Sollten Handwerker einkommensbedingte Preise verlangen?

vom 07.08.2018, 20:41 Uhr

Es war gerade die Diskussion, ob reiche Leute für dieselbe Leistung mehr bezahlen sollten, weil arme Leute wie Teilzeitarbeiter oder HartzVI Empfänger einfach nicht so viel bekommen und für sie teilweise eine Handwerkerstunde fast nicht mehr leistbar ist.

Millionäre oder Besserverdiener merken aber die für die "normalen Leute" teuren Handwerkerstunden gar nicht, wenn sie so eine zahlen müssen. Allerdings muss man sagen, dass die meisten Leute das Geld nicht in die Wiege gelegt bekommen haben und auch hart dafür gearbeitet haben, oder immer noch müssen.

Jetzt die Frage: Findet ihr, dass die Handwerkerstunden nach dem Einkommen berechnet werden sollten? Also dass "arme" Leute weniger für dieselbe Arbeit und denselben Arbeitsaufwand bezahlen sollten, als "reiche" Leute? Oder denkt ihr, dass es immer gleich viel kosten sollte, egal wie hoch das Einkommen der Kunden ist?

» nordseekrabbe » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Super Idee! Der Betrieb, der in einer armen Region oder in einer armen Stadt sitzt, kann dann leider seine Mitarbeiter und seine Rechnungen nicht mehr bezahlen, weil er zu viele arme Kunden hatte? Und Betriebe in Mischgebieten kommen im Notfall nicht zum Geringverdiener, weil der Reiche keinen Notfall hat aber besser zahlt?

Und wie beauftrage ich dann einen Handwerker? Muss ich den Einkommensteuerbescheid der letzten drei Jahre vorlegen und falls vorhanden Unterhaltspflichten nachweisen? Oder müssen die Kontoauszüge dazu, damit der Handwerker gucken kann, ob ich anderweitig Sparpotenzial habe?

» cooper75 » Beiträge: 13411 » Talkpoints: 515,76 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


@cooper75: Ich bin froh, dass du das so kritisch siehst, auch wenn es etwas sarkastisch geschrieben ist. Aber der Beitrag sollte zu Diskussionen anregen. Es ist einfach die Frage, warum sich arme Familien bei uns heutzutage keine Handwerker mehr leisten können.

Da wäre doch die Idee gut, dass diejenigen, die über dem Durchschnitt verdienen, auch etwas mehr geben können? Ich kenne viele arme Familien, die in Bruchbuden leben, weil sie es sich nicht, oder erst relativ spät leisten können, einen Handwerker zu beauftragen. Und man hat ja nicht immer im Bekanntenkreis jemanden zur Verfügung, der das richten kann ohne so viel zu verlangen.

Ich würde mich selber jetzt nicht als arm bezeichnen, aber ich war durchaus schon in der Lage, dass das Waschbecken mit Unterstellboiler professionell von einem Handwerker angefertigt werden musste, weil man sonst selber haftet, wenn ein Wasserschaden entsteht. Dieser wird dann auch nicht vom Vermieter getragen, ist klar.

Und für mich, da ich jetzt wirklich nicht an der Armutsgrenze lebe, war der Beitrag für die 50 Minuten schon saftig. Also ich musste wirklich etwas von dem, was ich auf die Seite gelegt habe, angreifen, um das zu bezahlen. Klar ist die Idee utopisch, weil die Fachkräfte so nicht finanziert werden können. Aber eine Überlegung wäre es doch auch wert, wenn ein Handwerker oder der Chef des Unternehmens bei wirklich engen Familienverhältnissen ab und an ein Auge zudrückt und weniger verlangt.

Was für ein Betrag, liegt natürlich in seinem eigenen Ermessen. Ich kenne das so beispielsweise von örtlichen Pizzadiensten. Sie beliefern arme Rentner einmal monatlich ehrenamtlich mit kostenlosem Essen. Ich finde, dass es viel mehr solche Firmen geben sollte, die sich sozial engagieren. Denn unter all den schwarzen Schafen sind wirklich Menschen dabei, die über ihre Armut nicht sprechen und diese still hinnehmen. Solchen Menschen gehört von Menschen, die etwas mehr besitzen, etwas Unterstützung, so finde ich.

