Sollte man Mütter mit kleinen Kindern beim Arzt vorlassen?
Heute Vormittag war ich mit meinem Sohn beim Orthopäden. Mein Sohn ist schon etwas größer (Grundschulalter) und kann sich auch gut beschäftigen, wenn es im Wartezimmer mal etwas länger dauert, so dass er sich einfach ein Buch oder etwas zum Spielen mitnimmt. Gerne spielt er in diesen Situationen auch einfach irgendwas auf meinem Handy, womit er sich stundenlang beschäftigen kann.
Im Wartezimmer, welches natürlich mehr als voll war, saß eine Mutter mit drei kleinen Kindern, was zuerst auch kaum auffiel, da die Kinder recht ruhig waren. Es dauerte allerdings so lange beim Arzt, dass die kleinen Kinder, die schätzungsweise 4, 2 und etwa ein halbes Jahr alt waren, irgendwann zu quengeln anfingen. Die Mutter hat ihnen etwas zu Essen und zu Trinken gegeben aber den Kindern wurde natürlich auch langweilig, weil überhaupt kein Spielzeug im Wartezimmer war und die Warterei wirklich Stunden dauerte.
Irgendwann sind die Kinder über die Stühle geklettert und haben rum gebrüllt, was ich aber auch verstehen konnte. Die Mutter wollte mit ihnen draußen warten aber die Sprechstundenhilfe meinte, dass sie im Wartezimmer bleiben müsste, sonst würde sie mit der Reihenfolge durcheinander kommen.
Der Mutter war die Situation sehr unangenehm, das hat man deutlich gemerkt. Außerdem hat sie mehrmals angemerkt, dass sie einen Termin hatte und es ein Unding wäre, dass man sie mit drei kleinen Kindern so lange warten lässt. Die Leute im Wartezimmer waren schon so genervt, dass ein älterer Herr vorne Bescheid gesagt hat, dass die Mutter mit den Kindern vorgelassen werden soll, damit endlich Ruhe ist aber die Sprechstundenhilfe meinte wieder nur, es geht nach der Reihe und da könnte sie nichts machen.
Findet ihr, dass man Mütter mit mehreren kleinen Kindern in so einer Situation vorlassen sollte, wenn das Wartezimmer voll ist? Im Grunde muss ich sagen, dass es wesentlich entspannter und ruhiger gewesen wäre, wenn die restlichen Patienten etwas länger gewartet hätten und die Mutter mit den Kindern weg gewesen wäre. Andererseits haben andere Menschen natürlich auch noch Folgetermine und das Recht darauf, dann an der Reihe zu sein, wenn sie eben dran sind.
Würdet ihr eine Mutter vorlassen, wenn die Kinder offensichtlich nicht mehr warten können, weil es einfach zu lange dauert?
Sogar mein Sohn war schon genervt von dem Rumgenerve der kleinen Kinder, obwohl er selber noch ein Kind ist und eigene kleine Geschwister hat. Das will schon etwas heißen.
Ich finde eigentlich, dass man bei der Frau ansetzen sollte. Vermutlich musste doch nur eines der Kinder zum Arzt. Warum nimmt sie alle drei mit? Es ist Aufgabe der Eltern, sich um die Betreuung der Kinder zu kümmern. Sie hätte die anderen Kinder auch irgendwem zum Aufpassen geben können, anstatt sich mit drei Kindern ins Wartezimmer zu setzen.
Sandra980 hat geschrieben:Würdet ihr eine Mutter vorlassen, wenn die Kinder offensichtlich nicht mehr warten können, weil es einfach zu lange dauert?
Ich kann mir vorstellen, dass ich eine wartende Mutter an meiner Stelle vorlasse, ob das nun beim Arzt ist oder beim Supermarkt an der Kasse, das ist mir egal und für gewöhnlich macht so etwas mir auch keine großen Umstände. Allerdings finde ich auch nicht, dass man als Mutter das Recht für alles hat, am Ende beobachtet eine andere Mutter die Situation und bringt ihren Kindern anschließend nicht bei, dass man manchmal eben warten muss.
Zitronengras hat geschrieben:Warum nimmt sie alle drei mit? Es ist Aufgabe der Eltern, sich um die Betreuung der Kinder zu kümmern. Sie hätte die anderen Kinder auch irgendwem zum Aufpassen geben können, anstatt sich mit drei Kindern ins Wartezimmer zu setzen.
