Sollten Eltern dem Nachwuchs das Feilschen lehren?

Ich finde es gibt so einige Sachen, die Eltern ihrem Nachwuchs beibringen sollte, um selbstständiger und unabhängiger zu werden. So sollte ein Erwachsener Verantwortung übernehmen können und seinen Lebensunterhalt selbst bestreiten können ohne auf die Hilfe anderer angewiesen zu sein.

Eine Freundin von mir meint jedoch, dass auch das Feilschen zu diesen Dingen gehört, die Eltern unbedingt ihren Kindern beibringen sollten. Ihre Eltern sind mit ihr oft auf Flohmärkte und Basare gegangen und haben dort gehandelt. Ihr war das eine Zeit lang ziemlich peinlich, aber im Nachhinein betrachtet sie diese Zeit als sehr positiv. Denn so konnte sie sich das eine oder andere aus der Trickkiste abschauen und konnte bei ihrem ersten Auto erfolgreich am Preis handeln.

Ich finde nicht, dass Feilschen unbedingt zu den Dingen gehört, die man von den Eltern lernen muss. Mit ein bisschen Mut und Übung kann man sich das auch selbst beibringen, es braucht nur Zeit. Ich habe das Feilschen damals von meinem älteren Bruder gelernt, der das wirklich super kann. Wie seht ihr das? Sollten Eltern dem Nachwuchs unbedingt das Feilschen beibringen oder sind andere Lektionen viel wichtiger?

Ich bringe meinen Kindern immer das gerade bei, was die Situation ganz natürlich ergibt. Man hat ja keinen Lehrplan zuhause oder so. Also denke ich da auch nicht groß drüber nach, ob die Kinder lieber das oder das lernen sollten. Und wenn es sich gerade ergibt, den Kindern etwas über das Feilschen zu erklären, muss man ja dafür nichts anderes unterschlagen oder so. Es hat also keine Nebenwirkungen, wenn man mal schnell etwas beibringt.

Das mit dem Feilschen auf dem Flohmarkt hat sich bei uns ganz natürlich ergeben. Wenn man mehrere Kinder hat und die sich dann zufällig für mehrere Spielwaren bei einem Händler interessierten, dann hat sich das zum Beispiel schnell ergeben, dass die Kinder ihr Geld zusammen gelegt haben und zusammen verhandelt haben. Da das oft geklappt hatte, hat sie das auch ermutigt später alleine zu verhandeln. Dieses Jahr wollen sie sogar selbst einen Stand auf dem Flohmarkt aufmachen und ihr Glück versuchen. Ich bin mal gespannt wie das klappen wird.

Sie wissen aber natürlich auch, dass man nicht zum Beispiel in einen normalen Laden geht und jeden Preis verhandelt. Außer die Handelsware hat zum Beispiel einen kleinen Fehler oder es gibt sonst einen guten Grund.

Ich finde auch, dass sich so etwas wenn das ergeben muss. Würde mein Kind also auf dem Flohmarkt gehen und hat ein bestimmtes Budget, dann würde ich bei einem höheren Preis schon auch mal sagen, dass er doch fragen kann, ob der Verkäufer es günstiger machen kann. Das ist ja auch irgendwo der Spaß, der zum Flohmarkt dazu gehört. So große Feilscher sind wir aber nicht, deswegen finde ich auch nicht, dass man das im normalen Leben einem Kind lehren muss.

Wir gehen öfter auf einen Kinderflohmarkt, der hier jede Woche ist. Dort kaufen wir Kleidung für den Kleinen, Bücher und auch Spielzeug. Meine beiden Großen bekommen immer einen bestimmten Betrag, den sie ausgeben dürfen. Ich habe ihnen in der Situation schon erklärt, dass man handeln kann.

Wenn ein Buch zwei Euro kostet und ich drei Bücher kaufe, kann ich auf 5€ runterhandeln. Das haben sie schnell verstanden, aber selbst nur selten angewendet. Sie sind aber mit 9 und 6 Jahren auch noch nicht so alt, dass sie sich in der Erwachsenenwelt zurecht finden müssen. Ich denke das kommt von ganz alleine, wenn sie es immer wieder sehen.