Sollte man Kinder so früh mit Technik vertraut machen?
Die heutige Technik und die Technik von vor 20 Jahren ist natürlich nicht die Gleiche. Das ist eigentlich ja auch ein sehr guter Punkt für die Menschheit, da wir in Sachen Technologie große Fortschritte gemacht haben. Ich interessiere mich sehr für Technik, möchte immer die neusten Gegenstände zu Hause haben und finde es einfach nur interessant, allerdings habe ich auch Fragen, die mich ab und zu sehr beschäftigen. Vor allem, weil ich eine kleine Schwester habe.
Es geht mir darum, dass die heutigen jüngeren Generationen schon mit Technik konfrontiert werden. Meine kleine Schwester ist acht Jahre alt, geht in die dritte Klasse und kann schon fast mit dem iPad besser umgehen als ich. Freunde aus ihrer Klasse haben schon Smartphones und ich frage mich echt, ob das so notwendig ist. Ich habe damals mein Handy mit zwölf Jahren bekommen und das war noch ein Handy, das gerade so Musik geschafft hat.
Klar, die Möglichkeiten sind heute deutlich anders und die Technik ist einfach weiter, aber das ist doch kein Grund, jungen Kindern direkt ein Smartphone oder Tablet zu kaufen. Wenn ich schon sehe, wie zwölfjährige Kinder auf Facebook Bilder posten und so weiter, finde ich das schon erschreckend. Ich werde es auf jeden Fall durchsetzen, dass meine Schwester erst spät ein Smartphone bekommt. Ein Handy finde ich ok, da man ja erreichbar sein muss, aber direkt ein Smartphone finde ich schon extrem.
Wie steht ihr zu dieser Entwicklung? Macht ihr eure Kinder so früh schon mit der Technik vertraut oder seid ihr auch eher meiner Meinung und würdet damit warten? Es wäre cool, wenn ihr eure Antworten ausführlich begründen könnt, da ich das Thema doch schon sehr wichtig finde.
Mit meinen knackigen 20 Jahren kann ich da wohl auch schon etwas dazu sagen. Ich bin ja selbst mit der immer besser werdenden Technik groß geworden. Jede neue Spielerei war ein riesen Erfolg und hat den Firmen ordentlich Geld eingebracht. Doch ich selbst, tja, ich durfte da nicht ran. Nur unter Aufsicht. Wenn überhaupt. Aber damit war ich zufrieden, da ich auch bei diesen ganzen Spielereien auch gerne zugesehen habe, sowohl meinen älteren Geschwistern als auch bei meinem Vater.
Da ich vorhabe, noch viele Jahre mit meinem Freund zusammen zu bleiben und wir auch schon über unsere Zukunft gesprochen haben, haben wir auch bereits festgelegt, sollten wir irgendwann Kinder haben, dass wir diese nicht so mit der Technik bombardieren würden. Die Technik ist heutzutage ja wirklich schön und gut, aber kleine Kinder sollten einfach nicht so viel davon haben. Sie sollten einfach Kinder sein und mit anderen Kindern spielen.
Unsere Kinder werden vielleicht solche alten Handys mit Tasten bekommen, damit sie erreichbar sind. Aber das war es dann auch schon wieder. Ein Smartphone ist meiner Meinung nach für ein Kind viel zu teuer. Vor allem, weil Kinder so etwas auch gerne fallen lassen. Da sind ein paar Hundert Euros ganz schnell weg, wenn es auf dem Boden landet.
Zudem glaube ich, eben weil die Kinder diese ganzen Smartphones und Tablets haben und immer mit dem Internet verbunden sind, dass sie dadurch bereits Worte erfahren, die ihrem Alter definitiv nicht entsprechen. Ich bin wirklich geschockt, wenn ich mir meine kleine elf jährige Schwester ansehe und was sie zu ihren ganzen Freundinnen sagt.
Da ist diese Unhöflichkeit und auch der ganze Streit, den sie ständig hat, die unter den Kindern immer häufiger werden, praktisch vorprogrammiert. Das sind teilweise Worte, die ich noch heute einfach nicht ausspreche, weil es sich einfach nicht gehört. Doch sie werden damit so viel zugetextet, dass sie glauben, es sei ok, ebenfalls damit um sich zu werfen.
Ich glaube, dass da sehr viele Eltern große Fehler mit begangen haben, als sie ihren Kindern diese ganze Technik gekauft haben. Das grenzt für mich schon an einer gewissen Verantwortungslosigkeit.
Als Kind habe ich auch immer wieder Technik gehabt, dennoch finde ich dass das auch alles Grenzen haben muss. Man sollte nicht alles erlauben nur weil die Freunde der Kinder das haben und so weiter. Man muss sicherlich sehen wie reif das Kind ist und auch ein Auge auf die Nutzung haben. Generelle Verbote bringen sicherlich auch nichts.