Ja und bei wem denn? Wenn die Mutter Hausfrau ist und sich um die Betreuung der Kinder kümmert während der Mann arbeitet, dann ist es auch nicht so einfach. Ich habe auch gar keine Ahnung, ob man kurzzeitig so schnell eine Babysitterin findet, außerdem kosten die auch ein wenig Geld. Es muss für die Mutter auch unangenehm gewesen sein, dass ihre Kinder so ein Theater machen, während sich der Sohn von Sandra980 so vorbildlich und ruhig verhält. Das zieht noch weitere Wut von den anderen Leuten auf die andere Mutter.
Als Freundin wäre ich übrigens auch sehr dankbar, wenn eine Freundin von mir ihre Kinder immer bei mir wegen jeder Kleinigkeit abschieben würde. Das würde mir auch nicht gefallen. In meinem Urlaub hätte ich keine Lust täglich die Babysitterin zu spielen und auch sonst würde es vormittags bei mir kaum gehen, da ich eben auch zu diesen Zeiten arbeiten werde. Sandra980 hat diese Situation vormittags beobachtet, die meisten Menschen arbeiten zu dieser Zeit. Klar, man muss sich um die Betreuung der Kinder kümmern, aber was ist wenn die Mutter es so geplant hat und es aber dann eben anders abgelaufen ist?
Ich würde so etwas immer von dem jeweiligen Einzelfall abhängig machen. Ich kann mir vorstellen, dass es in der beschriebenen Situation schon sehr nervig war und dass man dann auf den Gedanken kommt, die Mutter mit den Kindern vorzulassen. Es gibt eben Ärzte, da schützt auch ein Termin nicht vor einer längeren Wartezeit. Damit muss man dann einfach rechnen und das Problem haben doch alle, weshalb ich den Einwand der Mutter da nicht verstehe.
Ich denke, dass ich in so einer Situation, wenn ich von den Kindern schon total genervt wäre, vielleicht auch bereit wäre, etwas länger zu warten, wenn ich dafür aber in der Wartezeit meine Ruhe habe. Aber ich kann es schon verstehen, dass die Sprechstundenhilfe das nicht machen konnte, weil es alles durcheinander gebracht hätte.
Es kommt auch immer auf die Situation drauf an. Wenn ich selbst nur eine Vorsorgeuntersuchung oder ähnliches habe, und auch danach nichts vorhabe, würde ich in so einem Fall die Mutter wahrscheinlich vorlassen. Weil mir nicht nur die Kinder sondern auch die Mutter leid tut. Und mir selber tut es ja nicht weh. Im Gegenteil; das sind wieder Punkte fürs Karma-Konto.
Natürlich muss das niemand tun und es muss auch niemand ein schlechtes Gewissen haben wenn er oder sie es nicht macht. Bei mir gibt es auch eine Ausnahme bei der ich auch nicht auf meinen Platz verzichten würde. Und zwar wenn ich wirklich krank bin. Bei einer schweren Grippe mit Fieber oder ähnliches ist man doch auch froh wenn man wieder Zuhause ist.
Ich finde es ehrlich gesagt richtig mies von der Mutter, wenn sie für die Kinder nicht selber etwas zur Beschäftigung eingepackt hat und dann davon ausgeht, dass sie sofort drankommt. So naiv kann man ja nun wirklich nicht sein. Es kann immer mal länger dauern und auch unterwegs sollte man eigentlich immer eine Kleinigkeit dabei haben und nicht nur Essen und Trinken.
Abgesehen davon finde ich aber schon, dass man dann eine Ausnahme machen muss, weil die anderen wartenden Leute sonst nur noch gestresster werden und es einfach für die ganze Situation nicht dienlich ist die Mutter dann noch länger warten zu lassen. Natürlich hat die Dame ihre Vorschriften, aber so viel Weitsicht muss man dann schon mal beweisen. Immerhin sitzen da ja auch Menschen mit Problemen und Schmerzen werden die eben angenehmer, wenn man schreiende Kinder neben sich hat.
Ich finde es richtig, dass man die Mutter mit den Kindern nicht vorgelassen hat. Jeder Patient muss im Wartezimmer warten und da sind alle gleich und keiner wird bevorzugt. Wer zuerst den Termin hat, kommt auch zuerst dran und damit fertig.
Man stelle sich nur mal die Folgen vor. Wenn sich herumspricht, dass man schneller dran kommt, wenn man nur laut genug ist und die anderen im Wartezimmer nur lange genug nervt, dann macht das ja jeder. Dann würde so manche Mutter gezielt ihre Kinder schreien lassen, weil das ja Vorteile bringt. Vielleicht würde auch der eine oder andere Senior ungemütlich werden, damit er schneller dran kommt, wer weiß.
