Sollten Grundschullehrer am meisten verdienen?

vom 21.05.2016, 08:35 Uhr

Ich habe neulich in einem Forum gelesen, in dem es um Lehrer, deren Ausbildung und Qualifikation sowie deren Gehalt ging. Ein User meinte dann, dass es eine Schande wäre, dass die Grundschullehrer so wenig verdienen würden und dass Lehrer in weiterführenden Schulen mehr verdienen würden als Grundschullehrer.

Denn Grundschullehrer hätten die meiste Verantwortung, weil die Kinder in dem Alter noch am leichtesten zu erziehen und zu prägen wären und daher wäre das Gehalt im Verhältnis zur Verantwortung zu mickrig und gar nicht zu rechtfertigen. Wie seht ihr das? Seid ihr auch der Meinung, dass Grundschullehrer von allen ausgebildeten Lehrern am meisten verdienen sollten, da da die Verantwortung am größten ist? Oder ist das kompletter Unsinn?

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Ich finde nicht dass ein Grundschullehrer mehr oder weniger verdienen sollte als andere Lehrer. Es gibt ja auch nicht nur Lehrer an der Schule, sondern auch Ausbilder in betrieblichen Einrichtungen die auch hier einen ganz anderen Lernstoff vermitteln.

Es gibt ein Allgemeines Gleichbehandlungsgesetz (AGG). Darin wird gesetzlich festgelegt, dass Menschen nicht wegen ihrer Religion, dem Alter usw. unterschiedlich behandelt werden sollen. Ich würde mir wünschen, dass es so ein Gesetz auch für die Lohngestaltung gibt, welches vielleicht nach Berufsbranchen aufgeteilt wird.

Man kann pauschal nicht sagen, dass ein Grundschullehrer es einfacher oder schwerer hat als ein Lehrer an einer weiterführenden Schule. Genauso wenig kann ich sagen, dass mein Job vielleicht anstrengender ist als der Job von meinem Nachbarn. Eine einheitliche Regelung sollte her. Meiner Meinung nach werden so einige Berufe dermaßen schlecht bezahlt wo der Verdienst nicht einmal zur Deckung des Lebensunterhaltes ausreicht.

» VNESS18 » Beiträge: 66 » Talkpoints: 36,19 »


Denn Grundschullehrer hätten die meiste Verantwortung, weil die Kinder in dem Alter noch am leichtesten zu erziehen und zu prägen wären und daher wäre das Gehalt im Verhältnis zur Verantwortung zu mickrig und gar nicht zu rechtfertigen. Wie seht ihr das?

Ich glaube nicht, dass ein Lehrer bei den hierzulande üblichen Klassenstärken überhaupt die Möglichkeit hat, einen wesentlichen Einfluss auf die Erziehung der Kinder zu nehmen. Außerdem ist der Job eines Lehrers das Vermitteln von Wissen und nicht die Erziehung. Das ist immer noch die Aufgabe der Eltern. Von daher wäre für mich das Argument schon hinfällig.

Außerdem müsste man mit dieser Argumentation den Erziehern im Kindergarten noch einmal mehr bezahlen als allen Lehrern, da hier das Argument sogar noch eher gültig wäre.

» Weasel_ » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Wenn es danach geht, gibt es noch viele andere Berufsgruppen, die auch eine extrem hohe Verantwortung haben und somit mehr verdienen sollten. Beispielsweise hat ein Erzieher meiner Meinung nach eine noch höhere Verantwortung, als ein Grundschullehrer. Die Kinder in der Grundschule sind schon weitestgehend selbstständig und können sich beispielsweise in Notfällen gegenseitig unterstützen. Im Kindergartenbereich muss die Aufsichtsperson überall ihre Augen haben und das oft auf bis zu 20 Kinder gleichzeitig, auch wenn der Betreuungsschlüssel etwas anderes behauptet.

Nicht nur im sozialpädagogischen Bereich, sondern auch bei der Polizei, als Krankenpfleger oder Pilot übernimmt man enorm viel Verantwortung, in meinen Augen ebenfalls noch mehr im Vergleich zum Grundschullehrer. Abgesehen davon gibt es Berufe welche nicht nur psychisch, sondern auch körperlich noch um einiges anstrengender sind. Was Lehrer an weiterbildenden Schulen angeht haben diese zwar selbstständigere Schüler, was jedoch nicht heißt, dass dies mit weniger Verantwortung verbunden ist. Gerade in der Pubertät ist es extrem schwierig dem Beruf gerecht zu werden, den Schülern etwas beizubringen.

Generell ist es aber so, dass das Lohnsystem meistens auch ungerechte Aspekte hat. Meiner Meinung nach könnten Menschen in sozialen und pflegerischen Berufen, aber auch im handwerklichen Bereich mehr Geld verdienen. Doch auch in Berufsgruppen, wo man meint die Entlohnung wäre gerecht, können sich Personen noch benachteiligt fühlen. Ich glaube es ist sehr schwer da eine pauschale Aussage zu treffen, dies hängt immer vom eigenen Beruf und den Erfahrungen damit ab.

» bambi7 » Beiträge: 1248 » Talkpoints: 16,84 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Aber ich werfe einfach mal die Gegenfrage in den Raum. Ist es denn Fair, wenn Erzieher und Grundschullehrer deutlich weniger Einkommen haben? Klar könnte man beim Erzieher vielleicht bei manchen noch antworten, dass die nicht studiert haben, wobei das nicht bei allen der Fall ist.