Unser Sohn wird wohl dann ein Smartphone bekommen, wenn er alleine in die Schule geht und nicht mehr von uns abgeholt wird, weil ich dann die Sicherheit haben will, dass er im Notfall auch anrufen kann.
Ich bin einer von diesen furchtbaren Eltern, die ihren Kindern die gefährliche moderne Technik in die Hand geben und habe es bislang nicht bereut. Ich finde es nur lustig, dass ich in so einer komischen Sandwich Generation lebe, dass man sowohl von den eigenen Eltern als auch von den jüngeren Leuten dafür doof angesehen wird. Aber ich versuche mal zu erklären, warum ich mich dazu entschieden habe.
Ich komme aus einer Generation, die eine der ersten war, die von Kind an selbstverständlich mit Computern aufgewachsen ist. Klar sahen die damals noch anders aus. Unsere örtliche Bank auf dem Dorf hatte als Rechner für die Geldbuchung noch den ganzen Keller mit so einem klickernden Ding mit Röhren stehen, das man heute mit etwas Glück noch in gut sortierten Technikmuseen bestaunen kann. Ich war, obwohl das in Bayern für ein Mädchen nicht so häufig war, von Klein auf schon sehr zur Technik hingezogen.
Ich habe meinen Cousin glühend beneidet, weil der als Junge einen Amiga bekommen hat und so herrlich verpixelte Spiele spielen konnte. Heute fragt man sich, wie man davon begeistert sein konnte, aber man konnte sich halt damals nicht vorstellen, wie schnell die Entwicklung voran schreiten wird.
Mein erster eigener PC war ein Pentium 1 und der hat damals ein Vermögen gekostet. Ich habe auch einiges unternommen, um an einen Gebrauchten zu kommen. Meine Eltern konnten mir nicht helfen und ich habe mir alles alleine oder mit Freunden und Geschwistern durch Versuch und Irrtum und Lesen von Fachzeitschriften beigebracht. Nach und nach hat unser Fieber dann auch auf unsere Elterngeneration übergegriffen.
So nach und nach bin ich in alles reingewachsen, oder mittlerweile könnte man sagen reingealtert, was es heute so gibt. Ich hab schon Internet benutzt, als man noch diese piepsenden Modems benutzt hat und ewig gewartet hat, bis reiner Text geladen war.
Für mich gehört Technik heute dazu und ich könnte mir nie vorstellen, meine Kinder davon weg zu sperren. Erstens finden Kinder immer Möglichkeiten, das dann heimlich zu testen und machen damit wahrscheinlich mehr Murks, als wenn kein Erwachsener das Erkunden begleitet. Zweitens müssen sie das sowieso irgendwann nutzen. Selbst wenn die Eltern da die Kinder vorsichtig beschützen wollen, kommen spätestens in der dritten, vierten Klasse die ersten Hausaufgaben an, wo die Kinder was im Internet nachschlagen sollen.
Mir ist lieber, dass meine Kinder wissen, dass ich Ahnung von der Technik habe und ihre Erkundungen unterstütze. So kommen sie auch zu mir, wenn sie etwas gefunden haben, was nicht gut für sie war oder was sie nicht einordnen konnten. Dann wird das eben ohne Vorwürfe erklärt und verliert dann viel an Schrecken. Das ist mir viel lieber, als wenn meine Kinder das irgendwie heimlich allein durchstehen.
Meine Kinder sagen auch nicht sonderlich viele Schimpfwörter. Ich denke, das ist keine Frage der Technik sondern eher eine Frage davon, wie dick das Fell der Eltern ist und wie viel Unflätigkeit sie den Kindern durchgehen lassen.
Übrigens sind Smartphones nicht mehr teuer. Ohnehin haben die meisten Leute mittlerweile auch schon zwei, drei abgelegte Smartphones zu Hause liegen. Verkaufen ist mittlerweile auch nicht mehr leicht, weil der Markt recht gesättigt ist. Wenn man also Kindern nicht das allerneueste Luxusmodell gibt, hält sich der Verlust in Grenzen, wenn die Kinder das Handy kaputt machen oder verlieren.
Wenn ihr zwanzigjährigen Kinder habt, die im Grundschulalter sind, wird der Preisverfall bei Smartphones so weit fortgeschritten sein, und auch die technische Entwicklung, dass keiner mehr wegen einem Smartphone automatisch an teuer denkt. In ein paar Jahren werdet ihr vieles anders sehen.
Ich habe mir auch manches für die Erziehung meiner Kinder vorgenommen, was nicht so umsetzbar war. Gerade bei Wünschen nach Technik wirkt halt auch recht stark das Vorbild, was der Freundeskreis ausstrahlt. Nicht jeder zieht Kinder in einem so alternativen Viertel auf, dass die meisten Freunde so etwas nicht haben. Bei den meisten Kindern kommt irgendwann der Tag wo man als Eltern hört: Der / die XY hat schon / alle meine Freunde haben schon ein Smartphone, wann bekomme ich eines? Dann wird es schwierig rigoros und noch jahrelang an den Prinzipien fest zu halten.
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