Sollte man die Fahrtauglichkeit im Seniorenalter überprüfen?
Immer wieder liest man in der Presse von Autounfällen mit Unfallverursachern im Seniorenalter. Teilweise kommen hier Reaktionsschwierigkeiten, Koordinationsschwierigkeiten aber auch gesundheitliche Probleme (wie z.B. Sehvermögen) als Gründe zum Vorschein.
Ein Beispiel für so einen unfassbaren Unfall war erst Anfang September in der Presse, als ein Rentner in Wien die kleine 4-jährige Perla umgefahren und getötet hat. Sein Fahrzeug war mit zahlreichen Klebezetteln versehen, die ihm die Bedienung seines Fahrzeuges erleichtern sollten. Ein weiterer prominenter Unfallverursacher war vor gar nicht so langer Zeit ja auch Prinz Philip aus England.
Auch in meinem privaten Umfeld habe ich eine fast 90 jährige Verwandte, die eigentlich in meinen Augen nicht mehr fit genug ist für das Fahren eines PKW´s. Da sie allerdings auf dem Land wohnt bleibt ihr gar nichts anderes übrig als ihre Erledigungen mit dem Auto zu machen.
Findet ihr es sollte eine generelle Altersbeschränkung für die Fahrerlaubnis geben? Bzw. sollte man die Fahrtauglichkeit ab einem bestimmten Alter regelmäßig durch einen Test überprüfen?
Ich bin dagegen, weil ich einfach der Meinung bin, dass ein 90-Jähriger der Sonntags mit seinem Golf zum Gottesdienst fährt und einmal die Woche zu Aldi wesentlich ungefährlicher ist als der 30 Jährige der 20.000km im Jahr mit seinem Bonzen-BMW zurück legt und dabei ständig aufs Smartphone starrt.
Von einer generellen Altersbeschränkung für das Autofahren halte ich nichts, weil immer noch jeder unterschiedlich altert. Manche sind mit 65 schon dement, blind wie ein Maulwurf oder beides, andere Verkehrsteilnehmer sind tatsächlich bis ins hohe Alter noch fit bzw. haben immerhin genügend Verstand, um Autobahnen und überfüllte Innenstädte zu meiden und tatsächlich nur noch über die Landstraße zum Einkaufen zu gurken. Regelmäßige altersabhängige Überprüfungen der Fahrtüchtigkeit halte ich dagegen durchaus für sinnvoll.
Anders als Dummheit und Rücksichtslosigkeit, die altersunabhängig existieren, gibt es nämlich durchaus Gefährdungen für den Straßenverkehr, die mit zunehmendem Lebensalter an Bedeutung zunehmen. Die Reaktionsfähigkeit lässt nach, man sieht und hört schlechter und selbst der Schulterblick knirscht irgendwann gewaltig. Und dann ist das Geschrei wieder groß, wenn die Oma mit 85 in ihrem vom Munde abgesparten Töfftöff ihr Enkelchen umnietet, weil sie nicht mehr die nötigen Reflexe hat.
Natürlich passieren auch Unfälle mit jüngeren, körperlich gesunden Verursachern, aber es ist ja völlig unlogisch zu sagen: Dann dürfen die Senioren eben fahren wie die Axt im Walde, weil Uwe mit seinem tiefergelegten BMW das schließlich auch tut.
Sternenbande hat geschrieben:Ich bin dagegen, weil ich einfach der Meinung bin, dass ein 90-Jähriger der Sonntags mit seinem Golf zum Gottesdienst fährt und einmal die Woche zu Aldi wesentlich ungefährlicher ist als der 30 Jährige der 20.000km im Jahr mit seinem Bonzen-BMW zurück legt und dabei ständig aufs Smartphone starrt.
Wobei man hier aber schon klar einschränken muss, dass gesundheitliche Einschränkungen bei dem 90 Jährigen sehr viel wahrscheinlicher sind als bei dem 30 Jährigen. Das Smartphone kann man theoretisch einfach weglegen, eine nahezu 100 prozentige Sehbehinderung nicht.
