Sollte Schwangerschaft und Mutterschaft bezahlt werden?
Ich las vorhin eine Aussage einer britischen Feministin, die es als "Schande" bezeichnet hat, dass die Medizin und Forschung es bisher immer noch nicht geschafft hat, eine künstliche Gebärmutter in Form einer Maschine für die Reproduktion der Menschheit erfunden zu haben.
Sie beschwerte sich auch, dass Schwangerschaft und Mutterschaft nicht bezahlt werden würden und forderte, dass dies auch getan werden müsste, weil beides eben anstrengend und ein Job sei. Sie machte in diesem Interview gleichzeitig Werbung für ihr neues Buch "Babies machen", daher vielleicht die sehr provokanten Aussagen, um Aufmerksamkeit zu erregen.
Ich bin da geteilter Ansicht. Irgendwo wird die Schwangerschaft ja bezahlt, allerdings erst ab einer gewissen Anzahl Kinder. Ich habe schon Frauen getroffen, die so viele Kinder bekommen hatten, dass ihre Rente gesichert war ohne dass sie jemals arbeiten mussten. Reicht das nicht? Muss unbedingt noch ein Stundenlohn her für diesen Vollzeit-Job? Wie stellt die sich das vor? Könnt ihr diese Gedanken nachvollziehen und würdet ihr eine Bezahlung für Schwangerschaft und Mutterschaft begrüßen? Oder ist das in euren Augen kompletter Schwachsinn?
Capri hat geschrieben:Ich bin da geteilter Ansicht. Irgendwo wird die Schwangerschaft ja bezahlt, allerdings erst ab einer gewissen Anzahl Kinder.
Das ist Quatsch. Die Schwangerschaft wird immer "bezahlt" und nicht erst ab einer gewissen Anzahl Kinder. Die Frau geht ganz normal Arbeiten bis 8 Wochen vor der Geburt, sprich sie bekommt ihr normales Gehalt. Anschließend bekommt sie 8 Wochen Mutterschaftsgeld von der Krankenkasse bezahlt bis zur Geburt. Nach der Geburt bekommt sie weitere 6 Wochen Mutterschaftsgeld. Egal ob es sich dabei um das erste Kind handelt oder es das sechste ist. Selbst wenn die Frau direkt mit Bekanntwerden der Schwangerschaft ein Beschäftigungsverbot erhält, muss der Arbeitgeber das volle Gehalt weiter bezahlen. Jedoch kann sich der Arbeitgeber davon einen Teil von der Krankenkasse ersetzen lassen.
Wenn du schon Frauen getroffen haben willst, die ohne zu Arbeiten ihre Rente gesichert haben dann bin ich mal gespannt wo das gewesen sein soll. Für ein Kind, welches nach 2014 geboren worden ist erhält man drei Jahre Rentenansprüche in Höhe von ca. 3000 Euro Bruttoarbeitslohn. Um auf die vollen Rentenansprüche zu gelangen wenn man mit 67 Jahren in Rente geht, bräuchte man somit rechnerisch 16,3 Kinder wenn man von einem Arbeitseintrittsalter von 18 Jahren ausgeht. Diese Frauen zeig mir mal bitte, die Frau mit den meisten Kindern die ich kenne hat gerade einmal sechs Stück.
Zusätzlich fangen auch nicht alle Frauen an direkt als "Gebärmaschine" zu fungieren sobald die Geschlechtsreife einsetzt. Die meisten nehmen doch den normalen Weg, beenden ihre Schule, machen eine Ausbildung, arbeiten einige Jahre und bekommen dann ihre Kinder. Somit sind auch die Rentenansprüche nicht komplett nur aus den Kindern.
Für Kinder welche zwischen dem 01.01.1992 und Juni 2014 geboren worden sind sogar nur ein Jahr. Alles zwischen 2014 und Juli 2015 bekommt zwei Jahre angerechnet. Erst für alle Kinder nach dem 01.07.2015 bekommt man die vollen drei Jahre Erziehungszeit angerechnet. Somit musste man vorher noch mehr Kinder haben wenn man damit seine Rentenansprüche decken will, rechnerisch geht sich deine Behauptung jedenfalls nicht auf, dass man alleine mit der Kinder seine Rentenansprüche sichern kann. Somit stelle ich auch jede weitere deiner Thesen in Fragen wenn noch nicht einmal die Fakten bekannt sind und stimmen.
Ein weiteres was schon helfen würde, wenn die Elternzeit nicht nur mit 67% des Nettodurchschnittslohnes finanziert werden würde sondern komplett mit 100%. Elternzeit ist somit "Luxus" und auch die Kindererziehung die man selbst als Mutter leistet, und nicht jeder kann sich das finanziell leisten. Gerade die vorher schon wenig verdient haben, können mit diesem Tropfen auf den heißen Stein nicht einmal ihre Fixkosten decken.
