Sollte man Menschen ihre Religion ansehen können?

vom 15.11.2016, 16:43 Uhr

Manchen Menschen kann man ihre Religion ja durchaus ansehen. So ist es bei Muslimen manchmal der Fall und auch Baptisten erkennt man ganz gut. Zumindest oftmals die Frauen, die dann Röcke tragen und typische Frisuren haben. Das nur aber mal als Beispiel. Ich denke, dass viele auch sagen werden, dass man Christen durchaus auch an ihrem Aussehen ausmachen kann.

Ich frage mich allerdings, ob man Menschen ihre Religion ansehen könnte sollte. Ich denke, dass jeder selbst wissen muss, ob er glaub und an was er glaubt. Ich weiß auch nicht recht, ob es wirklich sinnvoll ist, wenn man die Religion am Äußeren erkennen kann. Eine Bekannte hat die Theorie, dass man so vielleicht auch mögliche Selbstmordattentäter erkennen könnte. Das halte ich jedoch für Blödsinn.

Meint ihr, dass man Menschen ihre Religion ansehen können sollte? Wozu würdet ihr das meinen, dass dies gut wäre? Hat das für euch überhaupt einen Sinn?

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge



Ein Muss sehe ich da nicht. Öffentlich auf der Straße spielt es absolut keine Rolle, wer welcher Religion angehört. Bei einer Podiumsdiskussion wäre es vielleicht hilfreich, aber ansonsten - im Supermarkt, auf Behörden etc. - sollte jeder gleich behandelt werden und da spielt die Religion keine Rolle.

Ob es in bestimmten Situationen einen Nutzen hat? Vielleicht wenden sich muslimische Touristen auf der Suche nach dem richtigen Weg lieber an andere Muslime. Genauso wie ich in Indonesien nicht unbedingt die Frau fragen würde, die auf der Straße Erdnüsse verkauft. Einfach, weil die Wahrscheinlichkeit, dass sie genug Englisch kann, geringer ist als bei einem Mann mit Tennissocken in den Sandalen oder mit Kamera und Brustbeutel.

Aber ansonsten, nein, ich sehe keine Notwendigkeit. Mir ist es vollkommen egal, welcher Religion jemand angehört. Wenn wir irgendwann mal über Religionen oder Themen, bei denen das relevant sein könnte, diskutieren, dann kann man es mir gerne verraten.

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Wieso? Damit es den jeweils anderen Leuten leichter fällt, ihre Mitmenschen zu diskriminieren? So lange ist der Judenstern eigentlich auch wieder nicht her, dass man sich hierzulande scheinbar völlig unbedarft eine derartige Frage stellen sollte. Und ich glaube übrigens auch nicht, dass man Leuten an der Nase erkennen kann, ob sie Kirchensteuer zahlen oder Ostern und Weihnachten in die Kirche traben. Bei solchen Vorstellungen kann ich mir eigentlich nur die Haare raufen.

Genauso gut könnte man meiner Ansicht nach beispielsweise dunkelhäutige Menschen dazu verpflichten, ein Schild zu tragen, aus dem ihre Nationalität hervorgeht sowie die Dauer ihres Aufenthaltes in Deutschland und eine generelle Einschätzung ihrer Deutschkenntnisse. Anderenfalls könnte es ja passieren, dass ein braver Pegida-Bürger versehentlich den Herrn Kasawumbu anpöbelt, der zwar im Kongo geboren ist, aber schon seit 30 Jahren in Deutschland lebt, obwohl er sich eigentlich mit dem Herrn Babangandu anlegen wollte, der erst seit einem Jahr hier ist und noch nicht so gut Deutsch kann. Ehrlich, manchmal tut's schon weh hier.

