Sorgen solange verdrängen können, bis sie vergessen sind?

vom 29.11.2016, 01:19 Uhr

Ich mache mir generell immer viel zu viel Sorgen wegen allem und neige dazu, zu viel nachzudenken. Wenn mich etwas belastet, dann muss ich mich zwangsläufig dauernd damit auseinandersetzen, da die Gedanken immer wieder kommen. Auch wenn ich solche Gedanken gut beiseite schieben kann, wenn ich den ganzen Tag beschäftigt bin, kommen sie spätestens im Bett.

Mein Freund meinte vor kurzem zu mir, dass es bei ihm nicht so ist. Er könne Sorgen nicht nur dann gut verdrängen, wenn er beschäftigt ist, sondern eigentlich so gut wie immer. Wenn es sich nicht um etwas wirklich Schlimmes handelt, dann kann er schlechte Gedanken solange von sich wegschieben, bis sie irgendwann vergessen sind oder an Bedeutung verlieren.

Offen gestanden hört sich das wirklich praktisch an, wobei ich mir das auch nicht so recht vorstellen kann. Ich dachte immer, dass man irgendwann zusammenbricht, ausflippt oder dass es anderweitig eskaliert, wenn man immer alles in sich reinfrisst. Denn das ist es für mich. Denkt ihr, dass diese Taktik wirklich funktionieren kann?

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge



Du vergleichst Äpfel mit Birnen. Jeder Mensch ist anders gestrickt und manche sind nun einmal emotionaler als andere. Nur weil dein Freund weniger emotional ist wie du, muss das doch nicht heißen, dass er direkt durchdreht und Amok läuft, wenn er nicht chronisch über seine Probleme, Sorgen und Ängste spricht. Es ist eben eine Typfrage finde ich und nur weil bei ihm diese Taktik funktioniert, muss das bei sensibleren Menschen nicht genauso sein.

Bei meinem Freund ist das ähnlich. Er spricht nicht gerne über Probleme, er verdrängt sie. Er hatte zum Beispiel lange Zeit Probleme auf der Arbeit, sich aber angewöhnt, dass gar nicht mehr an die Arbeit gedacht wird, sobald er über unsere Türschwelle tritt. Das funktionierte auch ganz gut und er ist nie durchgedreht. Ich bin da aber anders, ich muss über meine Sorgen sprechen können, damit sie kleiner werden. Wenn ich die ganze Zeit schweige und sie in mich hinein fresse, dann explodiere ich und das tut mir psychisch auch nicht gut, mich da nicht mitteilen zu können, wobei ich mich aber nur ausgewählten Leuten mitteile und nicht direkt jedem auf der Straße.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge


Und was hat man davon wenn man alles verdrängt? Ich spreche auch nicht über meine Probleme sondern behalte sie für mich, arbeite aber immer an Lösungen und Ideen wie sich das beheben lässt und damit sind auch die Sorgen verschwunden wenn ein Lösungsweg vorhanden ist.

Würde ich das alles nur verdrängen, dann ist das Problem dahinter welches die Sorge verursacht hat aber noch lange nicht behoben und somit kann das immer wieder aufkommen und weitere Sorgen fabrizieren. Daher sehe ich es doch eher als Sinnvoll, wenn das Problem an der Wurzel gepackt wird damit aus diesem Problem keine Sorgen mehr entstehen.

Täubchen sagte aber schon, dass jeder unterschiedlich ist und seine eigene Art hat damit umzugehen. Einer verdrängt, der andere frisst bis zum explodieren und andere reißen die Wurzel des Übels aus. Da muss jeder seinen eigenen Weg für sich finden und lernen damit umzugehen, pauschale Ansätze gibt es jedenfalls nicht die bei allem und jedem funktionieren werden.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge



Ich gehöre auch eher zu den Menschen, die die Sorgen immer wieder überdenken und dann hoffentlich auch durch das Nachdenken irgendwann zu einer Lösung kommen. Aber es ist ja klar, dass jeder Mensch anders mit Problemen und Sorgen umgeht und dass manche Menschen es vielleicht auch schaffen, sie irgendwann zu vergessen, wenn sie lange genug nicht mehr darüber nachgedacht haben.

Für mich wäre das sicher nichts, weil ich das gar nicht schaffen würde, lange genug nicht über etwas nachzudenken, über das ich besorgt bin. Außerdem bringt es ja bei vielen Sachen nichts, wenn man einfach nicht mehr darüber nachdenkt, sondern man muss schauen, dass man die Sorgen los wird, indem man die Dinge regelt, die einem Sorge bereiten. Somit finde ich die Taktik nicht so nachahmenswert.

» Barbara Ann » Beiträge: 28945 » Talkpoints: 58,57 » Auszeichnung für 28000 Beiträge



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