Daher sehe ich das eher als eine Art Erziehungsmaßnahme für die Mutter. Gut, sie hat ihre Kinder nicht im Griff, aber dann hat sie die Möglichkeit das nächste Mal mehr Beschäftigungsmöglichkeiten für die Kinder mitzubringen, damit diese eben ruhiger sind.
Davon haben die Kinder ja auch nichts, wenn sie von Anfang an lernen, dass sie alles (schneller) bekommen was sie wollen, wenn sie nur laut genug schreien. Bleibt nur zu hoffen, dass der Mutter das Verhalten ihrer Kinder peinlich genug war, dass sie nächstes Mal motivierter ist, dass es gar nicht erst zum quengeln und schreien kommt.
Falls ich zufällig genügend Zeit mitgebracht hätte, hätte ich je nach Laune und Tagesform vielleicht auch angeboten, die mehrköpfige Familie vor mir drankommen zu lassen. Es gibt kaum etwas, was mich mehr nervt als Kindergeschrei in einer Situation, in der man nicht einfach abhauen kann. Ganz übel sind beispielsweise auch Zugabteile. Ich würde also nicht aus "Mitleid" gegenüber der Mutter oder weil ich Kinder gerne mag, die Initiative ergreifen, sondern einfach, damit das Gebrüll aufhört.
In so einer Situation ist es mir auch völlig egal, ob ich damit pädagogisch falsch auf die Eltern einwirke oder mit schlechtem Beispiel vorangehe, weil dann ja theoretisch jeder das Schreien anfangen könnte, um sich dadurch Vorteile zu verschaffe. Mein Job ist es nicht, anderen Leuten Benehmen beizubringen, oder mich mit Kants kategorischem Imperativ zu beschäftigen, sondern ich möchte nur lästige Alltagssituationen wie Wartezimmer, Zugfahrten oder Ähnliches ohne kopfwehinduzierendes Gejaule hinter mich bringen.
Und da die beherzten Worte: "Können Sie ihren Bälgern nicht irgendwie das Maul stopfen?" selten die erwünschte Wirkung zeitigen und mich als "kinderfeindlich" abstempeln, versuche ich es meistens auf diplomatischem Wege. Oder falls ich zeitlich dazu in der Lage bin, habe ich auch mittlerweile keine Hemmungen mehr, einen Termin platzen zu lassen, wenn ich mal wieder von Unprofessionalität und Rücksichtslosigkeit in die Enge getrieben werde.
Ich wüsste nicht warum ich eine Mutter mit kleinen Kindern vorlassen sollte. Denn immerhin habe ich auch keine Zeit zu verschenken und wenn ich schon einen Termin mache, dann erwarte ich eigentlich auch, dass dieser im groben und ganzen eingehalten wird.
Aber was man der Mutter nicht andichten kann, dass sie doch Sachen für ihre Kinder mitzubringen hat. Die meisten Arztpraxen haben etwas für kleine Kinder zum spielen, und daher gehen viele davon auch aus, dass etwas vorhanden ist und bringen nichts mit. Wer fragt bei der Terminvergabe schon nach, ob auch ein Spielwürfel vorhanden ist? Habe ich nie erlebt und auch noch nie gemacht, aber dennoch war in 95% aller Praxen in denen ich war auch etwas für Kinder zum spielen bereit gelegen.
Mal ganz ehrlich, mit einem Kind schleppt man schon vieles mit sich herum. Beschäftigung für 3 Kinder in diesem Alter für mehrere Stunden, dabei ist es mir einem Kuscheltier oder einem Brettspiel noch lange nicht getan und schon hat man seinen halben Hausstand auf dem Arm zum tragen. Wenn schon Probleme vorhanden sind, dann wird man nicht noch jede Menge Gepäck mit zum Arzt schleppen.
Zum anderen wird die Dame ebenfalls einen Termin ausgemacht haben und zu diesem vor Ort gewesen sein. Dann noch Stundenlang warten, dass spricht nicht für die Arztpraxis an sich, denn wenn schon Verzögerungen eintreten, dann kann man nicht einfach in der Reihenfolge weiter machen wie vorher und den Termin von 8 Uhr dann um 10 Uhr dran nehmen, damit alle anderen dann noch länger warten dürfen. Somit müsste man sich etwas anderes überlegen, dann die späteren Termin vorziehen, heim schicken oder generell mal schneller arbeiten. Notfälle kommen bei einem Orthopäden zwar vor, aber da geht es sehr selten um Leben und Tod.
