Spaziergang über den Friedhof auch wenn man keinen kennt?

Ich finde ein Friedhof ist ein Ort der Stille und auch in Orten, wo ich keinen kenne, der auf dem Friedhof liegt, bin ich immer gerne dort spazieren gegangen. In meinem alten Wohnort war der Friedhof nicht weit von unserer Wohnung und mein Mann und ich sind gerne mal über den Friedhof spazieren gegangen. Hier verbinde ich den Friedhofsspaziergang mit dem Besuch am Grab meiner Schwiegermutter.

Als meine Kinder noch sehr klein waren, bin ich gerne mit Kinderwagen und Kind an der Hand über den Friedhof mit ihnen gegangen, weil es dort auch für die Kinder schön war. Sie konnten laufen oder eben im Kinderwagen schlafen, weil es auch so schön ruhig war. Im Herbst konnten sie mit den Gummistiefeln durchs Laub laufen und sie hatten trotz der Toten auf dem Friedhof Spaß.

Geht ihr auch gerne mal über einen Friedhof spazieren? Denkt ihr, dass es pietätlos ist oder denkt ihr, dass es den Toten auch zu Lebzeiten gefallen hätte, wenn auch Kinder auf dem Friedhof (natürlich leise) spielen und Spaß haben? Findet ihr es für die Kinder bedrückend? Meine Kinder haben früh den Tod erlebt durch Verwandte, die sie gerne mochten, die gestorben sind,

Wie findet ihr einen Spaziergang auch auf fremden Friedhöfen, wo keiner liegt, den ihr kennt? Ist die Stimmung für euch einfach Stille oder bedrückend?

Mir ist nicht bekannt, dass es in irgendeiner Form "illegal" oder von den Friedhofsbetreibern sogar verboten ist und man einen Friedhof nur dann betreten darf, wenn man Dokumente dabei hat, die beweisen, dass man Angehörige hat, die auf diesem Friedhof begraben worden sind. Das wäre doch albern mal ehrlich.

Warum sollte man also nicht einen Friedhof besuchen und dort spazieren gehen, wenn einem danach ist? Es verbietet doch keiner. Es ist zwar extrem selten, dass ich überhaupt mal einen Friedhof besuche, aber es kommt vor. Bei uns um die Ecke ist ein Friedhof, aber da bin ich noch nicht gewesen, weil ich einfach nicht das Bedürfnis danach habe. Hier gibt es auch so genug Strecken, wo man spazieren gehen kann, denn ich lebe in einer sehr ruhigen Gegend, trotz Großstadt.

Machen kann man das auf jeden Fall, gerade wenn euer Friedhof schön ist und dir das gut tut kann ich keinen Grund finden, der dagegen spricht. Verboten ist es auch nicht, also musst du dir deswegen auch keine Gedanken machen. Für mich wäre es dennoch nichts, weil eben genau diese Stille herrscht und ich einem Friedhof an sich nicht viel abgewinnen kann. So traut sich kaum einer etwas laut zu sagen auf einem Friedhof, aus Respekt. Ich würde es ehrlich gesagt viel passender finden, wenn man einfach weiterlebt, die Toten vielleicht auch eher mit einem Fest beerdigt.

Das ist ein Grund warum ich den Friedhof in dem Ort wo ich lebe noch nicht gesehen oder besucht habe. Sicherlich ist man mal dran vorbeigefahren aber das war es dann auch schon. Mir macht ein Friedhof keinen Spaß, auch nicht zum Spazieren.

Früher als ich noch kleiner war, sind wir auch oft auf den Friedhof gegangen und haben meine verstorbene Oma besucht. Dort fand ich es sehr interessant als Kind, da ich dort die ersten Erfahrungen mit dem Tod gesammelt habe und bis heute noch weiß, dass das Grab meiner verstorbenen Familienmitglieder und Freunde niemals so heruntergekommen aussehen sollte, wie manche Gräber dort ausgesehen haben. Das ist meiner Meinung nach entwürdigend für die Toten!

Aber um zurück auf dein Thema zu kommen, finde ich es nicht schlimm dort herumzulaufen. Kritisch wird es nur, wenn die Kinder irgendwann größer werden und die Faszination des alleine im Dunkeln auf dem Friedhof rumlaufen austesten möchten. Darauf würde ich ein Auge haben.

Hier ist der Friedhof wie eine große Parkanlage angelegt und historische Gräber säumen die Wege. Deshalb kann man wunderbar über den Friedhof schlendern und sozusagen auch irgendwie die Geschichte der Stadt folgen. Ich muss gestehen, dass ich bisher nur einmal über den Friedhof geschlendert bin, auch wenn ich die Leute hier kaum kenne und die historischen Persönlichkeiten auch nur irgendwie dem Namen her zuordnen kann.

Klar darf man das. Und ich persönlich mag die Ruhe und andachtsvolle Grundstimmung auf Friedhöfen. Man geht hier ja nicht von Grabschändung oder Störung der Totenruhe aus. Abgesehen davon sind Friedhöfe zumeist öffentlich zugängliche Plätze.

Es ist natürlich nicht verboten, über den Friedhof zu spazieren. Das geht bei uns nur, wenn die Öffnungszeiten eigentlich dazu geöffnet sind. Wobei unser Friedhofs auch nachts nicht geschlossen wird, sodass man da bequem drüber laufen kann. Das führt aber auch dazu, dass dort meist Jugendliche ihren Unsinn beim Saufen treiben, was natürlich für Trauernde am nächsten Tag oftmals mit Dreck auf den Gräbern oder Verwüstung endet, was nicht Okay ist.

Vor Kurzem kam ein Bericht im TV, dass viele Friedhöfe mit unbenutzten Stellen jetzt gedenken, einen Spielplatz dort zu bauen oder andere Tätigkeiten auf den Wiesen erlauben. Das heißt, mitten auf dem Friedhof gibt es dann Wiesen für Thai-Chi oder einen Spielplatz für Kinder. Das muss ich jedoch sagen, fand ich mal mega unpassend. Darüber wird jedoch nachgedacht, weil immer mehr die Urnen-Varianten wählen und dadurch Friedhöfe zu viel Platz haben, der nicht genutzt wird.

Ergibt ja Sinn, aber dort ist eine trauernde Stätte und da soll niemand Sport machen etc. Das wäre echt nicht Okay. Finde ich jedenfalls. Ich meine für Kinder kann die Idee aufgehen, um den Tod nicht ganz so dramatisch in der Stille zu verspüren, aber ist das sinnvoll? Ich weiß nicht. Spazieren über einen Friedhof mache ich aber persönlich nicht, weil ich die Ruhe dort nicht mag und die ganze Stimmung nicht. Komme mir da immer etwas doof vor.

Naja, ehrlich gesagt mag es merkwürdig erscheinen, wenn man in der Freizeit gerne den Friedhof besucht, um seine Ruhe zu haben. Allerdings ist es ja eigentlich in Ordnung, wenn man dort in Ruhe spazieren geht, denke da kann niemand was dagegen sagen. Zudem sind die meisten Friedhöfe ja auch keine Privatgrundstücke und somit für die Öffentlichkeit zugänglich.

Problematisch wird es allerdings, wenn man sich nicht angemessen verhält, d. h. laut Musik hört, Müll hinterlässt, die Blumen der Gräber zertrampelt etc. Da sollte man sich nicht wundern, wenn einem die Spaziergänge auf den Friedhöfen untersagt werden..