Sorgen machen als Bervormundung empfinden?

vom 14.01.2019, 14:33 Uhr

Eine Freundin fühlt sich ständig von ihrem Freund bevormundet. Wenn sie mal erkältet ist oder sonst etwas hat, dann sagt ihr immer gleich, dass sie sich schonen soll und dicker anziehen und fragt dann auch immer, ob er ihr etwas aus der Apotheke holen soll. Sie meint, dass er sie da ständig bevormunden würde. Allerdings sorgt sich ihr Freund nur und möchte es ihr erleichtern und ihr behilflich sein. Ich könnte mir jedoch vorstellen, dass er sich so ausdrückt, dass es meine Freundin eben als Bevormundung auffasst.

Könnt ihr nachvollziehen, dass man es schnell falsch verstehen kann, wenn sich jemand Sorgen macht? Ist es durchaus schon vorgekommen, dass ihr euch da bevormundet gefühlt habt und eigentlich nur Sorge dahintersteckte? Wie geht ihr dann damit um? Meint ihr, dass es sich um übertriebene Sorge handelt, wenn sich die Person dann bevormundet fühlt?

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge



Ich kann sehr gut nachvollziehen, dass man es falsch verstehen kann, wenn sich jemand ständig um einen sorgt. Ich kenne das aus eigener Erfahrung, meine Oma war ähnlich. Ich bekam immer ungefragt Ratschläge und bin mir irgendwann komplett dumm und unfähig vorgekommen. Als ich sie darauf angesprochen hatte, meinte sie, sie mache sich einfach Sorgen um mich.

Es kann bei der betroffenen Person so ankommen, als wäre sie unfähig oder könne etwas nicht richtig. Vielleicht hängt es auch von den Erfahrungen ab, die man früher mit solchen über hilfsbereiten Menschen gemacht hat. Man kann sich schon richtig blöd vorkommen, wenn man wie ein Baby behandelt wird.

Irgendwie erinnert mich das auch an Helikoptereltern. Das sind Eltern, die ihren Kindern alles abnehmen, sie am liebsten in Watte packen und ständig um sie herum schwirren. Vielleicht hat der Freund die Erfahrung gemacht, dass sich niemand um ihn gekümmert hat und sie sollte einfach mal ein liebevolles Gespräch mit ihm führen?

» Bengelchen » Beiträge: 44 » Talkpoints: 6,89 »


Nelchen hat geschrieben:und fragt dann auch immer, ob er ihr etwas aus der Apotheke holen soll

Was soll daran Bevormundung sein, wenn er sie eben nur fragt, ob er für sie Medikamente besorgen soll? Es ist ja nicht so, dass er schon blind welche gekauft hat und sie ihr quasi tagtäglich in den Hals stopft. Was an so einer Frage bevormundend sein soll erschließt sich mir nicht.

Mich würden mal die Hintergrundfakten zu besagter Freundin interessieren. Ich habe festgestellt, dass Nesthäkchen mit überbesorgten Eltern eher zu solchen Triggern neigen, auch wenn es da natürlich auch Menschen gibt, die diese Kriterien nicht erfüllen und sich trotzdem getriggert fühlen.

Ich kann nachvollziehen, dass man sich von älteren Verwandten wie Großeltern oder Eltern bevormundend fühlt, aber wenn man sich wegen so einer Frage vom Partner bevormundend fühlt sollte man meiner Ansicht nach dringend an seinem Selbstwertgefühl arbeiten und hat ansonsten größere psychische Probleme, die man angehen sollte. Ich finde es nicht normal, dass man Dinge überinterpretiert und dann ein Fass aufmacht, obwohl es gar keinen Grund dazu gibt. Das zeugt doch nur von zu viel Langeweile.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Kann mir das gut vorstellen. Ich beobachte dies beim Bruder einer Freundin von mir. Dieser ist ständig bemüht seiner Freundin aus Sorge das Leben leichter zu machen. Für mich persönlich wäre dies anstrengend. So zerbrechlich bin ich ja auch nicht.

