Sollte man den Freundeskreis des Kindes mitbestimmen?
Meine Tochter (13) hat etwa drei bis vier sehr gute Freundinnen. Eine fünfte Freundin ist in meinen Augen keine wirkliche "echte" Freundin. Sie benutzt meine Tochter meiner Meinung nach für ihre Zwecke und kontaktiert meine Tochter eigentlich nur, wenn sie irgendetwas braucht. Sie nutzt sozusagen ihre Gutmütigkeit aus. Meine Tochter hat das aber noch nicht wirklich erkannt und tut alles für sie.
Als Mama möchte man sein Kind natürlich am Liebsten vor den schlechten Erfahrungen des Lebens bewahren. Aber ab welchem Zeitpunkt und wie intensiv mischt man sich als Elternteil ein? Gibt man seinem Kind nur einen Ratschlag und schildert die eigene Sicht der Dinge? Versucht man aktiv den Kontakt zu unterbinden? Lässt man die Freundschaft laufen und hofft darauf, dass das Kind selbst drauf kommt?
Was soll denn passieren, wenn du ihr deine Meinung dazu sagst? Sie wird sauer auf dich sein, vielleicht nicht mehr mit dir reden und dennoch die für sie schlimme Erfahrung machen und sehen was ihre vermeintlich nette Freundin für eine ist. Sicherlich möchte man die Kinder schützen, aber solche Erfahrungen sind sehr wichtig und müssen gemacht werden, auch um es beim nächsten Mal besser zu machen. Man kann da sicherlich seine Meinung sagen und am Ende sagen, dass man Recht hatte, aber das bringt einen mit dem Kind sicherlich nicht näher.
Ich würde schon sagen, dass da ja auch die Freundin beim nächsten Mal was machen kann, wenn sie auch dabei ist, aber sonst würde ich es einfach für mich behalten und sie dann aufbauen, wenn es so weit ist. Meiner Meinung nach ist es besser gewisse Erfahrungen einfach selber zu machen und nicht nur anderen Menschen zu vertrauen, dass es schon stimmen wird. Du hast es ja auch mit einem Teenager zu tun, da wird potenziell schon mal alles als Angriff und schlecht gesehen, was die Eltern sagen.
Ich kann mir kein Szenario vorstellen, in dem es funktioniert, den Freundeskreis eines Kindes zu manipulieren, das älter ist als, sagen wir, 7 oder 8 Jahre. So lange der Nachwuchs wirklich auf Schritt und Tritt von den Eltern abhängig ist, gibt es sicher gewisse Steuerungsmöglichkeiten. Wenn die Eltern die Familien, die ihnen nicht "gut genug" sind, mehr oder weniger subtil meiden, folgt ihnen das Jungvolk für gewöhnlich auf dem Fuße.
Aber es liegt nun mal in der Natur des Menschen, sich immer mehr von den Eltern abzunabeln und schon in relativ jungen Jahren spielt der Freundeskreis eine viel größere Rolle als die langweiligen Altvorderen daheim. Dann hilft in meinen Augen nur noch Umziehen, um Freundschaften, seien sie auch noch so einseitig, effektiv unterbinden zu können.
In meinen Augen ist es ein ganz normaler, ja notwendiger Entwicklungsschritt, auch in zwischenmenschlicher Hinsicht mal auf die Nase zu fallen. So lernt man im Idealfall, Grenzen zu ziehen, und sich auch selber besser kennen: Was erwarte ich von einer Freundschaft? Wo hört Hilfsbereitschaft auf? Mag ich die Leute überhaupt oder sind es eher Zufallsbekanntschaften?
Befrag' sie doch mal ein bisschen zu dieser Freundschaft und ihrer Sicht auf die Dinge. Vielleicht fühlt sie sich gar nicht ausgenutzt, sondern eher gebraucht und zieht Befriedigung aus der Rolle der Gebenden und Helfenden. Solche Konstellationen gibt es zuhauf, und auch wenn sie manchmal nach Ausnutzung oder nach Einseitigkeit aussehen, ist so eine Freundschaft komplexer als es den Anschein hat.
Auch der vermeintlich "Ausgenutzte" hat einen Nutzen davon, den Overfunctioner zu geben und der kompetente Part einer Beziehungskonstellation zu sein. Die Person, die man fragt, was man machen soll, wenn man Streit mit den Eltern hat. Oder diejenige, die die komische Frage in den Deutschhausaufgaben verstanden hat. Oder jene, die immer notiert, welche Sachen in der Schule als nächstes zu erledigen sind. Viele Leute ziehen ein gutes Gefühl daraus, das ist ja nichts Verwerfliches, auch wenn mir persönlich diese Rolle über die Dauer der Zeit zu anstrengend wäre. Ich kenne aber Frauen, die sind um die Vierzig und führen solche Freundschaften seit ihrer Schulzeit. Sowas kann erstaunlich nachhaltig sein.
