Später zur Arbeit kommen, wenn nicht gut geschlafen?
In meiner alten Firma, wo ich bis vor kurzem noch gearbeitet habe, gab es Gleitzeit, wobei man in der normalen Schicht zwischen acht und neun Uhr morgens kommen sollte. Ganz so eng wurde es aber nicht gesehen, so dass es nicht schlimm war, wenn man mal etwas später gekommen ist, solange man dafür länger gearbeitet hat. Jedenfalls ist es da öfter mal vorgekommen, dass Kollegen von mir morgens Bescheid gaben, ein paar Stunden später zu kommen, weil sie nicht gut geschlafen hätten und noch etwas im Bett bleiben wollen würden.
Ich fand das damals schon echt merkwürdig, wobei mir bei meiner jetzigen Firma exakt das gleiche aufgefallen ist, die Arbeitszeiten sind identisch und auch da kam es schon vor, dass Mitarbeiter aufgrund schlechten Schlafs morgens nach dem Weckerklingeln auf der Arbeit Bescheid gaben, dann aber noch etwas weiter schliefen und gegen Mittag kamen.
Wenn ich jedes Mal später kommen würde, wenn ich schlecht oder zu wenig geschlafen hätte, würde ich ehrlich gesagt kaum zur üblichen Zeit im Büro erscheinen. Ich komme nur in absoluten Ausnahmefällen später und dann nur, wenn es nicht anders geht. Ansonsten rette ich mich mit jeder Menge Kaffee, frischem Obst und Cola und gehe dann eben früher ins Bett. Wie macht ihr das?
Bei uns ist auch Gleitzeit, wobei ich es aber so gar nicht kenne, dass man dann trotzdem zu einer bestimmten Zeit im Büro sein muss. Das betrifft nur das Sekretariat bei uns, das sich ja an gewisse Öffnungszeiten halten muss, damit der Betrieb funktioniert und man immer erreichbar ist und Informationen weitergeleitet werden können und so weiter.
Bei uns kommt es auch schon mal vor, dass eine Telefonkonferenz stattfindet und man daher bis 20 Uhr im Büro sitzt. Eine ehemalige Kollegin von mir hatte oft irgendwelche Veranstaltungen geleitet und organisiert, sodass sie erst um 22 Uhr Feierabend hatte, weil so viel zu tun war. Daher ist sie auch immer erst nach dem Mittagessen im Haus gewesen.
Bei uns ist das wirklich sehr flexibel, sodass es zwar vorkommt, dass man schlecht schläft oder aus anderen Gründen später im Haus ist, aber das wird nicht offen kommuniziert oder gar gerechtfertigt oder man entschuldigt sich dafür und so ein Verhalten würde ich ziemlich befremdlich finden. Gleitzeit ist Gleitzeit und bei uns juckt es kein Schwein, wann man zur Arbeit kommt und wann man geht, solange die Arbeit erledigt wird.
Wir haben auch Gleitzeit, und eigentlich gibt es keine späteste Uhrzeit, zu der man im Büro sein soll (wobei normalerweise etwa 10 Uhr als spätester normaler Arbeitsbeginn gesehen wird, und wenn man noch später kommen wird, dann sagt man kurz Bescheid). Einzige zeitkritische Einschränkungen sind Meetings, die zu einer bestimmten Uhrzeit stattfinden, und die man natürlich nicht verpassen sollte.
Bei mir ist es manchmal so, dass ich am Sonntag Abend mit der Bahn spätabends zurück nach Hause komme, und wenn der Zug dann noch Verspätung hatte, kann es sein, dass ich spät einschlafe. In solchen Fällen starte ich am Montag Vormittag auch später im Büro, weil ich ansonsten nicht ausgeschlafen bin, was meiner Konzentrationsfähigkeit nicht gut tun würde. Dann komme ich lieber später zur Arbeit und bin ausgeschlafen.
