das wäre ja fast genauso als würde jemand ständig abnehmen wollen, kriegt es aber nicht hin und jemand anderes verliert mühelos sehr viele Kilos und betont das ständig vor der ersten Person, wie leicht das doch fällt. Das ist einfach taktlos und gehört sich nicht.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge


@Zitronengras: Es gibt tatsächlich Menschen, die haben keinen Spaß an Verdauungsbeschwerden und Durchfall und die würden daher auch nicht maßlos schlemmen was sie wollen (oder können) wenn sie genau wissen, dass sie hinterher die Nacht auf der Toilette verbringen. Da würde ich ehrlich gesagt auch eher auf mein Lieblingsessen verzichten bevor ich so ein wunderschönes Erlebnis über der Kloschüssel hätte. Das muss ich nicht unbedingt haben und mir fehlt das Verständnis, da maßlos zu schlemmen und hinterher nicht mehr die Toilette verlassen zu können. Was bringt einem das?

Ich denke, es hängt vom Ausmaß ab. Spaß hat man da sicherlich nicht, aber ich würde es für mich nicht als so schlimm ansehen, nach einem Essen Durchfall zu haben, wenn ich ohnehin alleine bin und nicht raus muss. Deswegen verzichte ich nicht auf Lebensmittel, die ich mag. Durchfall heißt ja nicht, dass man dann nicht mehr vom Klo kommt. Neulich hatte ich beispielsweise schlimmen Durchfall, weil ich einen Hustensaft nicht vertragen habe, da war Sorbitol drin, was mir offenbar nicht bekommt, aber eh ich das kapiert habe, hatte ich schon zu viel davon intus. Da war alles flüssig, aber selbst da sitzt man nicht stundenlang auf dem Klo, sondern man merkt, dass man muss und vielleicht muss man nach 20 min wieder, aber es ist nicht so, dass man vom Klo nicht mehr herunter kommt. Also ich empfinde es nicht als Drama, dann zwei, dreimal zum Klo zu müssen, auch wenn es dann eben flüssig ist.

Hinzu kommt ja, dass es auch andere Gründe gibt, warum man Essen nicht verträgt und nicht nur Durchfall. Ein Grund könnte sein, dass einem sonst übel wird und man erbrechen muss, auch wenn das Essen köstlich duftet. Oder man bekommt heftige Magenschmerzen und Magenkrämpfe, wo dann auch nichts mehr hilft. Da würde ich mir zweimal überlegen, ob ich das wirklich riskiere und etwas esse, was ich noch nicht vertrage.

Bei Erbrechen würde ich auch verzichten, also das wäre beispielsweise ein Grund, warum ich es dann sein lassen würde. Bei Bauchschmerzen ist das halt eine Ermessensfrage. Während meiner Magenschleimhautentzündung hatte ich auch Schmerzen, wenn ich was gegessen habe, besonders bei etwas schwer verdaulichen Lebensmitteln. Das muss man dann abwägen, aber da ich auch bei leerem Magen Schmerzen hatte, habe ich trotzdem das gegessen, was ich wollte. Eigentlich hätte man da Schonkost essen müssen, aber darauf hatte ich keine Lust. Die Entzündung hatte ich, weil ich Schmerzmittel nicht vertragen habe und die wäre so oder so wieder weggegangen.

» Zitronengras » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Folter wäre das für mich nicht, denn das ganze ist auch zeitlich befristet und nach einigen Tagen oder auch 2 Wochen geht es wieder mit dem normalen Essen. Anders sieht es aus, wenn man das ganze gar nicht mehr Essen kann und darf obwohl man es gerne mag. Dabei meine ich es nicht mit einer einfachen Unverträglichkeit, sondern mit ausgeprägten Allergien die sich erst im weiteren Verlauf gezeigt haben und die auch Folgeschäden hinterlassen würden, wenn man die Dinge dann eben isst.

Sicherlich ist es nicht schön, wenn man anderen beim Essen zusieht und selbst nur auf einem Stück Zwieback am kauen ist, aber das ist auch nur eine Phase die vorbei geht und Magen Darm kann halt auch immer mal jeden Treffen. Wenn es einen aber so sehr belastet mit dem zusehen wie anderen die leckeren Sachen essen, warum sucht man eine solche Veranstaltung dann überhaupt auf und "foltert" sich damit quasi selbst?

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge


Folter ist zuviel gesagt. Ich esse leidenschaftlich gern, und habe glücklicherweise nur selten "Magen-Darm". Aber wenn ich in irgendeiner Form angeschlagen bin, leidet bei mir als erstes der Appetit, sodass ich vermutlich gar kein Problem damit hätte, auf das fette, leckere Feiertagsessen zu verzichten. So viel Impulskontrolle bringe ich schon auf, dass ich abwägen kann, ob ich mir wieder den Magen verderben möchte oder tapfer noch ein paar Tage durchhalte.

Schließlich befinde ich mich in der privilegierten Lage, dass ich mir nicht nur an Weihnachten Fleisch leisten kann, und ich sehe gemeinsames Essen durchaus auch als sozialen Anlass, auf den ich eigentlich aus einem so banalen Grund wie "kann gerade keine Ente essen" nicht verzichten möchte. So ein schlichtes Gemüt habe ich dann doch nicht, dass ich anderen Leuten kein gutes Essen gönne, nur weil es für mich gerade ungünstig ist.

» Gerbera » Beiträge: 11332 » Talkpoints: 52,90 » Auszeichnung für 11000 Beiträge


Wenn sie die Magen-Darm-Grippe schon eine Zeit lang hinter sich hatte und der normale Appetit im Grunde wieder da war, sie aber aus irgendwelchen Gründen noch Schonkost essen musste, dann kann ich es gut verstehen, dass sie es als Folter angesehen hat, dass sie die Speisen vor ihrer Nase nicht essen durfte. Das wäre mir dann auch sehr unangenehm und gerade dann, wenn auch noch das Lieblingsgericht dabei ist, dann wäre das ziemlich hart.

» Barbara Ann » Beiträge: 28945 » Talkpoints: 58,57 » Auszeichnung für 28000 Beiträge


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