Sollte man Gutverdienern Sozialwohnung kündigen können?
Seit Jahren ist es nun schon so, dass der Wohnungsmarkt schwierig ist und es ist auch keine Besserung in Sicht. Auch in meinem Bekanntenkreis gibt es Studenten, Geringverdiener-Familien bzw. Alleinerziehende die keine bezahlbaren Wohnungen finden.
Ich selbst wohne auch seit 15 Jahren in einer Wohnung der Gemeinnützigen Gesellschaft die als Sozialwohnung ausgeschrieben war. Da mein Partner aus gesundheitlichen Gründen bereits Frührentner ist leben wir auch weiterhin knapp über dem Sozialhilfesatz und ich bin dankbar dafür, dass wir diese günstige Wohnung haben und dort wohnen bleiben können.
Ich habe allerdings auch einige Nachbarn um mich bei denen Partner in guten Jobs arbeiten und die öffentlich damit angeben wie viel Geld sie dank dieser günstigen Wohnung zum Leben haben. Diese haben teilweise Nettoeinkommen von 3.500 - 4.000 € und leben trotzdem weiterhin über Jahre/Jahrzehnte in dieser Wohnung für 650 ,- € Warmmiete. Die Wohnung an sich ist tatsächlich schön geschnitten und in einer guten Lage, sodass sie auch keine Veranlassung sehen sich etwas Neues zu suchen.
Ich selbst bin seit der Unterschrift auf dem Mietvertrag auch nie wieder nach meinen Einkommensverhältnissen befragt worden. Wenn ich ehrlich bin würde ich vermutlich auch keine Veranlassung dazu sehen freiwillig die Wohnung zu räumen, wenn wir Gutverdiener wären. Ich würde mir wahrscheinlich das Geld ansparen um mir dann irgendwann mal ein Eigenheim zu bauen.
Offensichtlich ist es rechtlich derzeit nicht möglich, Gutverdienern wegen ihres Einkommens die Wohnung zu kündigen. Trotzdem bin ich der Meinung, dass hier etwas schief läuft bei der Vergabe bzw. Verwaltung von Sozialwohnungen. Wie seht ihr das, sollte man Gutverdienern Sozialwohnungen über Jahre hinweg weiter überlassen? Sollte man hier weiterhin darauf hoffen, dass Gutverdiener sich aus eigenem Antrieb um ein besseres Zuhause bemühen? Welche Lösungsmöglichkeiten könntet ihr euch in dieser Problematik vorstellen?
Die ganze Diskussion wäre sinnlos würde es mehr Wohnraum geben und wenn man diesen nicht schafft, dann haben eben auch die Gutverdiener nicht so wahnsinnig viel davon. Die Idee Sozialwohnungen wirklich nur an Bedürftige zu geben ist ja ganz nett, aber wo sollen denn deine gut verdienenden Nachbarn nun hin? Wie lange sollen sie denn eine neue Wohnung suchen? Das ist heutzutage nun mal so, dass man einfach zufrieden über jeden Wohnraum ist, den man bekommen kann und wenn man dann noch sparen kann, würde das wohl keiner ablehnen. Allerdings sehe ich da natürlich auch die soziale Ungerechtigkeit. Ohne mehr Wohnungen und bezahlbaren Wohnraum wird sich das aber wohl nicht lösen lassen.
650 Euro für eine Wohnung finde ich ganz schön happig, das klingt nicht gerade günstig. Haben die eine Dreiraumwohnung? Also so sozial klingt das für mich erstmal nicht. Mag sein, dass es noch teurere Wohnungen gibt, aber nach einem Schnäppchen klingt das nicht.
Die Idee, dass man Menschen mit mehr Einkommen auch mehr Geld abknüpfen sollte, finde ich richtig gemein. Menschen, die mehr verdienen, tun meistens auch einiges dafür und das wollen die sicherlich nicht wie eine gemolkene Kuh für Dinge ausgeben, die sie auch günstiger haben könnten oder die andere günstiger haben.
In einer angespannten Wohnlage sind 650 Euro warm selbst für eine Zweizimmerwohnung total günstig. In München, Frankfurt oder Berlin zahlt man ja sogar für ein Einzimmer-Appartment so viel.
Ich würde auch nicht ausziehen wollen, um in eine Wohnung zu ziehen, die das Doppelte oder Dreifache kostet, selbst wenn ich kein Anrecht mehr auf eine solche Wohnung hätte. Ungerecht ist es natürlich trotzdem. Vielleicht könnte man die Miete an den Mietspiegel anpassen? Aber ob das bei einer Sozialwohnung gemacht werden darf, bezweifle ich. Es hilft wirklich nur bauen, bauen, bauen.
