Sollten Azubis für die Lehre bezahlen müssen?

vom 18.04.2017, 19:16 Uhr

Eine Bekannte von mir ist der Ansicht, dass Azubis für viele Firmen einfach viel zu teuer wären. Sie findet es total unfair, dass Azubis im Prinzip von den Firmen und Unternehmen bezahlt werden und findet, dass man es genau umgekehrt machen sollte. Schließlich würden die Firmen ja Ressourcen in die Ausbildung der Lehrlinge investieren und man müsste ihnen dafür (dankbar) Geld zahlen, damit diese sich das überhaupt leisten können. Wenn eine Firma einen Azubi für seine Lehre bezahlen müsste, dann würde das jede Firma ihrer Meinung nach in den wirtschafltichen Ruin treiben.

Sie argumentiert damit, dass Studenten in gewisser Weise ja auch Studiengebühren zahlen müssen, siehe USA oder Großbritannien. In Deutschland musste man bis vor wenigen Jahren ja auch noch Studiengebühren bezahlen, was aber abgeschafft worden ist. Ihrer Meinung nach sollte man für jede Art der Ausbildung als Schüler/ Student/ Lehrling Geld bezahlen müssen. Wie seht ihr das? Sollten Azubis für die Lehre Geld bezahlen müssen um die Firmen zu entlasten? Oder fändet ihr das unfair und es sollte alles so bleiben wie es ist?

Benutzeravatar

» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



In Berufen, in denen Auszubildende viel kosten, gibt es doch sowieso kaum Geld. Schau mal, was angehende Zahntechniker verdienen. Das sollte ein Unternehmen für seine Zukunft investieren können. Absolventen der Universität sind auch keine Schnäppchen. Die müssen je nach Gebiet zwischen sechs Monaten und zwei Jahren eingearbeitet werden und kosten erheblich mehr.

Außerdem arbeiten Auszubildende nicht immer und unbedingt wenig. Ich habe in meiner Ausbildung nach vierzehn Tagen komplette Spät- und Wochenendschichten allein gearbeitet. Ich habe damals als Auszubildende 750 DM brutto erhalten, das machte für den Arbeitgeber insgesamt unter 1.000 DM Kosten.

Eine ausgebildete Kraft hätte damals im ersten Jahr 1.600 DM erhalten und somit knapp 2.000 DM Kosten verursacht. Dazu kämen dann noch die Zuschläge für Spät- und Wochenenddienste. Gut, die hätte keine 13 Stunden Berufsschule gehabt. Aber zwei Auszubildende waren trotzdem billiger als eine ausgelernte Kraft, die mit steigender Berufserfahrung noch teurer wird, und arbeiten trotz Schule gemeinsam auch mehr Stunden ohne Zuschläge.

» cooper75 » Beiträge: 13423 » Talkpoints: 517,99 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


Ausbildung ist ein teurer Topf, denn man muss nicht nur sehen was man dem Azubi hinterher auch bezahlt und dieser auf das Konto bekommt. Man muss extra Personal dafür beschäftigen welches sich damit befasst, die Berufsschulen kosten die Unternehmen etwas, wie auch die Lehrhallen und Werkstätten.

Nicht überall kann ich einen Azubi auch nach dem ersten Lehrjahr mitarbeiten lassen damit er mir etwas einbringt, sondern kostet mich dann auch noch weiterhin, teilweise bis zu 5 Jahren bei einer normalen Ausbildung. Das Personal welches ich aber beschäftige, damit die Azubis betreut werden kostet mich immer auch wenn diese in der Berufsschule sitzen und sind dort ebenfalls mit ihrer Aufgabe betraut, weiterhin direkt die Sachen vorzubereiten für den nächsten Block. Somit kann ich diese auch nicht nach Lust und Laune abziehen und in der Zeit in einem anderen Bereich einsetzen, auch wenn sie mir dort mehr einbringen würden.

Wenn man nicht Ausbilden möchte, dann zahlt man eine Strafe in den Topf ein. Diese "Strafe" ist aber immer noch billiger, als wenn ich mir manche Modelle ansehe und für manche Berufe die ausgebildet werden und die im Endeffekt sich erst nach der Ausbildung anfangen zu rechnen. Aber auch nicht jeder Azubi den ich für teuer Geld ausgebildet habe bleibt hinterher auch bei mir und bringt mir etwas ein und somit habe ich am Ende drauf gelegt, nur damit er eine solide und gute Ausbildung genossen hat die nun einem anderen Unternehmen zu gute kommt, welches vielleicht nicht selbst ausbildet? Da beißt sich das ganze dann schon wieder.

Entsprechend kann man dann Vereinbarungen treffen, dass der Azubi hinterher Zeit X zu arbeiten hat damit sich das trägt oder auch wirklich in die Richtung gehen, dass die Unternehmen die Ausbilden und die Kosten tragen dafür das andere hinterher die gut ausgebildeten kassieren, auch finanziell entlastet werden indem der Azubi das selbst trägt mit den Kosten her, oder weitere Zuschüsse gewährt werden, damit man selbst nicht am Ende der blöde ist der drauf zahlt nur damit ein anderer eine tolle Ausbildung hat.

Ich habe für meine Lehre bezahlt und fand es nicht schlecht. Somit wusste man direkt, dass ein bummeln und trödeln nicht drinnen war da man dafür selbst aufkommen musste. Auch die Studiengebühren fand ich sinnvoll, da sich damit viele ewige Studenten direkt verabschiedet hatten die sich das dann nicht mehr leisten konnten mit ihrer Trödelei und die Plätze für andere frei gegeben haben.

In meinem alten Kollegenkreis gab es einen der für Medizin eingeschrieben war, nach heroischen 8 Jahren hat er es doch mal in das 3. Semester geschafft. Hätte er sich nicht erlauben können mit dem Bummeln, wenn er jedes Semester dafür hätte zahlen müssen anstatt das kostenlos in den Hintern gepustet zu bekommen. Auch andere wären dann vielleicht mal fertig geworden und würden nicht heute 9 Jahre nach Beginn ihres Studiums ohne Unterbrechungen erst im 6- oder 7. Semester schimmeln und nicht voran kommen, weil alles andere wichtiger ist wie zocken oder auch feiern mit Freunden.

Benutzeravatar

» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge



Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^