Sollten psychisch Kranke und Labile eine Familie gründen?

vom 03.07.2017, 09:49 Uhr

Ich habe hier Bei sozialer Phobie keine Aussicht auf Besserung in Zukunft? und in einigen anderen Threads von einer Bekannten mit einer sozialen Phobie geschrieben. Sie hat teilweise auch Depressionen, igelt sich ein, meint, dass man ihr nur Böses will und hat, so wie man es ihr auch anmerkt, wenn man sie kennt eine sehr labile Psyche.

Nun kommt sie mit einem Kinderwunsch an. Ihr Partner aber sieht die Psyche der Frau tagtäglich und ist auf jeden Fall gegen ein Kind, weil er auch nicht will, dass das Kind bei einer psychisch kranken Frau aufwächst. Er steht seiner Partnerin auch zur Seite, auch wenn er viel alleine unternehmen muss um sich nicht auch noch einzuigeln.

Sollten psychisch kranke Menschen überhaupt Kinder bekommen? Denkt ihr, dass es dem Kind auf keinen Fall gut tun kann auf Dauer und sollte da das Jugendamt mit nach schauen? Die Mutter der kranken Frau meint auch, dass es eher unverantwortlich ist. Aber man kann ja einer psychisch kranken Frau nicht verbieten Kinder zu bekommen. Was denkt ihr darüber?

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Wieso denn nicht? Wenn man um sein Problem weiß, dann kann man auch dementsprechend auf die Mutter Kind Beziehung aufpassen und beobachten wie es läuft. So ein Kind kann eine ganz gute Auswirkung haben. Immerhin weiß man ja, dass das Kind herausgehen muss und auch mit anderen Kindern spielen muss. Da kann einen die Mutterliebe schon dazu bringen, dass man auch mal Grenzen überwindet.

Es ist aber wichtig, dass das alles beobachtet wird und auch unter Aufsicht eines Psychologen stattfindet. Psychisch krank ist ja nicht immer gleich und manche Sachen kann man auch überwinden. Deswegen ist man auch nicht sofort eine schlechte Mutter.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Also ich selber kenne psychisch kranke Mütter, die sehr wohl eines oder mehrere Kinder haben, die selber nicht psychisch labil sind. Also die Kinder sind eigentlich ziemlich fröhlich. Ich muss aber dazu sagen, dass es daran liegt, dass sich der Vater der Kinder gut darum kümmert.

Es gab auch schon die Situation, wo sich die Mutter alleine darum gekümmert hat und diese war schlichtweg überfordert. Sie hat ihn dann beispielsweise nicht regelmäßig bis fast gar nicht in unsere vorschulische Einrichtung geschickt und hat ihm immer ungesunde Jause mitgegeben, ihn vergessen abzuholen und andere Geschichten.

Dann behauptete sie uns gegenüber, dass er krank wäre und ich traf sie am selben Tag im Hallenbad. Ich weiß von einer Bekannten, dass es wirklich nicht gut um die Mutter steht und bin jetzt wirklich froh, dass die Beiden das geklärt haben und jetzt der Papa und die Oma auf die Kinder schaut.

Das Kind ist viel fröhlicher geworden. Hier in dem Beispiel wird aber klar, dass sich der Partner sehr um seine Partnerin bemüht. Ich denke aber auch, dass es vielleicht so wäre, dass der Partner dann überfordert wäre, wenn er sich jetzt um die Frau und um ein eigenes Kind kümmern würde.

Denn so etwas würde dann alles an ihm hängen bleiben, wenn man einmal ehrlich ist. Aus so einer Depression kommt man nämlich nicht so leicht wieder heraus. Und wer schon einmal in so einer Situation war, der weiß, dass auch ein Kind kein Ausweg aus dieser Situation darstellt.

Deshalb kann ich wirklich verstehen, dass der Partner der Frau dann vom Kinderwunsch abrät. Die beiden bräuchten dann wirklich ganz viel Unterstützung von Verwandten, Angehörigen, Freunden und eventuell auch soziale Hilfe vom Staat, eventuell einer Familienhelferin.

» nordseekrabbe » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Ich denke, dass man das pauschal wieder gar nicht sagen kann. Es kommt sicherlich auf die Art der psychischen Erkrankung an und wie ausgeprägt diese ist. Ich denke, dass es auch der Betroffene selbst entscheiden muss. Sicherlich wird deine Nichte ja auch in Behandlung sein und vielleicht auch mit ihren Ärzten oder Therapeuten über den Kinderwunsch sprechen.