Es ist glaube ich weniger Bevormundung eher, dass Mann seinen Beschützerinstinkt ausleben will. Bei der besagten Person, die ich über die jahrelange Freundschaft mit seiner Schwester beobachten konnte würde ich es auch einengend empfinden. Doch seine Freundin ist so ein kleines Mädchen Typ die mag das anscheinend. Ich würde irgendwann durchdrehen, wenn man mich dauernd klein macht.

Doch im Grunde ist es zu gut gemeinte Fürsorge. Die Familie ist so. Meine Freundin, ihre Mutter, Bruder, Schwester, sobald ich nur ansatzweise ein Kälteempfinden habe, kommt schon "Ist dir kalt?, brauchst eine Decke?" oder sonstiges. Sie sind nun mal so. Ist ja nett. :-) Man sollte froh sein, dass es noch Männer gibt, die sich um das wohlergehen seiner Freundin kümmern. Doch verstehe ich auch, dass es nervig sein kann, wenn man eigentlich auf gleicher Augenhöhe mit dem Partner stehen will.

» TinaPe » Beiträge: 456 » Talkpoints: 15,33 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Es kommt wie immer auf das Maß an. Sich berechtigte Sorgen machen, wenn jemand krank ist, ist natürlich noch keine Bevormundung. Aber wenn die Sorgen übertrieben sind und dauernd geäußert werden, kann das schon ein Zeichen dafür sein, dass man die Person bevormunden möchte und dies unter dem Deckmantel der Sorge tut.

Dies ist oft bei Eltern der Fall, die ihren Kindern nichts erlauben und das damit begründen, dass sie sich Sorgen machen. Wenn man beispielsweise eine Siebzehnjährige nicht in einen Club gehen lässt, weil man sich Sorgen macht, dann ist das unter Umständen Bevormundung.

» anlupa » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Mich würde das auch nerven, wenn sich jemand bei mir wegen jedem Furz gleich "Sorgen macht" und diese dann nicht mal für sich behält, sondern mich damit behelligt.

Schließlich bin ich seit vielen Jahren erwachsen und weiß aus eigener Erfahrung, wie man mit dem ganzen leidigen Alltagskram wie beispielsweise einer Erkältung umgeht und brauche niemanden, der mir sagt, ich soll doch eine Mütze aufsetzen, wenn ich zur Apotheke marschiere und mir Lutschtabletten besorge. Außerdem hindert mich besagte Erkältung ja nicht daran, um Hilfe zu bitten, wenn ich sie brauche, und ich verwandele mich nicht automatisch in ein völlig lebensuntüchtiges Persönchen, welches nicht einmal mehr weiß, wie man Fieber misst.

Ich finde auch nicht, dass es daran etwas falsch zu verstehen gibt. Wenn sich jemand "Sorgen" macht, dass ich mit ganz normalen Situationen, wie sie jeder Mensch immer wieder erlebt, nicht klar komme, hält er mich offensichtlich für strohblöd, hilfsbedürftig, oder für in meiner Entwicklung verzögert, und das ist wahrhaftig kein Kompliment. Bei Kindern oder wirklichen Gründen, sich Sorgen zu machen wie einem Unfall mit Not-OP sieht es ja ganz anders aus, aber das sollte ja glücklicherweise nicht allzu häufig vorkommen.

» Gerbera » Beiträge: 11332 » Talkpoints: 52,90 » Auszeichnung für 11000 Beiträge


Ich würde mich nicht bevormundest fühlen, aber ich wäre wohl schon leicht genervt. Wenn ich erkältet bin führt das in der Regel eh dazu, dass ich nicht die beste Laune habe und wenn mir dann noch jemand sagt, dass ich einen Schal anziehen soll, würde das rein gar nicht helfen.

Ich bin ein erwachsener Mensch, das ist nicht meine erste Erkältung, ich weiß, dass es schlecht für das Immunsystem ist wenn man friert und so weiter. Außerdem stellt sich die Frage, warum sich jemand "Sorgen macht" wenn ich eine Erkältung habe. Das ist keine lebensgefährliche Erkrankung, das ist ein banaler Infekt, der die meisten Menschen mindestens einmal im Jahr erwischt.