Das ist sehr relativ. Zunächst mal bleibt eine Sozialwohnung nicht grundsätzlich für immer eine Sozialwohnung, diese Mietpreisbindung ist nur zeitlich begrenzt und wenn sie ausläuft, kann der Vermieter die Miete auf ein normales Niveau anheben. Hierüber kann man sich bei der zuständigen Behörde erkundigen, sie muss Auskunft darüber geben, was für die eigene Wohnung gilt.
Des Weiteren gibt es einige Bundesländer, in denen bei einer deutlichen Einkommenssteigerung eine sogenannte Fehlbelegungsabgabe erhoben wird. In dem Fall darf ein Aufschlag zur Sozialmiete erhoben werden, sodass die Mieter trotz Sozialwohnung die ortsübliche Miete bezahlen müssen. Wohnt man in einem entsprechenden Bundesland ist es klüger, nicht allzu sehr mit seiner Schnäppchenwohnung herum zu prahlen, wenn die Miete so niedrig bleiben soll.
Aber die Fehlbelegungsabgabe gilt nicht mehr in vielen Bundesländern und wurde aufgrund schlechter Erfahrungen von vielen abgeschafft. Denn hierdurch stiegen nicht die Mieteinnahmen, stattdessen zogen eben viele besserverdienende Mieter aus diesen ehemals sozial durchmischten Wohngegenden weg. Dies hat teilweise dazu geführt, dass sich vormals unauffällige Wohngebiete zu Brennpunkten entwickelt haben. So gesehen scheint es mir auch sinnvoller, eine Mieterschaft nicht nur homogen aus sozial schwachen Menschen zusammenzusetzen und auch Gutverdienende günstig wohnen zu lassen.
Hier in München zum Beispiel kommt das Problem dazu, dass man unter Umständen nach einem zwangsweisen Auszug überhaupt keine alternative Wohnung finden kann. Es geht dann also nicht nur darum, dass jemand in Zukunft mehr zahlen soll, sondern ob er überhaupt noch in der Stadt wohnen kann. Einem Kollegen ist beispielsweise wegen Eigenbedarf gekündigt worden, und er wohnt jetzt außerhalb der Stadt, da er in München selbst gar nicht fündig geworden war.
Zitronengras hat geschrieben:650 Euro für eine Wohnung finde ich ganz schön happig, das klingt nicht gerade günstig. Haben die eine Dreiraumwohnung? Also so sozial klingt das für mich erstmal nicht. Mag sein, dass es noch teurere Wohnungen gibt, aber nach einem Schnäppchen klingt das nicht.
Vielleicht sind 650 Euro bei euch teuer, bei uns sind 650 Euro warm für eine 75 qm große Drei-Zimmer-Wohnung tatsächlich ein "Schnäppchen". Auf dem "freien Markt" findet man eine solche Wohnung nicht unter 800 Euro warm, eher sogar noch 900 bis 1.000 Euro. Wir wohnen in einer Großstadt in Bayern.
An sich kann ich deinen Grundgedanken schon verstehen. Für Leute mit geringem Einkommen kann es zum Teil echt schwierig sein eine Wohnung zu finden, die bezahlbar ist und dann vielleicht auch noch halbwegs gut geschnitten. Das kann schon, wenn man ein normales Einkommen hat, ein ganz schöner Akt werden und sich als schwierig gestalten, eben, weil es so wenig Wohnraum gibt.
Jedoch muss ich auch sagen, dass es ein wenig nach dem Prinzip ist, wer zuerst kommt, mahlt zuerst. Wenn man damals Glück hatte und für ein geringes Geld eine recht gute Wohnung erzielt hat, wieso soll man dann ausziehen? Wer bezahlt einem dem Aufwand den man mit dem Umzug hat? Wieso sollte man sein Geld, für das auch Mehrverdiener hart arbeiten gehen, für eine höhere Miete ausgeben? Ich denke, es sollte jedem selbst überlassen sein, wie viel er für seine Miete ausgibt.
Eher sollte mehr bezahlbarer Wohnraum geschaffen werden als das Leute, die in günstigen Wohnungen wohnen, weil sie einfach Glück hatten, raus geschmissen werden und mehr Geld ausgeben müssen, nur weil sie mehr verdienen. Wie bereits gesagt - diese arbeiten ja auch hart dafür.
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