» Gerbera » Beiträge: 11335 » Talkpoints: 53,75 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Es gibt ja schon Menschen, die sind regelrecht stolz auf ihre Religion und tragen entsprechende Symbole der Zugehörigkeit öffentlich und demonstrativ zur Schau, sodass man diese kaum übersehen kann. Wenn eine Person das unbedingt möchte, sollte sie das auch tun dürfen ohne dafür diskriminiert zu werden. Aber ich sehe auch die andere Seite, die Gerbera anspricht. Wenn jemand das nicht möchte, dann sollte man ihn auch nicht dazu zwingen. Das sollte auf Freiwilligkeit basieren, sonst bekommt das so einen negativen Beigeschmack.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Wieso? Damit es den jeweils anderen Leuten leichter fällt, ihre Mitmenschen zu diskriminieren? So lange ist der Judenstern eigentlich auch wieder nicht her, dass man sich hierzulande scheinbar völlig unbedarft eine derartige Frage stellen sollte
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Oh! Ich hatte die Frage gar nicht so verstanden, ob es ein Gesetz geben sollte, dass dazu verpflichtet, seine Religion offen zu zeigen. Das wäre wirklich extrem heftig. Ich hatte die Frage eher so verstanden, ob man dadurch Vorteile hätte. Also sowohl derjenige, der seine Religion zeigt, als auch diejenigen, die das dann sehen. Gut, ich habe die Frage nicht gestellt, aber ich bin jetzt doch erschrocken, dass ich sie völlig unbedarft gelesen habe! :wall:

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Baptistengemeinden sind nun auch nicht alle gleich. Wir haben hier eine, wo die Frauen so gekleidet sind, wie alle anderen Leute auch, also eben meistens Hosen tragen. Und es muss auch nicht jede Frau, die mit einem langen Rock rumläuft, unbedingt Baptistin sein.

Ansonsten wirst du einen Christen äußerlich kaum von einem Atheisten unterscheiden können, außer er trägt eine Kreuzkette oder so. Jeder arabisch aussehende Mensch wird vermutlich automatisch als Moslem eingestuft, könnte aber auch Christ sein, da es auch im arabischen Raum christliche Minderheiten gibt oder er ist gar nicht gläubig. Nach dem Aussehen auf einen potenziellen Terroristen schließen zu wollen beruht letztendlich nur auf Vorurteilen.

Meiner Meinung nach sollte man gar nichts. Wer will, kann natürlich ein äußerliches Zeichen tragen, das auf seine Religion hinweist, etwa ein Kopftuch oder ein Kreuzsymbol, aber das ist Privatsache. Als Donald Trump bei einer Wahlkampfrede meinte, alle Muslime in den USA sollten eine Kennzeichnung tragen, hat das zurecht große Empörung hervorgerufen. Es sollte wohl klar sein, dass eine derartige Pflicht nicht mit unseren Gesetzen vereinbar wäre.

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» Jessy_86 » Beiträge: 5456 » Talkpoints: 0,18 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


Ich finde, wer seine Religion offen zeigen will, sollte das tun dürfen, solange es nicht gegen irgendwelche Gesetze verstößt. Wer es dagegen nicht will oder wem es egal ist, der sollte dann auch die Möglichkeit haben, sie nicht zu zeigen. Im Grundgesetz steht ja auch:

(1) Jeder hat das Recht auf die freie Entfaltung seiner Persönlichkeit, soweit er nicht die Rechte anderer verletzt und nicht gegen die verfassungsmäßige Ordnung oder das Sittengesetz verstößt.

(Nachzulesen hier). Religionsfreiheit herrscht hier ebenfalls, und ich zumindest würde sagen, dass die Wahl, besagte Religion zu zeigen oder nicht, bei "freier Entfaltung der Persönlichkeit" mit inbegriffen ist.

Dazu kommt ja noch, dass es eventuell nicht für jeden Glauben ein passendes Symbol gibt. Sicher, die Christen haben Kreuze, und auch andere größere Religionen wie der Islam haben sicher ein Zeichen, aber was, wenn man sich zwar nicht unbedingt als Atheist, aber auch nicht komplett einer Religion zugehörig bezeichnet? So könnte man zwar an einen allmächtigen Gott glauben, aber auch an Karma und Wiedergeburt. Sind das dann eher Christen oder eher Buddhisten?