Die Frage, ob man etwas aus der Apotheke mitbringen soll, finde ich hingegen normal. Es sei denn natürlich der Sorgen machende rennt mitten in der Nacht los und klingelt den armen Apotheker für ein Schnupfenspray aus dem Bett. Aber wenn ich eh einkaufen gehe und mein Partner sitzt da mit einer Triefnase würde ich schon fragen, ob er ein Schnupfenspray braucht.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge



Jemanden fragen, ob er etwas aus der Apotheke möchte wenn er krank ist, empfinde ich persönlich jetzt nicht als Bevormunden. Bei der Bitte sich wärmer anzuziehen, kann ich es schon eher verstehen. An sich passiert es glaube ich gar nicht so selten, dass der eine sich nur sorgt und der andere es als Bevormundung empfindet. Das liegt denke ich an den verschiedenen Persönlichkeiten. Wer selber jemanden so etwas nicht fragen würde, oder nicht darauf hinweisen würde, dass es kalt ist der empfindet es einfach denke ich schneller als Bevormundung. Der andere macht sich da aber oft keine Gedanken drüber, dass es so aufgefasst wird, weil er es nicht so auffassen würde.

Ich hatte das schon ein paar Mal mit meiner Schwester. Ich habe da zum Beispiel gefragt ob sie an irgendwas gedacht hat und habe das nie böse gemeint, sondern weiß wie schnell man es übersieht oder vergisst, aber sie dachte ich würde sie für unfähig halten, was nie meine Intention war.
Daher ist es wichtig generell offen zu Kommunizieren und dem eigenen seine Sichtweisen und Gefühle in solchen Situationen mitzuteilen, damit man von einander lernt wie es gemeint ist und der andere es versteht.

» milli23 » Beiträge: 1214 » Talkpoints: 2,62 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Ich weiß nicht. Einerseits würde ich es schon als übertrieben empfinden, wenn ich eine einfache Erkältung habe und mein Partner meint, dass ich mich dicker anziehen soll und wie, wo und wann ich mich schonen sollte. Es ist doch eine ganz normale Erkältung, die jeder mal bekommt und man kann sich doch auch bei anderen Leuten anstecken. Da muss man nicht gleich übertreiben, wie ich finde.

Allerdings empfinde ich solche Ratschläge nicht als Bevormundung. Wenn mir jemand einen Gefallen tun möchte und ich krank nicht selbst zur Apotheke laufen muss, dann wäre ich dankbar und würde das gar nicht als Bevormundung ansehen. Ich würde mich darüber eher freuen oder mich erleichtert fühlen, vor allem wenn ich durch eine Erkältung schlecht gelaunt bin.

Ansonsten kann ich mir schon vorstellen, dass man Sorgen von seinen Mitmenschen als Bevormundung empfinden kann. Bei dem Thema Krankheit und Gesundheit habe ich aber eine andere Meinung.

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» soulofsorrow » Beiträge: 9232 » Talkpoints: 24,53 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Ich denke auch, dass das einfach eine Gratwanderung zwischen Bevormundung und Sorge ist und dass es unter Umständen auch schnell falsch verstanden werden kann. Natürlich steckt in dem beschriebenen Fall Sorge dahinter, aber ich muss sagen, dass ich das auch als Bevormundung empfinden würde, wenn mir dann gesagt wird, dass ich mich dicker anziehen soll und solche Dinge.

Das kann man als erwachsener Mensch doch selber entscheiden und wenn sich jemand übertriebene Sorgen macht und schon bei einer einfachen Erkältung so reagiert, dann muss ich sagen, dass ich da schon ein ernstes Gespräch führen würde, dass ich das einfach übertrieben finde, auch wenn es nett gemeint ist. Die Frage, ob aus der Apotheke etwas mitgebracht werden kann, finde ich auch nicht schlimm, allerdings ist es dann sicher das Gesamtpaket an Fragen und Sorgen, was deine Freundin stört und das verstehe ich.

» Barbara Ann » Beiträge: 28945 » Talkpoints: 58,57 » Auszeichnung für 28000 Beiträge


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