Sollte man selbstständige Arbeit anstreben oder nicht?
Für mich ist die Selbstständigkeit mein späteres Berufsziel. Immer wieder bekomme ich zu hören, dass das eine blöde Idee ist und heutzutage viele Selbstständige pleite gehen. In meinem zukünftigen Beruf dürfte zumindest das aber nicht gegeben sein, weil es in gewisser Weise trotzdem sicher wäre. Für mich ist diese Art der Arbeit anstrebsam, weil ich keinen Chef mehr haben möchte und mir meine Zeit selber einteilen kann. Ist es aber in der heutigen Zeit noch etwas, was man anstreben sollte, wenn es geht, oder nicht?
Ich denke, dass es in vielen Fällen besser ist, wenn man zumindest nur nebenbei selbstständig ist, denn dann muss man sich nicht selbst krankenversichern und auch für die Rentenversicherung ist gesorgt. Denn wenn man sich privat krankenversichert oder eine freiwillige gesetzliche Krankenversicherung wählt, ist das ganz schön teuer. Die Beiträge zur freiwilligen gesetzlichen Krankenversicherung werden zudem auf alle Einkünfte erhoben, auch auf Miteinnahmen oder Zinsen. Das ist dann schon sehr happig und da ist es besser, wenn man noch irgendwo eine feste Stelle hat, damit man das umgehen kann.
Zudem möchte ich eigentlich schon eine gesetzliche Rente haben. Auch wenn das nicht viel ist und dann vielleicht, wenn es bei mir mal soweit ist, nur 400 EUR sind, dann möchte ich das aber dennoch mitnehmen, denn 400 EUR sind dennoch etwas. Als Selbstständiger hat man gar keine Rente, man muss alles selbst ansparen oder eine private Rentenversicherung anlegen. Und man verdient auch nichts, wenn man krank wird, es gibt ja keine Lohnfortzahlung.
Dass man in der Selbstständigkeit freier agieren kann, das sehe ich schon als Vorteil. man muss sich nicht so nach anderen richten und kann seine Arbeit frei organisieren. Wobei man sich da bestimmt auch nach Kunden etc. richten muss. Ich bin ja auch nebenbei selbstständig und kann da nicht immer machen, was ich will.
Selbständigkeit ist kein Beruf, sondern nur die Art wie ich meinen Beruf ausübe! Entsprechend hängen die Erfolgsaussichten, meiner Meinung nach, ausschließlich davon ab, wie gut ich in meinem Beruf bin, ob ich es schaffe mich am Markt zu positionieren und es mir gelingt dauerhafte Kunden zu gewinnen. Ein gewisses Risiko bleibt, wenn man sich selbständig macht, immer. Auch wenn man gut plant und gut ist. Aber auch eine Firma kann mich entlassen.
Zum einen ist es natürlich erstrebenswert der eigene Chef zu sein und das was man erarbeitet, auch selbst auf dem eigenen Konto zu haben. Aber ich denke, dass die Arbeit, die damit verbunden ist, oft unterschätzt wird. Ich habe als Selbständiger kein sicheres Gehalt, das jeden Monat kommt. Wenn ich krank werde verdiene ich nichts. Ich muss mich um alles selbst kümmern. Um Verwaltung, Finanzen, Kundenakquise, Altersvorsorge, Krankenversicherung und und und...
Grundsätzlich kann man sich die Zeit natürlich eigenständig einteilen, doch die Zwänge denen man von außen, zum Beispiel durch Zeitdruck gegenüber Auftraggebern unterliegt, darf man nicht unterschätzen. Kein im Haupterwerb Selbständiger, den ich kenne, hat einen geregelten Feierabend oder kann einfach mal am Wochenende wegfahren.
Das muss man wollen und in Kauf nehmen! Dann muss jeder für sich entscheiden, ob es das Richtige für ihn ist.
@wb: Ich weiß ja nicht, welche Branchen das sind, wo du niemanden kennst, der auch spontan am Wochenende wegfahren kann. Aber ich kenne solche Leute durchaus. Ich kenne aber das Gegenteil, wo man trotz Mitarbeitern der Meinung ist, dass man quasi Tag und Nacht nur für die Firma da sein muss. Es ist wohl eher eine Sache der persönlichen Einstellung, ob man sich wirklich bis zum Letzten für die eigene Firma aufreibt. Prioritäten muss man sich da selbst setzen, damit das Privatleben nicht darunter leidet.