Das Kinder schreien und mal laut sind ist normal, und das haben andere auch so zu tragen. Das sind keine Wesen an denen man einen Ausknopf drückt und sie dann über Stunden artig auf dem Stuhl sitzen und warten. Schmerzen hin oder her, man muss auch mal über seinen eigenen Tellerrand hinaus schauen, denn es dreht sich nicht immer alles nur um einen selbst. Wer damit ein Problem hat, der kann auch einen anderen Platz suchen zum Warten, da nicht wenige Arztpraxen auch Stühle außerhalb des eigentlichen Wartezimmers haben.
Damit ist man nicht direkt mitten drinnen und muss auch nicht frech seinen Mund aufreißen. Zudem sind es auch meistens die Leute die ihren Mund aufmachen und alles besser wissen, die Rentner ohne eigene Kinder die keine Zeit haben weil der Rasen gemäht werden muss oder Horst am Stammtisch wartet. Das ist ohnehin eine Gruppe für sich die immer meinen um sie dreht sich die komplette Welt, alles muss nach ihren Vorstellungen gehen beim Arzt und sie sind so schwer krank, wenn sie einen Splitter im Fuß seit 8 Wochen haben.
Offen gesagt, ich wüsste auch nicht, warum ich die Mutter mit den kleinen Kindern nur vorlassen sollte. Ich habe den Termin gegebenenfalls auch länger geplant und nehme mir extra Zeit dafür oder bin selbst krank und angeschlagen und möchte auch nur noch ins Bett zurück, weil es mir selbst schlecht geht. Daher erwarte ich ebenfalls, dass mein Termin eingehalten wird.
Aber ich finde es auch nicht gut, wenn man der Mutter nun vorhält, dass sie doch bitte ausreichend Spielzeug oder Beschäftigung für die Kinder vorhalten soll, damit diese nicht unruhig werden. In den meisten Arztpraxen gibt es Spielecken und teilweise verlieren Kinder auch schnell das Interesse an solchen Dingen, besonders wenn sie lange still halten müssen.
Ich persönlich habe beim Orthopäden jedoch auch die Erfahrung gemacht, dass man echt schon sehr lange warten muss. Da muss ich aber auch ehrlich gestehen, dass ich mir als Mutter schon eine Lösung hätte einfallen lassen und die Kinder entweder zu den Großeltern oder zu freundlichen Nachbarn gebracht hätte, außer natürlich das Kind, welches auch das Problem hätte.
Kinder schreien, spielen und sind einfach mal laut. Aber ich finde es echt schwierig, wenn in einem Wartebereich lauter Menschen mit starken Schmerzen sitzen und diese dann auch noch von Kindern umringt würden.
Ich hatte sowas mal beim Augenarzt, da ist eine Mutter mit ihren vier Kindern hineingestiefelt und ist davon ausgegangen, dass alle auf die Rücksicht nehmen und den Kindern alles durchgehen lassen. Da wurde einem Patienten der Gehstock geklaut, es wurden Stühle umgeworfen, ein Kind war aber auch super brav. Irgendwann kam dann der Vater und hat die drei wilderen Kinder mit hinausgenommen. Danach bist du sowohl als Patient als auch als Mutter selbst je nachdem fertig.
Ich persönlich gehe meistens zum Arzt, wenn es mir oder einem der Kinder schlecht geht. Mein Partner schiebt seinen Dienstbeginn dank Gleitzeit dann etwas nach hinten und bleibt bei dem zweiten Kind zu Hause und beschäftigt es dann. Kranke Menschen, aber auch kranke Kinder, vertragen nun einmal manche Situationen nicht so gut und ich finde auch, dass man zumindest ein Minimum an Rücksicht nehmen sollte. Denn nicht jede Person im Wartezimmer sitzt dort, weil sie seit sechs Wochen Rückenschmerzen hat und sich endlich dazu aufgerappelt hat, zum Arzt zu gehen. Teilweise sitzen halt auch Menschen mit akuten Schmerzen dort und Schmerzen machen aggressiv.
Aber ich denke auch, dass die Arzthelferin flexibler reagieren könnte und die Mutter gegebenenfalls vorziehen könnte oder ihr anbieten könnte, in einem anderen Bereich zu warten. Das habe ich mal bei einem Arzt erlebt und fand das eigentlich ganz gut. So hatten die Patienten ihre Ruhe und die Mutter konnte sich voll und ganz auf die Kinderbetreuung konzentrieren und musste sich keine Gedanken um die Belästigung der anderen Patienten oder um motzende Rentner machen.
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