Sollte man mit religiösen Symbolen werben dürfen?

vom 05.02.2018, 01:39 Uhr

Eine litauische Modefirma war in den Schlagzeilen, weil es ihr verboten worden war, mit Jesus und Maria als religiöse Symbole zu werben. Dieses Verbot ist nun durch den Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte gekippt worden. Ein Verbot würde nur gegen das Recht auf freie Meinungsäußerung verstoßen laut Meinung der Richter.

Könnt ihr eine derartige Entscheidung nachvollziehen? Meint ihr, dass man es durchaus gestatten sollte, wenn religiöse Figuren oder Symbole für Werbezwecke eingesetzt werden? Oder empfindet ihr dies als Beleidigung von menschlichen religiösen Gefühlen? Wird Werbung mit religiösen Symbolen durch dieses Gerichtsurteil zunehmen oder haltet ihr das für eher unwahrscheinlich?

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Natürlich ist dieses Urteil nachvollziehbar. Überlege mal wo das hinführen würde wenn man auf alle möglichen religiösen Gefühle Rücksicht nehmen müsste bei der Werbung. Die Christen, die solche schwachsinnigen Verbote erlassen denken immer, das würde nur ihnen zugute kommen und kommen in ihrer Ignoranz gar nicht auf die Idee, dass der gleichen Logik folgend dann auch leicht bekleidete Frauen verboten werden müssten - wegen muslimischer Gefühle - oder, dass Kühe wegen hinduistischer Gefühle nicht zu Werbezwecken missbraucht werden dürften.

Und da religiöse Gefühle nicht von der Menge der Anhänger abhängen, die eine Religion hat, könnte man wahrscheinlich Werbung gleich ganz verbieten, weil man sicher für jeden Fall eine obskure Religion findet, die ihre Gefühle durch irgendwas verletzt sieht.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge


Ich selber bin nicht überwältigend religiös, aber ich kenne ein paar Leute, die die Sache erheblich ernster nehmen. Und selbst denen ist es völlig egal, ob in der Frischkäsewerbung Engel vorkommen oder nicht.

Wenn man den Begriff weit genug fasst, kann sowieso so ziemlich jede Darstellung von irgendwas gegen irgendein religiöses Gefühl verstoßen, und wie Cloudy schon geschrieben hat, wäre es schließlich Diskriminierung, tatsächliche oder vermeintliche "christliche Gefühle" zu schonen, aber dafür auf islamisch geprägten Anstandsregeln oder dem Verbot, dieses oder jenes bildlich darzustellen, herumzutrampeln. Das Christentum ist in dieser Hinsicht sowieso noch relativ locker eingestellt, wobei es natürlich auch hier Fanatiker gibt. Aber in anderen Religionen ist die Darstellung von Menschen beispielsweise gar nicht gerne gesehen, und darauf nimmt auch keiner Rücksicht bei der Konzeptionierung moderner Werbekampagnen.

Von meiner Warte aus kann man mit religiösen Symbolen durchaus Werbung machen, solange es nicht geschmackloser ist als die üblichen Werbespots. Es kommt ja gerne mal irgendwo ein Engel vor, oder ein behäbiger Dorfpfarrer, der sich ein Weißbier reinpfeift. All dies sind religiöse Bilder, und ich finde, dass man dafür schon ziemlich engstirnig sein muss, um dagegen vorzugehen. Und dass nicht alle Grenzen des guten Geschmacks gesprengt werden, dafür gibt es in Deutschland Regeln, die es ermöglichen beispielsweise allzu offensichtlichen Sexismus oder anderweitige Diskriminierungen verbieten zu lassen.

» Gerbera » Beiträge: 11335 » Talkpoints: 53,75 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



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