Und dazu gehört eben auch das freie Wochenende oder ein Urlaub. Das sollte man sich schon gönnen, da man ansonsten wohl eher die Gesundheit riskiert, was am Ende der Firma mehr schadet, als nutzt. Ich selbst habe zwar früher die Selbständigkeit nicht als oberstes berufliches Ziel gehabt, aber es lebt es sich eben recht gut, wenn man sein eigener Chef ist. Wobei ich selbst die Beiträge bei der gesetzlichen Krankenversicherung gar nicht mal als so hoch empfinde.
Selbstständigkeit oder nicht ist einfach eine Frage, die jeder persönlich für sich beantworten muss. Zunächst muss man als Selbstständiger meistens eine viel breitere Wissensbasis mitbringen, weil man zumindest kaufmännische Grundkenntnisse besitzen muss. Man muss zwar nicht in der Lage sein, die Buchführung selbst zu machen, da man diese Tätigkeit auch auslagern kann. Dennoch muss man die grundlegenden Kennziffern schon selbst verstehen und im Blick behalten.
Außerdem ist es natürlich so, dass man als Selbstständiger sich nicht mehr auf ein regelmäßiges Einkommen verlassen kann und man üblicherweise nach Feierabend auch keinen Gedanken mehr an die Arbeit verschwenden muss. Das ist in der Selbstständigkeit schon viel schwerer. Auch um die soziale Absicherung muss man sich selbst kümmern, wie meine Vorredner ja schon erwähnt haben.
Von daher hat eine abhängige Beschäftigung schon sehr große Vorteile, die für viele Menschen auch sehr wichtig ist. Auf der anderen Seite ist das Einkommen nach oben eigentlich immer begrenzt (wenn auch je nach Beruf auf sehr hohem Niveau), da immer auch Geld an die Kapitalgeber abfließen muss. Als Unternehmer hat man diese Begrenzung nicht.
Eine der großen Vorteile ist die Selbstbestimmung von Arbeitszeit und Arbeitsort. Das funktioniert zwar nicht überall, aber seit dem Internet ist es leichter denn je, völlig losgelöst von Ort und Zeit zu arbeiten. Das machen sich die sogenannten digitalen Nomaden zu Nutze, um quasi auf einer ewigen Weltreise zu leben und zu arbeiten.
Für Leute, die einen Mittelweg gehen wollen und die Vorteile aus beiden Welten teilweise nutzen wollen, eignet sich eine selbstständige Nebentätigkeit. Allerdings hat man dann natürlich die Nachteile aus beiden Welten, auch wenn die Auswirkungen dann nicht mehr so groß sind.
Einige Bekannte von mir haben Firmen gegründet, die nicht viel Geld abwerfen, sondern eher eine Art bezahltes Hobby sind. Dadurch können sie einen langweiligen Job besser ertragen, weil sie sich ihren Wunschjob nebenbei selbst geschaffen haben. Bei den meisten ist es aber so, dass sie als Hauptverdiener der Familie trotzdem weiterhin in Vollzeit arbeiten müssen und den Nebenerwerb nur zusätzlich betreiben.
Ich finde, dass man diese Frage absolut nicht pauschal beantworten kann. Wenn niemand sich mehr trauen würde, in die Selbstständigkeit zu gehen, dann hätten sehr bald die ganz großen Ketten die Macht und der Einheitsbrei wäre ein wahrgewordener Albtraum.
Wo würde dann denn noch eine neue Eisdiele eröffnen oder ein gutes neues Restaurant? Gerade in der Gastronomie gibt es doch besonders viele Selbstständige. Und diese versuchen, sich durch ein individuelles Konzept hervorzuheben, damit sie genügend Kundschaft anlocken, um von ihrer Selbstständigkeit gut leben zu können.
Und auch in anderen Branchen gibt es viele selbstständige Unternehmen. Auch, wenn Ketten auf dem Vormarsch sind. Viele Leute kaufen aber eben ungern bei den ohnehin schon großen Ketten und nehmen lieber die oftmals besser sortierten, wenn auch etwas teureren örtlichen kleinen Anbieter, wenn es nicht gerade um den Wocheneinkauf an Lebensmitteln geht. Wenn ich mir Sachen für ein Haustier im Laden kaufe, dann gehe ich in das kleine örtliche Geschäft und nicht in die große Kette. Wenn ich Ersatzteile oder Dinge aus dem Baumarkt brauche, handele ich ebenfalls so.
