Sollten ältere Leute ihre Führerscheinprüfung wiederholen?

vom 15.08.2016, 22:51 Uhr

Mir ist es bisher im Straßenverkehr schon öfter aufgefallen, dass besonders ältere Menschen manchmal echt nicht mehr so ganz den Überblick über das Geschehen im Straßenverkehr zu haben scheinen. Sicherlich stellen auch jüngere Fahranfänger oft eine Gefahr dar, aber um Diskussionen dahingehend mal direkt zu vermeiden: Darum soll es hier primär nicht gehen.

Wie gesagt, mir fallen im Alltag immer öfter ältere Menschen auf, welche scheinbar mit dem Autofahren aufgrund ihres Alters doch ein wenig überfordert zu sein scheinen. Natürlich trifft dies nicht auf alle zu und es sollte sich jetzt bitte niemand persönlich angegriffen fühlen.

Jedenfalls bin ich der Meinung, es wäre ganz sinnvoll ab einem gewissen Alter oder aber generell alle paar Jahre seine Fahrtauglichkeit mittels einer erneuten Führerscheinprüfung oder Ähnlichem nachzuweisen. Was würdet ihr von so einer Idee halten und sind euch auch schon öfter gerade ältere Menschen im Straßenverkehr unangenehm aufgefallen?

» Kami » Beiträge: 265 » Talkpoints: 0,23 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Mir ist das bei meinem Großvater aufgefallen. Der ist schon über 80 und fährt immer noch nahezu täglich mit dem Auto. Er braucht das einfach und fühlt sich damit unabhängig und noch "jung", was ich auch verstehen kann. Wenn man fast sein ganzes Leben lang nicht auf die Hilfe anderer angewiesen ist, ist es schwer, umzudenken und eben einzusehen, dass man manche Sachen eben nicht mehr so wie früher kann und ein Stück weit auch abhängig wird von anderen Menschen.

Bei ihm ist mir aber auch aufgefallen, dass er viel riskanter fährt mit zunehmendem Alter, was ja auch normal ist. Die Reaktionszeit nimmt ab, sodass man eben langsamer reagiert als ein junger Mensch, dass das eben Risiken birgt, ist durchaus logisch finde ich. Daher bin ich der Meinung, dass man bei älteren Menschen nicht nur den Sehtest wiederholen sollte, sondern auch durch Simulationen die Reaktionszeit testen sollte und bis zu einer bestimmten Grenze würde ich das durchaus tolerieren und ihnen den Führerschein lassen.

Benutzeravatar

» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge


Soweit ich weiß, gibt es Länder wie die USA, wo man seinen Führerschein nur auf Zeit bekommt und ihn regelmäßig verlängern lassen muss, allerdings weiß ich nicht, ob das dann auch mit weiterführenden Tests verbunden ist. Sinnvoll wäre das auf alle Fälle, denn ich kann nicht verstehen, warum man mit achtzehn Jahren, wo noch die meisten ganz gut sehen können, zwingend einen Sehtest absolvieren muss, während Achtzigjährige durch die Gegend fahren dürfen, obwohl sie schon halb blind, dement, reaktiv eingeschränkt oder sonst etwas sind.

Und auf die Vernunft der Menschen zu bauen, ist leider ziemlich naiv, denn gerade Männer wollen sich im Alter oft nicht eingestehen, dass manches nicht mehr so gut geht. Den Knaller diesbezüglich hat mein eigener Vater mit über 60 bringen wollen, als er sich für eine Fahrt bis in die Niederlande ein Auto leihen wollte. Mehrere Hundert Kilometer mit einem fast blinden Auge. Er war da auch total uneinsichtig. Und mein Opa pflegte mit 82 auch noch einen wilden Fahrstil, er ist bis eine Woche vor seinem Tod noch selbst gefahren.

Das schlimmste Beispiel konnte mein Exfreund bezeugen: Er musste für einen Opa, der schon jenseits von Gut und Böse war, ein Auto ausparken, weil der das gar nicht mehr auf die Reihe bekommen hat, er war so hinfällig, dass er den Sitz vollgepinkelt hatte, aber ist trotzdem noch gefahren. Aber man muss gar nicht richtig alt sein, um so ein Verhalten an den Tag zu legen, so kenne ich eine Frau, die mit Ende 40 eigentlich zwingend eine Brille tragen müsste, dies aber konsequent beim Autofahren nicht tut, ein Umstand, der mich immer wieder aufregt, wenn man sieht, wie sie fährt. Es steht halt leider auch nicht in ihrem Führerschein, denn vor über 30 Jahren brauchte sie eben noch keine Brille.

» Verbena » Beiträge: 4921 » Talkpoints: 0,32 » Auszeichnung für 4000 Beiträge



Warum sollte Ältere die Prüfung wiederholen? Ist ein Fahrprüfer in der Lage anhand einer Fahrprüfung die Reaktionsgeschwindigkeit und das Sehvermögen einzuschätzen? Kann er feststellen, das die Fahrtauglichkeit unter Umständen wegen bestimmter Medikamente eingeschränkt ist und dass man das vielleicht ändern könnte?

Verbena, dir ist aber klar, dass du in den USA deinen Führerschein nur verlängerst? In den meisten Staaten kannst du das schriftlich machen, wenn der Schein noch nicht länger als 30 Tage abgelaufen ist. Ist er 31 Tage oder mehr abgelaufen, kostet es 10 Dollar Strafe. Nach über einem Jahr ohne gültigen Führerschein musst du nur eine verkürzte Theorie ablegen. Erst wenn der Führerschein schon 4 Jahre nicht mehr gültig ist, muss du nochmal eine Prüfung fahren und die findet an vielen Orten rein auf dem Übungsplatz statt. Ob das jetzt so viel sicherer ist?

