Sollte mehr Gebrauchtes zu Weihnachten verschenkt werden?
Nicht zuletzt der hohen Inflation geschuldet, hört man von vielen Seiten, dass die Menschen günstigere Geschenke kaufen wollen oder müssen bzw. einfach grundsätzlich weniger verschenken wollen. Eine Appinio-Umfrage vom Deutschen Handelsverband (HDE) hat sogar ergeben, dass 40 Prozent offen für gebrauchte Geschenke sind.
Ich persönlich finde es auch auch sehr schade, dass wir in einer Konsum- und Verbrauchsgesellschaft leben, in der alles immer neu und teuer ist bzw. sogar sein soll. Ich würde mich zum Beispiel auch sehr freuen, wenn ich ein gutes Buch geschenkt bekomme, welches bereits gelesen wurde. Auch gebrauchte Elektrogeräte oder eine schöne Uhr/Kette aus zweiter Hand würde ich nicht ablehnen.
Was haltet ihr davon, wenn mehr Gebrauchtes zu Weihnachten verschenkt wird? Fändet ihr es unangenehm oder sogar peinlich Gebrauchtes zu verschenken? Würdet ihr Unterschiede machen zwischen Kindergeschenken und Geschenken für Erwachsene? Aus welchen Bereichen wäre für euch Secondhand völlig okay?
Bei den eigenen Kindern bis zu einem gewissen Alter finde ich das nicht unangemessen oder peinlich. Meine Kinder bekamen oft gebrauchte Spielzeuge von mir, wenn ich ihre Wünsche bei Ebay fand. Erwachsenen oder fremden Kindern würde ich eher nichts Gebrauchtes schenken, weil es einfach in meinem Umfeld nicht üblich ist. Aber wir schenken uns innerhalb der Familie schon länger nichts mehr zu Weihnachten. Andere Leute, wie Freunde, Kollegen oder Nachbarn, kenne ich im Moment nicht, denen ich etwas schenken wollte oder müsste.
Mir fällt jetzt spontan kein Elektrogerät ein, dass man gebraucht verschenken könnte. Ich selber möchte keinen gebrauchtes Artikel geschenkt bekommen, weil es so aussieht wie ausgemistet, aber für mich noch gut genug. Wenn es üblich wäre oder es die originelle Vereinbarung gäbe, dass man dieses Jahr nur Gebrauchtes verschenken dürfte, dann wäre das in Ordnung. Aber ansonsten würde ich eher etwas Billigeren kaufen als etwas Gebrauchtes.
Man kann ja durchaus darauf hinweisen, dass die Geschenke dieses Jahr sehr klein ausfallen. Das wird im Angesicht der Energiepreise und der Inflation jeder verstehen.
blümchen hat geschrieben:Mir fällt jetzt spontan kein Elektrogerät ein, dass man gebraucht verschenken könnte.
Unter "Elektrogerät" habe ich jetzt nicht unbedingt Wasch- oder Spülmaschine gemeint. Ich kenne z.B. viele die schon lange einen Thermomix möchten, aber sich letztendlich keinen leisten können/wollen, wohin gegen andere feststellen, dass das Teil doch die meiste Zeit nur im Eck rumsteht.
Ansonsten verstehe ich unter "Elektrogeräte" natürlich auch Tablets, eBook-Reader, Smartphones & Co. Ich persönlich könnte mir durchaus vorstellen, dass ich mir eines dieser Geräte auch gebraucht schenken lassen würde.
Ich finde, dass die Schenkerei unter Erwachsenen offensichtlich absoluten Zwangscharakter angenommen hat, was materiellen Kram angeht. Man kann auf viele unterschiedliche Arten jemandem eine Freude machen, aber irgendwie haben die allermeisten KonsumentInnen den Köder geschluckt, dass nur Gegenstände zählen, egal, ob jemand schon "alles hat".
Es kommt wie so oft auf den Einzelfall an. Beispielsweise würde ich zu Weihnachten kein gelesenes Buch verschenken. Ich schenke sowieso nur meiner unmittelbaren Familie etwas, und da kommt es unter dem Jahr schon oft vor, dass wir uns gegenseitig gelesene Romane in die Hand drücken.
