Sollten Altenheime mehr mit Kindergärten zusammenarbeiten?
In einem TV-Experiment "Wir sind klein und ihr seid alt" brachte VOX Anfang des Jahres die Bewohner einer Seniorenresidenz mit 10 Kindern im Alter von 4 Jahren zusammen. Begleitet wurde das Projekt von Ärzten, Therapeuten und Pflege- sowie Betreuungspersonal.
Die Verantwortlichen versprachen sich von dem Projekt, dass die Kinder die Senioren aus ihrer Komfortzone locken, dass diese dadurch also wieder aktiver werden. Auch für die Kleinen sollte der Kontakt mit älteren Menschen lehrreich sein. Sie sollten zum Beispiel Rücksicht nehmen und Hilfsbereitschaft lernen.
Das Projekt hatte letztendlich ein faszinierendes Ergebnis. Tatsächlich konnten nach dem Projekt laut VOX enorme medizinische Fortschritte bei den Senioren festgestellt werden; die Senioren waren besser gelaunt, aber auch deutlich beweglicher und gesünder. Und auch die Kinder haben aus der Erfahrung profitiert. Zum Beispiel hatte der kleine Christian plötzlich viel mehr Ruhe und Geduld als vorher.
Vereinzelt gibt es wohl auch im Alltag schon solche Konzepte bei denen Altenheime mit Kindergärten zusammen arbeiten bzw. sogar in einem Gebäude untergebracht sind. In meinem Wohnort ist mir davon aber nichts bekannt. Ich finde es sehr schade, da ich mir durchaus vorstellen kann dass man von dieser Zusammenarbeit auch im Alltag hauptsächlich profitieren könnte.
Bei vielen Heimbewohnern ist die Einsamkeit meiner Meinung nach sehr groß und es fehlt leider einfach an einer sinnvollen Beschäftigung. Wie seht ihr das? Sollte man die Zusammenarbeit mehr fördern? Gibt es in eurem Wohnort schon solche generationsübergreifenden Konzepte?
Was lernt man denn aus der Auswertung? Eigentlich nur, dass die Senioren keine guten Aufgaben mehr bekommen. Das habe ich so selber auch erlebt. Da gibt es Singen, Tanzen oder auch mal etwas Mithelfen bei dem Wäsche zusammenlegen und das war es dann auch schon fast. Angebote können nicht sooft und im Übermaß gemacht werden, weil einfach das Personal fehlt.
Nun würde ich es aber ehrlich gesagt auch nicht wirklich begrüßen, wenn da immer wieder Kinder hingehen würden. Sicherlich kann das für einige Menschen eine echte Bereicherung sein, aber die sind dann auch noch fit genug um sich selber zu beschäftigen oder sich eine Beschäftigung suchen zu können. Wer oft im Altenheim versauert sind die Menschen mit Demenz oder die schwer erkrankten Menschen auf ihren Zimmern, aber diese können aufgrund des Personalmangels nur schwer beschäftigt werden. Wenn man dann mal über die Kosten nachdenkt, die ein Bewohner mit seiner Unterkunft hat, kann einem da schon schlecht werden.
Ich denke auch eher, dass das schwer sein könnte Kindern zu vermitteln was die alten Leute da so haben. Man erlebt ja nicht nur gesunde geistig fitte Menschen. So gibt es durchaus Stationen, bei denen es nicht ganz so lustig zugeht. So hatte ich beispielsweise eine demenzkranke Dame, die einer anderen Dame einfach mal vor die Tür gemacht hat, weil sie nicht mehr wusste wo die Toilette war.
Das einem Kind zu vermitteln, dass das auch dazu gehört und normal ist, dürfte vielleicht auch nicht ganz so leicht sein und nur gesunde Menschen vorzusetzen finde ich dann aber auch nicht ganz so fair, weil man dann ja keinen Ausgleich für die anderen Menschen auf ihren Zimmern zur Beschäftigung schafft. Generell kann man sicherlich voneinander lernen und miteinander lustig sein, aber das Glück hat dann eben nur ein ausgesuchter Personenkreis.
Die Vorstellung mag ja ganz rührend sein, aber ich bin mir wie so oft nicht sicher, wo das medienwirksame TV-Format endet und die Realität anfängt. Nicht alle Senioren haben auf gut Deutsch gesagt Bock auf Kinder. In Altersheimen leben nicht nur entzückende Omis und Opis, die ihre Enkelchen vermissen, sondern Menschen wie du und ich, die vielleicht lieber in Ruhe fernsehen wollen, als das schlechte Gewissen der Nation zu beschwichtigen.
Und ich hätte auch ein schlechtes Gefühl dabei, kleine Kinder quasi als Therapiehunde einzusetzen, um den Senioren ein Gefühl der Teilnahme an der Gesellschaft zu geben. Für mich fühlt sich das zu sehr nach erzwungenem "Bespaßen" für beide Seiten an. Das heißt natürlich nicht, dass man die Generationen noch strikter trennen sollte, aber es kann nicht die Aufgabe der kleinen Kinder sein, alte Leute aufzuheitern. Da müssen schon die Erwachsenen ran und die Gesellschaft als Ganzes.
Warum nicht? Das größte Problem sehe ich allenfalls darin, dass dann zwei Kohorten aufeinandertreffen, die beide reinste Keimschleudern sind und sich vermutlich in der entsprechenden Jahreszeit gegenseitig mit allen möglichen respiratorischen Erregern infizieren. Aber was sollte ansonsten schon schiefgehen? Im schlimmsten Fall bringt es dem einzelnen nichts oder nicht das, was er oder sie sich erhoffte.
Ich kenne Altenheime in der Gegend, die solche Projekte im Kleinen praktizieren. Soweit ich weiß, kommt das gerade bei den Damen wirklich sehr gut an. Und dass das gegenüber den Bettlägerigen ungerecht sein soll, kann ich nicht gelten lassen. Wenn man das als Grundvoraussetzung zugrunde legt, dann ist einfach alles ungerecht, weil irgendjemand immer an irgendetwas nicht teilnehmen kann.
Ob das den Kleinkindern so viel bringt? Um ehrlich zu sein, bezweifle ich es. Der größte Reiz dürfte wohl in der neuen Aktion und der frischen Umgebung für die Kleinsten begründet liegen. Ich kann mich noch an meine Urgroßeltern erinnern, als ich in dem Alter war; diese waren gerade mal über 70. Mir kamen sie gruselig Methusalem Haft vor, und ich denke, da geht es den anderen Kindern auch nicht anders. Also von daher glaube ich nicht, dass die Kinder unendlich viel Spaß an der Sache haben werden. Möglicherweise liege ich hier aber auch total falsch und die Kinder lernen mit dem hohen Alter anderer Menschen besser umzugehen.
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