» cooper75 » Beiträge: 13379 » Talkpoints: 509,93 » Auszeichnung für 13000 Beiträge



Ja, ich meinte ja schon, dass ich da unsicher wäre, aber zumindest ist es ein Ansatz, einen Führerschein nicht unbedingt lebenslang zu haben. Man könnte das ja gleich mit zwei, drei Tests verbinden, auch wenn es in den Staaten, wie du sagtest, wohl nur eine Formalität darstellt.

cooper75 hat geschrieben:Ist ein Fahrprüfer in der Lage anhand einer Fahrprüfung die Reaktionsgeschwindigkeit und das Sehvermögen einzuschätzen?

Letzteres muss er nicht, weil man ja im Vorfeld ein ärztliches Attest über die Sehschärfe vorliegen muss sowie ein medizinischer Bogen ausgefüllt wurde und beim ersten würde einem Prüfer grobe Ungereimtheiten sicher auffallen.

Es ist für mich nicht nachvollziehbar, dass bei einem Neuling das Sehvermögen geprüft und sogar im Führerschein vermerkt wird, wenn eine Brille nötig ist oder gar Nachtfahrten für den Betreffenden verboten sind und bei jedem anderen, egal wie alt oder hinfällig er mittlerweile ist, gibt es keinerlei gesetzliche Regelungen. Für meine Wahrnehmung klafft da eine Lücke.

» Verbena » Beiträge: 4921 » Talkpoints: 0,32 » Auszeichnung für 4000 Beiträge


Was sagt dir der Sehtest über das Gesichtsfeld oder blinde Flecken? Was sagt dir ein medizinischer Fragebogen über die Fähigkeit zum Fahren? Ein Familienmitglied bei uns nimmt täglich so viel Morphin, dass es für ungeübte Menschen tödlich wäre und darf damit fahren. Andere sind mit weniger nicht mehr zum sicheren Fahren fähig. Wie bestimmt man das in einer Fahrprüfung?

Ich habe einen blinden Fleck im Sichtfeld. Im Sehtest fällt der überhaupt nicht auf. Ich sehe zwar den Kreis nicht, den ich fixiere, aber ich sehe alle anderen. Das kompensiere ich einfach, schließlich lese ich auch um den Fleck herum. Auch ich darf damit fahren, aber nur beim Sehtest bemerkt man das nicht. Es fällt auch nicht auf, wenn jemand an den Seiten kaum sieht. Prüfungen kann man so bestehen. Medizinische Untersuchungen wären sinnvoller.

» cooper75 » Beiträge: 13379 » Talkpoints: 509,93 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


Ich sehe es wie cooper. Alleine eine erneute Führerscheinprüfung ist nicht das wahre, denn einiges kann auch auf andere Weise kompensiert werden wie das Sichtfeld und auch die Sehschärfe. Es reicht alleine schon aus, dass man die Augen fest zukneift bevor man in das Gerät beim Sehtest schaut und direkt hat man einen besseren Wert und ein besseres Ergebnis.

Damit mogeln sich einige Brillenträger durch, damit diese im Führerschein nicht eingetragen wird. Der Sehtest für den Führerschein ist ebenfalls lächerlich, es existieren dazu genau vier Vorlagen. Diese kann man im Internet herunter laden und auswendig lernen, wirklich sehen muss man dann dort nichts und nachweisen kann es auch niemand wenn man das ganze einfach auswendig erzählt.

Fragebogen ist genau das gleiche, dort kann ich angeben was ich möchte wer weißt es mir denn nach? Die ärztliche Schweigepflicht und der Datenschutz geben dazu sein übrigens und schon weiß die Führerscheinstelle nichts von dem einen oder anderen Mangel der den Besitz des Führerscheines eigentlich im Weg stehen würde.

Von daher ist eine medizinisch umfassende Untersuchung das einzige Wahre was man machen könnte. Bei Berufskraftfahrern gibt es das schon, diese müssen ab 50 Jahren alle 2 Jahre antreten und werden Untersucht. Erfüllen sie die Auflagen nicht, dann bekommen sie ihren CE Führerschein auch nicht verlängert. Das sehe ich schon als einen guten Ansatz an, wobei man mit genaueren Untersuchungen deutlich mehr aus dem Verkehr ziehen könnte, die nun noch mit einem LKW unterwegs sind.

Bei PKW würde das dann nicht anders aussehen, aber auch da hat man das Problem wieder, wie man es rechtlich verpackt jemanden eine anerkannte Qualifikation abzunehmen und quasi das zu untersagen. Auf welcher Basis nur wegen der Gesundheit? Da kommen dann andere Gesetze wieder in Konflikt wie die Grundrechte auf Gleichheit.

Klagen wären also vorprogrammiert und daher wartet man doch lieber die natürliche Auslese ab oder setzt auf die Einsicht der betroffenen und schenkt ihnen im Gegenzug das sie ihren Führerschein abgeben eine Fahrkarte. Zumindest einige Städte und Kommunen sind soweit, dass sie einen Gegenzug bieten und somit überhaupt erst einen Anreiz setzen. Andere geben gar nichts dafür.

Benutzeravatar

» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge



Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^