Ich habe keine Gleitzeit und muss pünktlich bei der Arbeit erscheinen, auch wenn ich nicht gut geschlafen habe oder so etwas. Bei Gleitzeit kann man sich das natürlich besser einteilen, aber ich muss auch sagen, dass ich mir lieber die Zeit mit Kaffee und solchen Dingen überbrücken würde und dann abends eher ins Bett gehen würde, statt am nächsten Tag wieder spät da zu sein, weil ich durch den späteren Feierabend dann wieder so spät ins Bett kam.
Ich selber arbeite weder im Gleitzeitmodell, noch bin ich der Meinung, dass schlechter Schlaf ein triftiger Grund für einen verspäteten Antritt des Arbeitstags ist. Ganz ehrlich, jeder schläft doch hin und wieder mal mies und fühlt sich am nächsten Tag deswegen ziemlich träge. Aber wenn ein an feste Zeiten gebundener Arbeitnehmer es trotzdem schafft, sich aufzuraffen und pünktlich auf der Matte zu stehen, dann gehört bei einem Gleitzeitler doch nur ein wenig Selbstdisziplin dazu, um das auch zu schaffen.
Bei mir ist es ohnehin so, dass ich ein totaler Morgenmensch bin und selbst nach einer fast schlaflosen Nacht kaum das Bedürfnis habe, länger als bis maximal 7 Uhr in den Federn zu liegen. Meine reguläre Aufstehzeit ist 5:30 Uhr, und ich achte eben am Vorabend entsprechend darauf, pünktlich in die Heia zu gehen, wenn ich weiß, dass ich am Folgetag arbeiten muss. Manchmal muss ich zwar etwas mehr Kraft aufwenden, um aus dem Bett zu kommen, aber bisher habe ich das immer geschafft. Immerhin hatte ich auch kaum eine andere Wahl; aber selbst, wenn es mir frei stünde, würde ich vermutlich dennoch immer zum frühestmöglichen Zeitpunkt auf der Arbeit erscheinen und lieber früher wieder gehen, als meine Arbeitszeit in den späteren Nachmittag auszudehnen, wo ich lieber entspannen und andere Pflichten erledigen will.
Kollegen von mir sind da anderer Einstellung und genießen dank Gleitzeit morgens lieber eine Mütze mehr Schlaf, aber diese sind dann auch in einem gänzlich anderen Biorhythmus und machen manchmal noch die halbe Nacht zum Tag. Das kann und will ich gar nicht, sodass wir da einfach grundverschiedene Ansichten und Praktiken haben.
Ich kann es mir selber einteilen und fange dann an, wenn ich Zeit habe und wenn ich auch einigermaßen fit bin. Wenn man in Gleitzeit arbeitet und nachts nicht gut geschlafen hat, würde ich mich nun auch nicht ins Auto setzen und übermüdet fahren. Wozu auch? Dann bleibt man eben länger und gut ist. Es ist ja wirklich die Frage, ob man es sich dann zutraut oder nicht und wenn dies nicht der Fall ist, dann finde ich es auch okay, wenn man später kommt, Hauptsache man erledigt seine Arbeit.
In vielen Jobs ist das aber auch gar nicht möglich. Mein Mann arbeitet zum Beispiel in 3 Schichten und da ist zu spät kommen oder auch nur nicht eher kommen natürlich nicht gerne gesehen, da muss man schon immer etwas eher da sein und dann auch höchstens mal etwas länger bleiben, aber darf auch eher nicht eher gehen.
Wir haben bei uns im Betrieb ebenfalls das Gleitschichtmodell, wie viele meiner Vorredner. Trotzdem muss ich sagen, dass ich immer versuche (weil bei uns ab 6 Uhr morgens, die Zeit auch wirklich zählt) spätestens um 6:30 Uhr im Büro zu sein auch wenn ich noch so schlecht geschlafen habe.
Natürlich geht es Einem manchmal etwas schlechter und man muss erst mit Kaffee nachhelfen.