Wenn jemand nicht gerade Antikes oder Trödel, auch "Vintage Design" genannt, sammelt, würde ich generell lieber ein Erlebnis verschenken als ein gebrauchtes Elektrogerät, Kleidungsstück oder was auch immer. Es wäre mir auch nicht "peinlich", ich möchte nur niemandem irgendeinen Ramsch aufdrücken, den jemand anders schon nicht (mehr) gebrauchen konnte. Gebraucht ist eben nicht gleich gebraucht, und vor Sammlerware kommt erst noch Ramsch.
Ich würde viel lieber mit jemandem nett essen, ins Café oder ins Kino gehen, als noch ein Ding zu bekommen, das rumsteht und bestenfalls nützlich ist. Und wenn das "Ding" dann noch nicht mal neu wäre, würde ich mir schon denken: Ich hätte einen Cappuchino und ein nettes Plauderstündchen zusammen so viel netter gefunden als, was weiß ich, eine alte Handtasche (Vintage) oder ein gebrauchter Küchenmixer (sorgfältig gereinigt). Da steht nichts rum und billiger ist es auch.
Ich denke eher, dass man generell weniger schenken sollte. Wenn ich da an die Zeit denke, als meine Cousine und ihre jüngeren Brüder noch Kinder waren. Da gab es pro Kind übervolle Wäschekörbe voller Geschenke und das mit dem Ergebnis, dass die Sachen nach wenigen Tagen nicht mehr interessant waren.
Gerade bei Kindern hat man doch die Möglichkeit, dass man bei den verschiedenen Geschenken aufbauen kann. Meine Kinder haben zum ersten Geburtstag ihre ersten Legosteine bekommen. Fand ich von den Schenkenden eine prima Idee. In den Folgejahren gab es dann mal weitere Bausteine, mal eine große Grundplatte, so dass die Phantasie und Kreativität auch angeregt wurde.
Gebrauchte Dinge sind in Sachen Kinderspielzeug schon möglich. Dann sollten sie aber auch entsprechend desinfizierbar sein. Gerade wenn man solche Dinge dann von fremden Leuten übernimmt. Aber insgesamt vertrete ich die Meinung, dass weniger oft mehr ist.
Ich möchte kein Second Hand und ich möchte auch nichts Gebrauchtes zu Weihnachten bekommen. Das ist aber meine persönliche Sache und ich schließe natürlich niemals aus, dass mir tatsächlich mal jemand etwas Gebrauchtes schenkt, worüber ich mich tatsächlich freue. Aber ich wünsche mir zu Weihnachten hauptsächlich Bücher, Spiele oder Kleidung und da will ich nichts Gebrauchtes haben. Und da ich mir selten mehr als drei Sachen wünsche, finde ich es auch nicht übertrieben.
Wenn es sich bei Kindern um Bauklötze oder Legosteine handelt, habe ich auch kein Problem mit gebrauchten Sachen. Sie sollten nur gut zu reinigen sein. Ansonsten finde ich gebrauchtes Spielzeug auch schwierig, denn kleine Kinder nehmen immer mal Dinge in den Mund und machen auch mal Dinge schmutzig, aber wenn ich nicht weiß, wo der gebrauchte Gegenstand mal war, würde ich ihn meinem Kind auch nicht geben wollen.
Klar, wir schenken uns teilweise echt zu viel, aber viele wollen den Kindern und auch Erwachsenen auch etwas Gutes tun und dann gibt es halt mal einen Thermomix unter dem Baum. Bei uns gab es auch mal Tablets oder Laptops, aber das war abgesprochen und es wurde benötigt. Bei uns wird es aber so gehandhabt, dass man sich, wenn man möchte einen teureren Gegenstand wünschen darf, dann gibt es aber auch nur ein oder zwei Kleinigkeiten dazu oder man wünscht sich tatsächlich nur ein paar wenige Dinge.
Ich finde es gut, Gebrauchtes zu verschenken, solange das vorher so abgesprochen ist und man weiß, dass der Beschenkte nichts dagegen hat. Kleine Kinder können ansonsten ebenfalls gut Gebrauchtes erhalten, wie ich finde. Diese verstehen ja auch noch nicht so richtig den Unterschied zwischen Neuem und Gebrauchtem und kennen auch den Wert der Gegenstände nicht. Spielzeuge und Bücher nutzen sich bei Kleinkindern ohnehin sehr schnell ab, so dass neue Sachen meist auch nur kurze Zeit neu aussehen.