Vielleicht kann deine Tochter aber auch einfach nur noch nicht Nein sagen oder erhofft sich durch viele kleine Gefälligkeiten und maximale Zuverlässigkeit die Freundschaft dieses Mädchens, weil sie sie irgendwie cool findet. Das alles kann man aber nur durch ein Gespräch mit ihr erfahren, eines ohne Anklagen oder Vorwürfe, sondern nur getrieben von Interesse. So oder so, wirklich etwas ändern kann und sollte man nicht, dreizehn Jahre ist ein Alter, wo die Erfahrungen im Laufe der Jahre selbst gemacht werden wollen.
Auch wenn es schwerfällt, halte ich zu viel Einmischung für kontraproduktiv. Die Wahrscheinlichkeit, dass man seinen Eltern so etwas später zum Vorwurf macht halte ich für höher als die Klage, dass die Mama mit 13 nicht gesagt hat, dass die damalige Freundin doch eigentlich eine fiese Möpp gewesen ist.
Solange keine Gefahr besteht, dass das eigene Kind durch Freunde auf die schiefe Bahn gerät, sollte man sich als Eltern so wenig wie möglich einmischen. Denn je mehr man gegen eine Person reden würde, desto mehr bindet es das Kind an diese Person. Kinder brauchen ihre eigenen Erfahrung, die eben auch mit Fehlern verbunden sein dürfen. Als Eltern sollte man sie nach einer Enttäuschung auffangen.
Meine Tochter kam auch vor ein paar Jahren mal mit der Eröffnung dass sie nun mit einem Jungen aus ihrer Klasse zusammen ist. Ich war alles andere als begeistert, da ich die Familienverhältnisse dort kannte. Gesagt habe ich dazu nichts, sondern es einfach akzeptiert wie es war. Die ganze Geschichte hielt nicht lange, da er sich als sehr eifersüchtig entpuppt hat, was meiner Tochter gar nicht gefallen hat.
Nachdem sie mir das alles so berichtet hat, habe ich ihre Entscheidung für gut befunden und ihr das auch gesagt. Sie hat sich nicht seinem Eigentumsdenken unterworfen und ich gehe davon aus, dass ihr diese Erfahrung sehr viel mitgegeben hat. Allerdings weiß sie auch, heute ein paar Jahre später, dass mir diese kurze Liaison nicht wirklich gefallen hat.
Ich habe zwar noch keine Kinder, kann mich aber aus meiner eigenen Vergangenheit gut in die Situation hineinversetzen. Ich hatte durchaus auch hin und wieder Freundinnen, welche mir gar nicht gut taten und mich ebenfalls ausnutzen wollten. Meine Mutter hat da in meinen Augen sehr richtig reagiert. Sie hat mir nie den Kontakt verboten oder bösartig über die Personen geurteilt. Sie hat lediglich ihre Gefühle dazu geäußert, mich aber nicht eingeschränkt. Ich hatte da zumeist schon dieses Gefühl zuvor, gerade dann in einem entsprechenden Alter von circa 13 Jahren.
An deiner Stelle würde ich versuchen, mit meiner Tochter zu sprechen. Wenn sie die Freundin allerdings einladen möchte, sollte man das auch irgendwo tolerieren und sich darauf verlassen, dass sie ihre eigenen Erfahrungen machen wird. Ich glaube, dass das ganz wichtig ist und Kinder im späteren Leben nur noch mehr verletzt werden, wenn sie diesen Lernprozess nicht selbstständig durchleben können. Wichtig ist es da eher, zu signalisieren, dass man da ist, wenn das Kind über entsprechende Probleme reden möchte. Das kann auch sehr schnell einschlafen, wenn man vorschnell urteilt, da das Kind dann direkt "Negatives" und Kritik erwartet.
Vielleicht ist es in dem Fall ja auch so, dass deine Tochter schon längst diese Vermutung hat und es ihr auch gut tut, die Sicht noch einmal von jemanden anderen zu hören. Kinder sind ja oft sehr feinfühlig und haben zwar soziale Kontakte aber lassen nicht alle emotional gleich stark an sich herantreten.
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