Die Meisten meiner Kollegen handhaben dies ähnlich und ich muss sagen ich (wir) fahren damit am Besten. Erstens ist es in unserem Gewerbe noch so, dass man kaum alleine arbeiten kann, sprich: Man arbeitet immer mit verschiedenen Abteilungen zusammen, sodass es absolut sinnvoll ist wenn wir (von der Arbeitsvorbereitung) die gleiche Kernarbeitszeit haben, wie die Fertigung (und die kommen auch nicht später, nur weil sie schlecht geschlafen haben) und zweitens genießt jeder von uns auf dem Land (vor Allem im Sommer, wenn es lange hell ist) wenn man ab 15:00 Uhr oder spätestens 16:00 Uhr zu Hause ist und so noch einiges erledigen kann, bzw. auch noch bis Sonnenuntergang draußen verbringen kann.
Allgemein finde ich, dass wir hier gerade über ein ziemliches Luxusproblem diskutieren. Ich war vorher im Schichtdienst in der Luftfahrtbranche eingesetzt und dort kommt es auf jede Minute an. Das heißt, man kann nicht einfach mal so eine halbe Stunde zu spät in die Nachtschicht kommen, oder Ähnliches. Es gibt Berufsgruppen, da ist so etwas einfach nicht möglich.
Von daher finde ich die von dir beschriebene Situation (Kollegen kommen Stunden (!) später, weil sie schlecht geschlafen haben) schon arg befremdlich.
Das kann ich, auf die Titelfrage bezogen, beim besten Willen nicht bringen. Ja zum Beispiel in Jugendhäusern usw. da wird auf mich bei Schichtwechsel auch nachts gewartet, aber das kann ich nicht machen. Ich bekomme dann wirklich mit meiner doch lockeren Chefin Ärger, wenn nicht ein Notfall dazwischen kam. Das wäre wirklich ein Grund, dass wir abgemahnt werden.
Stell Dir mal vor, ich bin die Vertretung in einer Einrichtung, wo Jugendliche, die kein Dach über den Kopf haben oder von zu Hause abgehauen sind, schlafen müssen. Dort sind zwar auch 2-3 weitere Erwachsene/Hilfen, nicht zwangsläufig beruflich erfahrene und schon stehen wir da. Es gibt da zum Beispiel die Regel, nach dem dritten Tag benötigen wir einen Ausweis, um weitere Thematiken für die Jugendlichen abzuklären. Das wissen Neulinge nicht und so könnten pfiffige Sprösslinge das ausnutzen. Und ich möchte nicht die sein, die dann der Spielverderber ist, den Jungen aus dem Bett holt, weckt und vielleicht rauswirft. Denn ja, wir dürfen ab den 3 Tag hintereinander ohne Ausweis den Jungen bei uns nicht mehr schlafen lassen.
Ich glaube nicht einmal, dass es das generelle Problem ist, nicht gut geschlafen zu haben und etwas zu spät zu kommen. Bei uns geht es eben übergreifend und Hand in Hand in den Beruf. Da muss man sich verlassen können. Wir haben, neben mir, etliche Quereinsteiger, die das Handwerk anders gelernt haben, Kerngeschäfte woanders mit Obdachlosen, im Milieu, Frauenhäusern oder beim Jugendamt hatten. Da muss man eben dann auch pünktlich sein, wenn man nicht gut gepennt hat.
Ich hatte mein Kernmilieu eben im Prostitutionsbereich. Ansprechpartnerin für Unterbringungen in Frauenhäusern, Anlaufadresse bei Zwangsprostitution und vieles mehr. Wenn mich nachts eine Dame anruft, die gerade von dem Zuhälter verprügelt wurde und ich würde zu spät kommen, kann das fatal sein. Die Frauen gehen eben nicht nur zur Polizei, sondern häufig zu uns Sozialarbeitern. Da da mehr Vertrauen herrscht. Ich würde mir das nie verzeihen, wenn das mal nach hinten los geht, weil ich nicht gut gepennt habe und ich bin mir sicher, das hat berufliche Nachspiele.
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