Eine zumindest gleiche Bezahlung aller staatlich angestellten Lehrer fände ich auch fair. Ob Grundschullehrer wirklich mehr verdienen müssten, sei mal dahin gestellt, also ob man eine Ungleichbehandlung gleich ins andere Extrem kippen muss.

Im Übrigen finde ich es schwierig, wenn Leute, die nie unterrichtet haben sich ein Urteil erlauben, wie schwierig welcher Job an welcher Schule ist. Klar bringen pubertierende Schüler andere Herausforderungen mit, als sehr junge Schüler. Aber wenn man dann die Einkommen von einem Gymnasiallehrer mit einem Lehrer an einer Hauptschule vergleicht, dann fällt einem trotz gleichem Alter der Schüler wieder eine Ungleichbehandlung auf. Das mag vielleicht nicht in allen Bundesländern so sein, aber ich kenne es so. Ist das dann fair? Hat ein Gymnasiallehrer einen schwereren Job als ein Hauptschullehrer?

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» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge


Ich habe den Eindruck, dass soziale Berufe im Allgemeinen, vom Erzieher bis zum Krankenpfleger, unverhältnismäßig schlecht bezahlt werden. Vielleicht ist es in anderen Ländern anders, aber ich kenne es nur so, dass manche Tätigkeiten (Bankwesen, Profi-Fußball, bestimmte Wirtschaftszweige) als höherwertiger angesehen werden als andere Berufe. Und zu den wenig angesehenen und entsprechend schlechter entlohnten (ich glaube sowieso, dass sich Ansehen und Bezahlung gegenseitig bedingen) Berufsfeldern gehört der gesamte soziale Bereich.

In meinen Augen ist dies natürlich unfair, da es sich hier um qualifizierte Berufe handelt, die ein hohes Maß an Verantwortung mit sich bringen und selbstverständlich für die Gesellschaft und für ein funktionierendes Zusammenleben eher wichtiger sind als Zahlenjongleure oder abgehobene Manager-Jobs.

Aber solange sich die gesellschaftliche Einstellung zu Erziehern, Grundschullehrern und ähnlichem nicht ändert und es weiterhin heißt "Wozu verlangt ihr so viel Kohle dafür, dass ihr mit Knetmasse bastelt und Lieder vom Regenbogenfisch singt?", wird sich daran wohl kaum etwas ändern. Die Lobby ist einfach nicht stark genug.

» Gerbera » Beiträge: 11332 » Talkpoints: 52,90 » Auszeichnung für 11000 Beiträge


Ich finde die gesamte Diskussion ziemlich müßig. Man kann in einer Marktwirtschaft einfach nicht verschiedene Berufe im Sinne der Fairness beurteilen. Darum geht es nicht bei der Bezahlung in einer Marktwirtschaft. Da geht es doch nur darum, ob der Lohn im Verhältnis zur erbrachten Wirtschaftsleistung so bemessen ist, dass damit ein anderer noch genug Geld verdienen kann.

Daher kann man auch durchaus einem Banker hunderttausende Euro Boni bezahlen, wenn er im Jahr eben entsprechend viel Geld für sein Unternehmen erwirtschaftet hat. Daher kann man auch einen Fussballprofi mit mehreren Millionen entlohnen, weil er das Geld halt wieder reinholt. Sicher mag das oft nicht fair sein, aber es ist nun mal so. Ich würde auch gerne ein paar Millionen Euro im Jahr verdienen, aber mir schauen halt bei meiner Arbeit nicht jedes Wochenende 50.000 Menschen zu, die dafür auch noch Eintritt zahlen. Also kann es sich mein Arbeitgeber nicht leisten, mir soviel Geld zu bezahlen. Mag unfair sind, ist aber halt so.

Aus diesem Grund kann man bei solchen Gehaltsdiskussion eigentlich auch nur ähnliche Berufe miteinander vergleichen. Also hier eigentlich nur Grundschullehrer mit anderen Lehrern. Und ja sie werden dabei etwas schlechter bezahlt. Aber ich denke, dass hat auch seine Gründe. So ist die Nacharbeit ja eine deutlich andere, als zum Beispiel am Gymnasium. Der Grundschullehrer kann sich ja im Prinzip seinen Rahmenstundenplan in den ersten Jahren zurecht legen und ab dann mehr oder weniger immer dasselbe unterrichten. Das sieht in den höheren Schulen ganz anders aus. In vielen Fächern kommt immer mal wieder neues Wissen dazu, wird der Lehrplan geändert, gibt es auch tagesaktuelle Themen, die jedes Jahr aufs Neue eingeflochten werden müssen. Auch ist denke ich der gesamte Anspruch an den Unterricht ein deutlich höherer mit aufsteigender Schule.

Ich denke daher, dass unterschiedliche Gehälter bei den Lehrern daher durchaus gerechtfertigt sind. Auch wenn ich selber kein Lehrer bin, ist der Beruf des Grundschullehrers in meinen persönlichen Augen schon etwas leichter als am Gymnasium.

» Klehmchen » Beiträge: 5487 » Talkpoints: 1.012,67 » Auszeichnung für 5000 Beiträge



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