Von daher halte ich ein pauschales Verbot ab einem bestimmten Alter nicht für hinreichend begründbar und nicht zielführend. Regelmäßige Überprüfungen ob man tauglich ist ein Auto sicher im Straßenverkehr zu führen dagegen schon. Wobei man da sicherlich auch überlegen kann, ob man damit nicht sogar schon mit Ausstellung des Führerscheins anfängt. So kann man ja beispielsweise jeden Autofahrer alle 5 Jahre zu einer Nachprüfung inklusive kurzem Gesundheitscheck verpflichtend einladen und die Abstände mit steigendem Alter verkürzen um dann insbesondere nachlassenden Reaktionszeiten und zunehmendem Altersgebrechen Rechnung zu tragen. Wer den Test mit 110 Jahren noch besteht darf weiter fahren, wer schon mit 40 Jahren durch fällt darf noch einmal in die Fahrschule oder kriegt bei bestimmten Einschränkungen ein generelles Fahrverbot.
Und wenn man mal wirklich ehrlich ist, gibt es mehr als genug Senioren, die ihren Gesundheitszustand nicht mehr vernünftig einschätzen können und der Meinung sind, dass sie mit ihrer 10 prozentigen Sehkraft ja für die eine Strecke zu Aldi noch genug sehen können. Und zumindest die könnte man ja schon aus dem Verkehr ziehen. Und für das Handy am Steuer gibt es ja auch Punkte und bei Gefährdung des Straßenverkehrs sogar Fahrverbote. Da bestraft man also auch.
Wenn ich noch an die doch recht mittelmäßige Fahrtauglichkeit meines Vaters in seinen letzten Lebensjahren denke, wird mir immer noch mulmig. Zwar war seine Sehfähigkeit in Ordnung, aber sein Reaktionsvermögen hatte immer mehr nachgelassen, und in Folge dessen ist er auch auf Hauptverkehrsstraßen immer langsamer gefahren und hat auch gelegentlich mal einen Randstein touchiert. Also, ich fände es schon eine gute Idee, ab einem bestimmten Alter die Fahrtüchtigkeit überprüfen zu lassen, das würde sicher einige altersbedingte Unfälle zu verhindern helfen.
Wenn, dann sollte die Fahrtauglichkeit bei allen überprüft werden und nicht erst ab einem bestimmten Alter. Nur weil jemand mit 18 Jahren seinen Führerschein bestanden hat, heißt das noch lange nicht, das er 7 Jahre später, im Alter von 25 Jahren weiß, was er da beim Fahren überhaupt tut. Ebenso kann jemand in jungen Jahren an einer Krankheit erkranken, die die Fahrtüchtigkeit einschränkt und sei es nur, das derjenige plötzlich eine Brille braucht, aber zu eitel ist, diese überhaupt erst zu kaufen. Sicherlich steigt das Risiko gesundheitlicher Beschwerden mit dem Alter, dennoch darf man nicht außer Acht lassen, das auch jüngere Beschwerden haben können.
Ich wäre als generell für eine Überprüfung der Fahrerlaubnis alle 5 Jahren nach erlangen des Führerscheins und dann auch inkl. praktischer und theoretischer Prüfung und eines Gesundheitschecks. Wenn ich mir nämlich die Grütze ansehen, die sich auch jüngere Fahrer (und damit meine ich kein Rasen) auf den Straßen verzapfen, dann bezweifele ich, das wirklich jeder von denen wirklich hinter ein Lenkrad gehört.
Ein schwieriges Thema, ohne jemanden zu nahe treten zu wollen. Es ist ja kein Augenoptiker und Hirnforscher nötig, um zu wissen, dass selbst mit viel Übung im Alter gewisse Reaktionszeiten verringert werden. Was nicht bedeutet, dass es nicht Ausnahmen gibt oder viele ältere sehr gut mit dem Auto unterwegs sind.
Doch die Augen werden schlechter, das angelernte Fahrverhalten aus der Fahrschule wurde über Jahre durch eigenes Verhalten verschwommen (kaum einer fährt, wie gelernt) und auch die Reaktionszeiten werden manchmal deutlich und manchmal weniger deutlich, aber eben schlechter. Das führt nicht selten oder verhäuft in letzter Zeit zu Problemen.