Ich würde da nicht direkt ausschließen ein Kind zu bekommen. Vielleicht geht es einem Betroffenen auch nur phasenweise nicht gut. Auch spielt es sicher eine Rolle, wie sehr der Partner hinter einem steht und was man sich als Betroffener selbst zutraut.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge



Es ist pauschal nicht möglich zu sagen, welche psychisch kranke Person in der Lage ist, seine "Krankheit" so zu verbergen, dass Kinder nicht leiden oder nicht. Es gibt viele Krankheitsbilder wie Schizophrenie und Psychopathie, wo ich abraten würde, Kinder in die Welt zu setzen. Es kommt halt auf die psychologische Krankheit an.

Wer Borderline hat, ist meist zu sehr mit sich beschäftigt, als das man einem Kind wirklich das geben kann, was er/sie braucht. Schizophrenie und Psychopathie sind zwei schwere Krankheitsbilder, die auch genetisch bedingte Nachteile mit sich bringen können, sodass ich auch aus diesem Aspekt darauf verzichten würde, hier Kinder in die Welt zu setzen. Das dürfte klar sein oder?

Es kommt offenbar immer darauf an, wie weit eine Krankheit ausgeprägt ist, was es für eine Krankheit ist und ob Betroffene schon etwas dagegen tun, um das Problem nicht am Ende auf ihre Kinder abzuwälzen. Es gibt genügend Menschen, die es schaffen, ihre Krankheit, das mögliche Verhalten sowie die Benachteiligungen nicht auf das Kind zu wälzen, was sicherlich ausschlaggebend dafür ist, dass man auch Kinder haben kann, wenn man psychisch krank ist.

Wenn man nicht gerade posttraumatische Belastungsstörungen mit Kindern oder so hat, dann spricht da auch nichts geben. Sozial Phobie ist nicht zwangsläufig abfärbbar, sodass man auch durchaus Kinder in die Welt setzen kann. Man muss daher wirklich das Krankheitsbild sowie die Auswirkungen auf den Alltag kennen, um pauschal sagen zu können, wer besser nicht oder bei wem das kein Problem darstellt.

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» Kätzchen14 » Beiträge: 6121 » Talkpoints: 1,40 » Auszeichnung für 6000 Beiträge


Ich denke, dass man selbst mit posttraumatischer Belastungsstörung, die durch emotionale oder körperliche Gewalt im Kindesalter verursacht wurde, Kinder haben darf. Klar, psychische Erkrankungen sind eine Belastung, aber bedeutet dies gleich, dass man nicht liebevoll mit Kindern umgehen kann, nur weil man selbst Scheiße erlebt hat?

Trotz meiner Erlebnisse komme ich mit Kindern super klar und möchte in den nächsten Jahren auch selbst welche haben, auch wenn ich psychische Probleme mit somatoformen Schmerzen habe. Dann muss der Partner halt auch mal mit anpacken, wenn es hart auf hart kommt.

Hätte ich Schizophrenie oder eine Krankheit, die klar erblich bedingt ist, dann würde ich mir auch überlegen, ob ich Kinder in die Welt setze. Aber bei Depressionen oder PTBS gibt es immer Möglichkeiten und Wege und für die Vergangenheit kann niemand etwas.

Mir geht es phasenweise zum Beispiel großartig und phasenweise echt mies. Aber auch für diese Probleme gibt es Lösungen, selbst mit einem Kind. Außerdem kann man dem Kind auch erklären, dass die Mutter krank ist und Schmerzen hat, ohne ihm ein schlechtes Gewissen einzureden und ohne es in die Pflicht zu nehmen sich kümmern zu müssen.

» Wibbeldribbel » Beiträge: 12585 » Talkpoints: 9,82 » Auszeichnung für 12000 Beiträge


Bin ich hier die Einzige, der sich die Nackenhaare aufstellen bei Fragen, ob diese oder jene unperfekten Menschen eine Familie gründen sollen "dürfen"? So lang ist die Zeit noch nicht her, als man mit, sagen wir, undemokratischen Mitteln "erbgesunden" Nachwuchs gefordert hat und Leute mit Krankheiten und Behinderungen als unnütze Verschwendung staatlicher Ressourcen gesehen hat, die es möglichst zu verhindern galt. Oder schlimmeres.

