Sollte man die Gastronomie an Bahnhöfen abschaffen?
Ein Bekannter von mir fährt sehr gerne mit dem Fernzug und nutzt dort mit Vorliebe das Bordrestaurant. Er hat sich neulich beschwert, dass die neuen ICs gar keine Bordrestaurants mehr hätten und dass man diese beim Bau einfach ausgelassen hätte. Das geht für ihn natürlich gar nicht, weil ihm das so wichtig ist und er hat auch schon den Schuldigen gefunden und ist der Meinung, dass die Gastronomie an den Bahnhöfen komplett verantwortlich ist für diese Entwicklung.
Denn da viele Bahnhöfe zu einer Art Mini-Shopping-Mall umgebaut worden wären und man dort alles mögliche an gastronomischen Köstlichkeiten erwerben könnte, hätte keiner mehr Interesse an der Nutzung des Bordrestaurants. Denn wozu dort noch Essen und Trinken kaufen, wenn man Getränke und Essen zu einem Bruchteil des Preises auch am Bahnhof kaufen kann? Für mich klingt diese Entwicklung schon logisch (wobei ich zum Service im Bordrestaurant nichts sagen kann), aber man kann das ja nicht pauschalisieren.
Soweit ich weiß haben nur die Fernzüge Bordrestaurants und der Nahverkehr überhaupt nicht. Die Menschen, die den Nahverkehr nutzen wollen doch auch mal Kaffee oder ein Brötchen unterwegs essen, also wird das nicht angeboten um die Fernreisenden zu ärgern. Wie seht ihr das? Sollte man die Gastronomie an Bahnhöfen komplett abschaffen, damit das Nahrungsangebot im Zug weiter ausgebaut wird? Oder haltet ihr das für unsinnig?
Was für eine blödsinnige Idee. Zunächst einmal sollte man wissen, dass die Preise im Bordrestaurant oder Bordbistro nicht so teuer sind, wie gerne behauptet wird. Das sind ganz normale Restaurantpreise. Wenn man sich in ein Café setzt bezahlt man für Kaffee und Kuchen auch mehr als wenn man sich das schnell beim Bäcker an der Ecke holt und dann im Stehen in einer ungemütlichen Ecke im Laden essen muss.
Aber die Leute, die sich für ihren Cappuccino gerne in ein Café setzen sind nicht unbedingt die gleichen Leute, die sich ihren Coffee to go im Pappbecher holen. Was würde wohl passieren, wenn man den Bäcker im Bahnhof dicht macht? Ich würde mir mein Frühstück dann in einer anderen Filiale kaufen, die auf dem Weg zum Bahnhof liegt, andere Leute würde sich vielleicht von zu Hause etwas mitnehmen.
Regionalzüge haben tatsächlich keine Restaurants und es würde sich auch kaum lohnen diese in Züge einzubauen, die hauptsächlich von Pendlern für kürzere Strecken genutzt werden. Aber als Pendler kennt man sich ja normalerweise an Start- und Zielort aus und würde dann wissen, wo man sich außerhalb des Bahnhofs seinen Kaffee besorgen kann.
Davon abgesehen dürfte die Gastronomie wahrscheinlich zu den zuverlässigsten Mietern der Bahn gehören. Wer sollte denn die ganzen Restaurantketten und Bäckereien als Mieter ersetzen wenn die plötzlich weg fallen würden? Und wer soll für den Verlust aufkommen wenn sich so schnell kein Ersatz findet? Und wer würde dann wahrscheinlich jammern wenn die Fahrkarten teurer werden? Wahrscheinlich die gleichen Leute, die jetzt über die Bahnhofsgastronomie jammern.
Ich fahre selten mit der Bahn, aber wenn ich mal damit unterwegs bin, dann hole ich mir schon gerne mal vor Fahrtantritt beim Bäcker im Bahnhofsgebäude etwas zu essen. Wenn das wegfallen würde, dann würde mir schon etwas fehlen. Und gerade für die Menschen, die mit regionalen Zügen unterwegs sind, ist das ungünstig, weil sie nicht auf die Gastronomie im Zug ausweichen können, weil es in den Zügen keine gibt. Ich halte von dieser Idee also gar nichts.
Ich kenne es auch so, dass in den Fernreisezügen oft ein Bistro oder ein Restaurant sind. Bei den Kurzstreckenzügen wird sich das so nicht lohnen, gerade weil man eben an den Bahnhöfen auch Speisen und Getränke bekommt. Wenn ich früher nach Essen gefahren bin, habe ich mir auch meistens am Bahnhof noch ein Brötchen gekauft und hatte immer etwas zu trinken dabei. Oftmals werden ja auch Snack-Automaten auf den Bahnsteigen aufgestellt und dort kann man sich ja auch teilweise belegte Brote und ähnliches ziehen. Ich denke, dass sich für viele der Gang ins Bistro einfach nicht lohnt, wenn sie nur kurze Zeit im Zug sitzen.
Ich habe die Gastronomien in Transportmitteln eigentlich nie genutzt. Eine Ausnahme waren die Restaurants an Bord einer Fähre beim Urlaub in Skandinavien - aber da hatte ich auch kaum eine andere Gelegenheit, an Essbares zu kommen, da die Überfahrt einen ganzen Tag mitsamt Übernachtung gedauert hat.
Auch das Essen im Flugzeug auf Langstreckenflügen habe ich natürlich angenommen, aber das ist im Ticketpreis schließlich auch inbegriffen. In Bordrestaurants in Zügen muss man die Snacks und Getränke selbst bezahlen, und das war mir immer zu teuer. Auch bin ich selten wirklich lange im Zug unterwegs, sodass ich ohne Verpflegung oder mit eigenem Proviant bestens auskomme, bis ich mein Ziel erreicht habe.
Die Argumentation, dass man die Bahnhofsgastronomie zugunsten der Zugrestaurants reduzieren oder abschaffen sollte, kann ich so nicht nachvollziehen. Manche Leute müssen auf ihren Reisen mehrere Stunden Umsteigezeit oder Wartezeit auf verspätete Anschlüsse in Bahnhöfen verbringen. Diese können sich ja nicht einfach in einen x-beliebigen Zug setzen, um dort ein Mittagessen oder einen Kaffee zu bekommen.
Auch nutzen Kurzstreckenreisende, deren Regionalzüge kein Bistro besitzen, die Angebote im Bahnhof. Gelegentlich kommt es auch vor, dass ich - wenn ich spät abends in der Stadt bin und noch einen Happen essen möchte - den Bahnhof aufsuche, weil die dortigen Imbisse und Stände meist länger offen haben als die Läden in der Umgebung, obwohl ich überhaupt keinen Zug betreten will.
Daher finde ich diesen Vorschlag wenig durchdacht und unrealistisch umzusetzen. Es ist zwar schon ärgerlich für Vielreisende, wenn das gastronomische Angebot an Bord immer mehr abnimmt, aber wenn man dafür an jedem Bahnhof heutzutage eine große Auswahl an Restaurants und Shops vorfindet, kann man sich entsprechend vor der Reise dort ausstatten.
Also, mich stört das ganz kräftig, dass ich auf den von mir meistens befahrenen Strecken keinen Speisewagen habe und auch auf den Bahnhöfen keine Gastronomie vorhanden ist (es gibt hier nur Snackautomaten am Bahnhof, wo man sich Chips, Cola und Süßigkeiten kaufen kann). Und dabei pendle ich täglich mehr als eine Stunde je Fahrtrichtung mit zweimal Umsteigen.
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