Viele sind außerdem auch nur auf dem Papier religiös, gerade Jugendliche und junge Erwachsene, die konfirmiert wurden und noch keine Kirchensteuer zahlen, weshalb sie einfach noch nicht die Motivation hatten, aus der Kirche auszutreten. Und andersrum gibt es sicher Leute, die, würde man seine Religion kenntlich machen müssen, nur auf dem Papier atheistisch wären, in Wahrheit aber gläubig.

» Kalu-chan » Beiträge: 718 » Talkpoints: 11,85 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Bei der Überschrift hatte ich ja ganz unschöne Assoziationen. Ich denke nicht, dass du bei dem Thema an Judensterne gedacht hast oder die Bestrebungen von einigen Extremisten in den USA, die eine Registrierung und Kennzeichnung von Muslimen fordern, aber bei dem politischen Klima, das im Moment herrscht, liegen solche Gedanken nicht fern.

Sinnvoll ist das vielleicht für die Religiösen selber, um sich gegenseitig identifizieren zu können oder um sich als Teil einer Gruppe zu fühlen. Ich bin vor Jahren mal durch ein Christentreffen gelaufen, das in der Fußgängerzone irgendeine Veranstaltung hatte, und da hat man direkt gesehen wer dazu gehört und wer einen Einkaufsbummel macht und aus Versehen in der Menge stecken geblieben ist. Da sicher viele an solchen Treffen teilnehmen um neue Leute kennen zu lernen ist es doch praktisch wenn man direkt weiß, dass die Frauen in Sommerkleidern, Pumps und Sonnenbrillen nicht dazu gehören.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge


Ich wüsste nicht was das bringen sollte. Selbstmordattentäter gibt es auch ohne Schleier und ohne Burka, denen steht es auch nicht auf die Stirn geschrieben. Oder soll man nun die Judensterne wieder einführen oder jedem ein Tattoo auf die Stirn stechen, welcher Religion man nun angehört? Nicht jeder der einen Schleier trägt ist auch ein Attentäter, nicht jeder Attentäter trägt einen Schleier.

Daher halte ich die These deiner Freund für reichlich dämlich und ist auch nur mit Vorurteilen behaftet die an bestimmte Glaubensrichtungen sich anlehnen. Man muss auch so sehen, nicht jeder der christlich getauft wurde und das auch in seiner Urkunde stehen hat, ist hinterher auch der Fanatiker der alles umsetzen muss was in der Bibel steht. Gleiches gilt auch für den Koran, die Sharia und andere Bücher der Religionen. Und auch nicht jede Verhaltensweise wird übernommen, auch wenn man mit dem Rest konform läuft und daran glaubt.

Was das also bringen sollte wüsste ich nicht. Wenn man in einer Gruppe unterwegs ist und sich verliert zum einfachen wieder finden sicherlich eine nette Idee, aber auch kein zwangsläufiges muss. Dafür gibt es auch andere Mittel und Wege, als wenn alle das auf der Stirn stehen haben, ein Abzeichen tragen oder man auf grüne Hosen setzt als Erkennungsmerkmal.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge


Würde man einem islamistischen Attentäter schon auf einen Kilometer Entfernung sein krankes Gedankengut optisch ansehen können, hätten diese sich schon längst angepasst und würden zusehen, in der Menge unterzugehen. Die Attentäter vom elften September zum Beispiele sahen nun auch wirklich gar nicht wie radikale Moslems aus, die sich den Sprengstoffgürtel umgeschnallt haben, um alles in die Luft zu jagen.

So ganz verstehe ich diese Frage aber nicht und musste ehrlich gesagt bei der Überschrift ebenfalls sofort an Judensterne denken, auch wenn du das sicher nicht im Hinterkopf gehabt haben wirst, bei der Erstellung dieses Themas. Ich wüsste einfach keinen Grund, warum es von Vorteil sein könnte, jemandem seine Religion ansehen zu können. Das könnte man dann analog auf seine politische Meinung, sexuellen Ausrichtung oder generelle Lebenseinstellung übertragen.

» Verbena » Beiträge: 4979 » Talkpoints: 3,27 » Auszeichnung für 4000 Beiträge


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