Wer bestimmt schließlich, wer zu "labil" ist, um Kinder zu bekommen und sie zu erziehen? Es gibt viele Leute, die keine Diagnose haben und nach außen hin top funktionierende Mitglieder der Gesellschaft und Steuerzahler sind und hinter verschlossenen Türen dennoch Zigaretten auf der Haut ihrer Kinder ausdrücken.

Und umgekehrt heißt es ja nicht umsonst, dass gesund nur gleichbedeutend mit "schlecht untersucht" sei. Deswegen bin ich mir sicher, dass man auch bei "guten" Eltern und funktionierenden Familien nur ein bisschen graben müsste, um festzustellen, dass Frau A schon als Teenager Ess-Störungen hatte, Herr B ein Drogenproblem oder dass jemand wegen Burnout in Behandlung war. Soll man den Leuten dann die Kinder wegnehmen, weil sie offensichtlich nicht psychisch stabil sind? Wo zieht man die Grenze? Dann kann man meines Erachtens gleich mit einem Zuchtprogramm anfangen und große Teile der Bevölkerung von der Fortpflanzung ausschließen.

» Gerbera » Beiträge: 11332 » Talkpoints: 52,90 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Mir haben sich bei dieser Überschrift auch gerade die Nackenhaare aufgestellt und es sind Gedanken an nationalsozialistisches Verhalten aufgekommen, die vorschrieben, wer sich zu vermehren hat und wer es nicht darf. Ich hatte eigentlich gehofft, dass solches Gedankengut inzwischen kaum noch existent ist.

Ich denke, dass das absolut nicht pauschal beantwortet werden kann. Und ich wüsste auch nicht, wo denn die Grenze zu ziehen ist. Und wenn man schon beim Thema ist: Wieso dürfen sich denn bitte einige dieser absolut dummen Personen vermehren, die ihren Kindern beibringen, dass alles Gemüse und Obst Gift ist, abgepacktes Fleisch und Wurst von Kunstschweinen kommt und dort alle Vitamine drin sind und sich ansonsten von Erdbeerkäse ernähren?

Ich wüsste auch nicht, warum sich jemand mit einer harmlosen Angststörung wie etwa Flugangst oder Angst vor Spinnen nicht vermehren dürfen sollte? Und wenn ein psychisch Kranker gut eingestellt ist, wirkt es sich auch nicht auf die Kinder aus.

Ich denke, dass sich diese Frage einfach nicht stellt. In diesen Fällen ist eben das Umfeld gefragt, dass sie sich auch um die Kinder sorgen und gucken, dass es ihnen gut geht. Aber das sollte eh generell der Fall sein, denn auch an sich gesunde Menschen können schlechte Eltern für ihre Kinder sein. Um einem Kind zu schaden muss ich nicht psychisch krank oder irgendwie behindert sein!

» SonjaB » Beiträge: 2698 » Talkpoints: 0,98 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


SonjaB hat geschrieben:Ich wüsste auch nicht, warum sich jemand mit einer harmlosen Angststörung wie etwa Flugangst oder Angst vor Spinnen nicht vermehren dürfen sollte? Und wenn ein psychisch Kranker gut eingestellt ist, wirkt es sich auch nicht auf die Kinder aus.

Da stimme ich dir schon zu, aber in dem konkreten Beispiel geht es, wie du in dem Thread Bei sozialer Phobie keine Aussicht auf Besserung in Zukunft? geht es um eine junge Frau Mitte 20, die so massive psychische Probleme hat, dass sie berentet werden soll und dann im Prinzip lebenslang arbeitsunfähig sein wird. Ich finde, dass da schon extrem heftige psychische Probleme vorhanden sein müssen, dass man mit Mitte 20 schon sagen kann, dass sich in den nächsten 40 Jahren - trotz Therapie und Medikamenten möglicherweise - keine Besserung einstellen wird.

Daher kann ich schon die Bedenken nachvollziehen, ob so eine Frau überhaupt eine (gute) Mutter sein kann. Wenn die psychischen Probleme so massiv sind, dann werden diese einen beträchtlichen Fokus im Leben bekommen und das könnte bei eventuell vorhandenen Kindern massive Schäden verursachen. Wobei das der Betroffene selbst entscheiden muss, ob er sich das zumuten will und Kinder haben will oder nicht.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge


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