Mein Mann schenkt mir öfter mal gebrauchte Bücher. Ich liebe Bücher und freue mich immer, wenn ich welche geschenkt kriege. Ihm habe ich einmal ganz klar gesagt, dass ich mich genauso sehr über gebrauchte Bücher freue und er erst einmal schauen soll, ob es die entsprechenden Stücke bei einer Plattform gebraucht zu kaufen gibt. Vor allem bei Sachbüchern ist das oft schon ein gewaltiger preislicher Unterschied.
Ich selbst verschenke eigentlich keine gebrauchten Sachen. Ich bringe meinem Sohn öfter mal einfach so etwas vom Flohmarkt mit und wir kaufen durchaus auch mal gebrauchte Bücher, Kleidung und Spiele, aber ich verschenke die Sachen nicht. Mit meinem Mann müsste ich mal darüber sprechen, wie er dazu stehen würde. Ansonsten beschenke ich abgesehen von Mann und Kind lediglich noch meine Eltern und da weiß ich mit größter Sicherheit, dass die beiden es absolut unangebracht und schlimm fänden, gebrauchte Sachen geschenkt zu bekommen. Von daher investiere ich da lieber in Neues.
Prinzessin_90 hat geschrieben:Kleine Kinder können ansonsten ebenfalls gut Gebrauchtes erhalten, wie ich finde. Diese verstehen ja auch noch nicht so richtig den Unterschied zwischen Neuem und Gebrauchtem und kennen auch den Wert der Gegenstände nicht.
Wie abwertend ist das denn? Nur weil das Kind gewisse Dinge noch nicht kennt und einschätzen kann, reicht Gebrauchtware. Später, wenn sie das dann merken und wissen, muss es dann Neuware sein? Aber vorher kann der Nachwuchs quasi verschaukelt werden.
Ich finde das ist eine Frage der Sichtweise. Ich verstehe diese Aussage etwas anders. Nur weil etwas gebraucht ist, ist es nicht automatisch ein minderwertiger Gegenstand. Ein Buch ohne Beschädigungen verliert in meinen Augen nicht an Wert, nur weil es vielleicht schon zwei-/dreimal durchgeblättert und angeschaut wurde.
Ich würde es also nicht als "verschaukeln" sehen, wenn ein Kleinkind ein gebrauchtes Bilderbuch oder ein "Obstgarten"-Spiel aus Secondhand bekommt. Es hat einfach das Wertverständnis dafür nicht, freut sich genauso darüber wie über Neuware und gerade das ist doch gut so. Deswegen verarscht man das Kind doch nicht. Man muss ja eigentlich geradezu sagen, leider haben ältere Kinder zu hohe Erwartungen und Wertansprüche. Da muss dann alles neu und hochpreisig sein, damit das Kind überhaupt zufrieden genug ist.
Ich sehe es auch nicht so, dass ein Kind verschaukelt wird, weil es gebrauchte Sachen bekommt. Solange es meinen Kindern egal war, ob ich die Sachen vom Flohmarkt oder einem Nachbarn kaufte oder neu erwarb, haben sie außer Schuhen fast nur gebrauchte Kleidung getragen.
Eine Nachbarin zwei Häuser weiter hatte zwei Jungen, die etwas älter waren als meine. Das war ganz praktisch. Bevor sie die Sachen auf den Flohmarkt brachte, hat sie sie mir zum Verkauf angeboten. Der Grund war nicht, dass wir arm waren, wir wohnten damals in einem großen Reihenhaus, sondern weil es einfacher war, als in zig Geschäfte zu gehen. Sowohl für meine Kinder als auch für die des Nachbarn war das ganz normal.
Meine Söhne waren diesbezüglich Gott sei Dank sehr unkompliziert. Wahrscheinlich gibt es da auch Unterschiede zwischen den Kindern oder auch der Umgebung, in der sie sich befinden. Es war normal, dass man diese schulischen oder kirchlichen Kinderflohmärkte besuchte, obwohl in der Gegend eher wohlhabende Leute wohnten.
Auch wenn ich bestimmte Lego Sachen bei Ebay fand, kaufte ich sie natürlich dort. Den Kindern war es egal, manchmal habe ich es erwähnt, dass ich das ganz günstig gekauft habe, manchmal war es keine Erwähnung wert.
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