Auch in der Sparte der Dienstleistungen braucht es doch Menschen, die sich eine Selbstständigkeit zutrauen. Wenn jemand ein Jahr als Elektriker gearbeitet hat und über wenig finanzielle Rücklagen verfügt, würde ich ihm aber trotzdem nicht empfehlen, sich selbstständig zu machen. Dazu sollte man meiner Meinung nach immer ein gehöriges Maß an Berufserfahrung mit sich bringen und auch ein gewisses Startkapital haben.
Außerdem muss man sich im Klaren darüber sein, ob man seine Selbstständigkeit alleine ausführen kann, oder ob man dafür von Anfang an Mitarbeiter braucht. In diesem Fall würde ich mir ganz besonders gut überlegen, ob ich den Schritt in die Selbstständigkeit wage.
Generell würde ich aber nicht davon abraten, sich selbstständig zu machen. Ich fände es aber klug, wenn man die Selbstständigkeit erst einmal testet, indem man sie neben einem Beruf in Anstellung ausübt, falls dies möglich ist. Dann kann man sehen, ob alles so klappt, wie es gedacht ist, und aus seinem Nebenerwerb den Haupterwerb machen.
Selbständig zu arbeiten ist eine Lebenseinstellung. Das muss man mögen und auch können. Ich war schon einmal jahrelange selbständig tätig und habe beschlossen, dass es nicht mein Ding ist. Meine Probleme:
- Die Akquise: ich bin kein Mensch, der sich selbst gerne reden hört.
- Die Versicherung: keine Rentenversicherung, die Krankenversicherung will einen Haufen Geld.
- Urlaub/Krank: Was ist wenn ich einmal länger krank bin? Urlaub gibts keinen.
Ich finde nicht, dass man das pauschalisieren sollte. Es gibt eben Menschen, die sind vom Charakter her perfekt für die Selbstständigkeit geeignet und es gibt Menschen, die sind da nicht so der Typ für. So ist mein Partner zum Beispiel überhaupt nicht für die Selbstständigkeit gemacht und findet sie auch nicht attraktiv. Er findet die Verantwortung da zu groß und zieht lieber vor, normal arbeiten zu gehen, dafür das reguläre Gehalt zu bekommen und fertig. Wenn man selbstständig ist, muss man ja oft deutlich mehr Einsatz zeigen als die 40 Wochenstunden.
Ich kenne einen konkreten Fall, wo sich jemand selbstständig gemacht hat, aber der ist damit gnadenlos gescheitert und hat das Unternehmen an die Wand gefahren. So einfach ist es also nicht, wie man sich das vielleicht als Laie denkt. Da muss man sich schon sehr intensiv damit beschäftigen und vielleicht sogar Kurse belegen, um etwas über Buchhaltung und dergleichen zu lernen.
Ich glaube auch, dass das eben eine Frage der persönlichen Vorlieben, und eben auch Fähigkeiten ist. Wenn jemand eine geniale Geschäftsidee hat oder besondere Fähigkeiten und Kompetenzen, die sich sehr gut für die selbstständige Vermarktung eignen, kann man natürlich auch ohne Chef Karriere und den dicken Reibach machen, oder was man sich auch immer davon erhofft. Manche Arbeitnehmer machen sich ja auch selbstständig, weil sie ihre Leidenschaft zum Beruf machen und nehmen dafür finanzielle Abstriche in Kauf bzw. lassen sich von der Familie oder dem Partner unterstützen.
Und der Charakter muss auch stimmen. Wenn man wie ich eher antriebslos ist und den Job mehr als Broterwerb denn als Bestimmung ansieht, und auch nicht idealistisch genug, sich mit Schreiben als einzigem vermarktbarem Talent im weitesten Sinne über Wasser zu halten (ohne Unterstützung von daheim), ist man als Selbstständige(r) vielleicht gar nicht so gut aufgehoben. Nicht jedem macht es etwas aus, einen Chef zu haben, Urlaub beantragen zu müssen und dafür eben nicht aggressiv Werbung für die eigene Sache machen zu müssen, sich persönlich mit Kunden herum zu schlagen und Urlaub und Krankheit auf eigene Rechnung managen zu müssen.
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