Die neue Technik bringt gerade auch bei neuen Fahrzeugen ebenso ihre Tücken mit. Das Gehör womöglich auch. Doch das juckt ja im Ernstfall niemanden, weil kein Autofahrer geprüft wird, ob die Gesundheit noch für die Fahrtauglichkeit reicht. Da gibt es ja kein Register, wo steht, Frau X ist sehgeschwächt über die Jahre oder hört immer schlechter.
Diese Reportage der Omi, auch wenn ich ihr ihre Eigenständigkeit nicht nehmen möchte, hat mich schockiert. Sie ist absolut fahruntauglich und so ergeht es sicherlich einigen.
Ich denke, dass es einfach fair wäre, wenn man es verpflichtend macht, dass ältere Menschen vielleicht „gebührenfrei“ ab einem Alter 1-2 Fahrstunden bekommen, vielleicht auch die Theorie nochmal besuchen dürfen usw.
Regelmäßige Arzttest halte ich aufgrund des Grundgesetzes etwas schwierig. Doch das Allgemeinwohl ist auch wichtig. Da muss man wohl schauen, was die Zukunft bringt.
Kätzchen14 hat geschrieben:Regelmäßige Arzttest halte ich aufgrund des Grundgesetzes etwas schwierig. Doch das Allgemeinwohl ist auch wichtig. Da muss man wohl schauen, was die Zukunft bringt.
Na solange das dann für alle gilt, dürfte das doch nicht so schwierig sein. Wichtig ist doch in erster Linie, dass man niemanden ausgrenzt und wenn beispielsweise jeder regelmäßige Nachprüfungen bekommt und man dann zum Beispiel an Hand des Alters festlegt, in welchen zeitlichen Abständen solche Überprüfungen stattfinden muss das doch gehen. Berufskraftfahrer müssen doch auch regelmäßig zu Kontrollen, wenn ich das richtig im Kopf habe. Da kriegt doch auch keiner mit 18 einen LKW-Führerschein und darf dann gewerblich damit die nächsten 80 Jahre fahren ohne das jemals wieder eine Überprüfung stattfindet.
Es will einfach nicht so richtig in meinen Kopf, dass wir da als Staat den ganz normalen Alterungsprozess einfach so ignorieren und es billigend in Kauf nehmen Menschen auf die Straße zu lassen, die womöglich gesundheitlich gar nicht mehr in der Lage sind ein Auto zu steuern. Für den Führerschein muss man zum Beispiel ja auch einen Sehtest ablegen. Da hat man ja schon einmal daran gedacht. Warum aber denkt man dann nicht weiter und stellt fest, dass sich das Sehvermögen in aller Regel nicht über 70, 80 oder auch 90 Jahre konserviert? Das ist ja nun wie hier schon festgestellt wurde keine Aufgabe für Raketenwissenschaftler.
Kätzchen14 hat geschrieben:Reportage
Gut das der befragte Experte ja schon das Alter von 35 Jahren genannt hat, wo gewisse Kognitive Fähigkeiten abnehmen. Somit wären dann ja alle ab 35 Jahren schon älter ...
Kätzchen14 hat geschrieben:Regelmäßige Arzttest halte ich aufgrund des Grundgesetzes etwas schwierig. Doch das Allgemeinwohl ist auch wichtig. Da muss man wohl schauen, was die Zukunft bringt.
Warum? Das Allgemeinwohl steht höher als das Wohl eines Einzelnen und wenn man die Prüfungen verpflichtend für jeden ab Führerscheinerwerb einführt, dann wird auch niemand ausgegrenzt oder diskriminiert. Sonst müssten sich ja Berufskraftfahrer auch diskriminiert fühlen, die müssen auch alle 5 Jahre zum Arzt um die Tauglichkeit bescheinigen zu lassen.
Ich würde das nicht vom Alter abhängig machen. Das ist ja individuell sehr verschieden. Bei manchen Menschen stellt sich zum Beispiel eine Altersweitsichtigkeit schon mit vierzig ein, bei anderen erst mit fünfzig. Auch das Reaktionsvermögen ist individuell sehr unterschiedlich. Ich vertrete die Auffassung, dass man bei allen Mensch die Fahrtauglichkeit alle drei bis vier, mindestens alle fünf Jahre überprüfen sollte. Dazu gehören beispielsweise Sehtests, Reaktionstests und ein Test, ob man die aktuellen Verkehrsregeln überhaupt noch kennt.
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