Und wenn ich von solchen Missständen erfahre, dass Menschen ein Leben lang gearbeitet haben und sich nicht einmal die nötigsten Dinge leisten können, dann werde ich ganz traurig. Ich habe keine eigene Firma, aber ich würde da auch meinen finanziellen Teil dazu beitragen.

» nordseekrabbe » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Und wie stellt man dann sicher, dass das Geld tatsächlich bei Bedürftigen ankommt? Zumal es ja nicht so ist, dass man wenig für den Staat und damit für die Allgemeinheit abgibt. Wären meine Kinder hier in den Kindergarten gegangen, hätten wir zwei Jahre fast 1.200 Euro monatlich gezahlt und danach immer noch fast 900 Euro. Es ist ja nicht so, dass man nicht sowieso an allen Ecken und Enden abgibt. Dazu noch was ehrenamtliches. Es muss dann doch auch mal gut sein. Die Hälfte ist doch für Steuern und Sozialabgaben eh schon weg.

» cooper75 » Beiträge: 13411 » Talkpoints: 515,76 » Auszeichnung für 13000 Beiträge



Nein, das Ganze ist eine ausgemachte Schnapsidee und kann doch gar nicht funktionieren. Und selbst wenn, warum dann gerade nur die Handwerker? Das ganze Modell könnte man ja auch auf die Gaststättenbetreiber, Hoteliers, Reisebüros u.s.w. ausdehnen und überall einkommensbedingte Preise verlangen. So etwas wäre doch gar nicht durchsetzbar oder kontrollierbar und wer schlägt denn solch einen Quatsch vor?

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» Pfennigfuchser » Beiträge: 3767 » Talkpoints: 34,25 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Ich finde diese Idee ziemlich sinnfrei und gar nicht umsetzbar. Wie schon angemerkt worden ist, würden dann ja die Handwerker die in einkommensschwachen Regionen angesiedelt sind, eher benachteiligt werden und leider muss man nicht Strom und Miete abhängig vom Einkommen bzw. Verdienst zahlen, sondern man hat dafür feste Größen. Wenn die Ausgaben abhängig von den Einnahmen wären wäre das vielleicht noch umsetzbar, aber die Realität sieht da anders aus.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge


Ich muss auch sagen, dass die Idee vielleicht gut gemeint ist, dass die ärmeren Menschen für die gleiche Leistung nicht so viel bezahlen müssen wie die Menschen, die ich das besser leisten können. Aber ich würde leider auch sagen, dass das so nicht wirklich umsetzbar ist und dass dann andere Branchen vielleicht auch nachziehen müssen.

Das führt dann am Ende vielleicht dazu, dass man überall sein Einkommen offenlegen muss, wo man etwas bezahlen muss und das kann es doch auch nicht sein. Sicher sind Handwerker schon nicht günstig und wenn etwas kaputt ist, dann muss das Geld auch schnell da sein und bezahlt werden. Dass das für einkommensschwache Menschen nicht gut leistbar ist, das sehe ich ein.

Aber trotzdem muss dann eine andere Lösung gefunden werden, weil es für einen Handwerker eben dann auch nicht mehr möglich ist, seine Angestellten zu bezahlen, wenn er in einem Monat nur bei nicht so reichen Menschen gearbeitet hat.

Oder die ärmeren Menschen haben gar keine Möglichkeit mehr, einen Handwerker zu finden, weil diese dann natürlich lieber bei reichen Kunden arbeiten möchten. Also würde ich sagen, dass dieser Gedankengang nicht so wirklich ausgereift ist und dass diese einkommensbedingten Preise nicht wirklich möglich sind.

» Barbara Ann » Beiträge: 28945 » Talkpoints: 58,57 » Auszeichnung für 28000 Beiträge



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