Zum anderen legt man Müttern auch wieder nahe, dass man sich neben der Kindererziehung auch um einen Vollzeitjob bemühen muss. Das ist eine Herausforderung in jeder Hinsicht, denn auch die Betreuung für das Kind muss finanziert werden von dem eigenen Gehalt. Je früher ein Kind in die Krippe muss, desto teurer ist diese auch. Also würde eine Verlängerung des Elterngeldes auf die drei Jahre Erziehungszeit die man seither hat, Sinn machen. Ansonsten hat man zwar die drei Jahre Anspruch kann diese aus finanzieller Sicht jedoch nicht wahrnehmen.
Ich kann dabei aus eigener Erfahrung sagen wie schwer es ist alles richtig zu machen. Finanziell hätte es mit dem Elterngeld bei uns nie gereicht, obwohl ich und mein Partner gut verdienen. Aufgrund der Gentrifizierung in der Stadt in der wir leben, zahlen wir für eine lausige 3 Zimmer Wohnung 1200 Euro Miete. Dazu kommen die weiteren Nebenkosten, die Fahrten zur Arbeit und ein Krippenplatz für unseren Sohn mit 711 Euro im Monat, der jedoch noch nicht einmal den kompletten Bedarf abdeckt. Deswegen müssen wir zusätzlich zur Krippe noch eine Tagespflegeperson bezahlen. Alleine aufgrund dieser Kinderbetreuung bezahlen wir 1000 Euro im Monat, damit wir überhaupt arbeiten gehen können. Mit den weiteren Fixkosten sind bereits 3/4 unserer beiden Gehälter komplett aufgebraucht vom Rest bezahlen wir Essen, Kleidung und alles andere was anfällt.
Würde also das Elterngeld drei Jahre in voller Höhe bezahlt werden, somit könnten wir uns die Kosten für die Krippe und die Betreuung unseres Kindes "sparen" und in andere Dinge investieren. So ist das leider nicht möglich. Auch beruflich kürzer Treten geht nicht, denn dann würden zwar die Betreuungskosten sinken, jedoch ist der Verlust durch die Lohneinbuße größer als was wir dadurch sparen könnten. Auch ein Umzug kann nicht stattfinden, denn überhaupt einen Krippenplatz für ein Kind zu finden welches den Umfang von 45 Stunden in der Woche abdeckt ist schwer. Auf dem Land unmöglich, dort fangen die Kindergärten und Krippen erst an Kinder ab 3 Jahren zu nehmen und auch Tagesmütter sind rar gesäht. Sprich dort wäre man sogar gezwungen zwei Jahre unbezahlt Zuhause zu sitzen.
Tolle Zwickmühle die dort für Mütter geschaffen worden ist, die beides unter einen Hut bringen müssen. Hinterher fragt auch niemand die Mutter wie es ist nach einer 12 Stunden Schicht weitere 12 Stunden mit dem Kind zu verbringen. Kinderlose haben hinterher ein schönes Leben, machen was sie wollen schlafen aus wenn sie frei haben usw. als Mutter fällt das einmal gepflegt aus für viele Jahre. Trotzdem muss man auf Arbeit die selbe Leistung bringen wenn das Kind die ganze Nacht geweint hat und man selbst nicht geschlafen hat.
Der einzige Bonus der gewährt wird sind die 0,5% weniger Beiträge in die Pflegekasse der einem angerechnet wird. Wahnsinnig viel also. Von diesem Standpunkt aus her, lohnt es sich absolut nicht Kinder zu bekommen, auch nicht wegen der Rentenansprüche mit denen man angeblich seine komplette Rente abdecken kann, wie du behauptet hast. Das ist einfach nur Schwachsinn.
Ein wirkliches "Gehalt" wäre schon nett, aber eben kein muss. Wichtiger fände ich Nachbesserungen am bestehenden System. Denn die 3 Jahre Erziehungszeit gibt es auch erst seit kurzem, aber es hat sich wohl noch keiner Gedanken darum gemacht wie das hinterher auch zu finanzieren ist.
Somit ist ein Müttergehalt noch weiter utopisch, denn die Politik bekommt es nicht einmal hin die drei Jahre Erziehungszeit zu bezahlen, wie soll sie dann erst volle Gehälter bis zum 18 Lebensjahr des Kindes bezahlen wenn die Mutter Zuhause bleiben möchte um ihre Kinder selbst zu erziehen? Somit ist diese Forderung eher aus einem Gedanken entsprungen der nicht zu Ende gedacht worden ist.
Damit dieses finanziert werden könnte müsste jeder Arbeitnehmer mindestens 40% mehr von seinem Gehalt abgeben als es bislang der Fall ist. Nachdem dann nichts mehr übrig bleibt, geht auch niemand mehr arbeiten. Somit kann das ganze auch nicht mehr finanziert werden und das ganze Projekt ist gescheitert.
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