Sollte man das Jugendamt bei Fehlverhalten bestrafen?

vom 08.05.2017, 05:22 Uhr

Ich habe kürzlich in den Medien von einem Fall gehört, bei dem ein zweijähriges Kind verhungert ist, weil die alleinerziehende Mutter mit insgesamt 9 Kindern total überfordert gewesen ist. Nun macht man dem Jugendamt, genauer der Sachbearbeiterin, Vorwürfe und meint, dass man das hätte verhindern können. Einzelne Stimmen fordern, dass die Sachbearbeiterin bestraft wird, weil sie eben Schuld wäre, dass das Kind gestorben ist. Sie soll sogar zu 6 Monaten auf Bewährung verurteilt worden sein.

Dass die Jugendämter teilweise überfordert sind und zu wenig Personal haben, ist teilweise ja schon bekannt. Kein Mensch ist unfehlbar, das ist so. Haltet ihr es daher für richtig und wichtig, wenn die Sachbearbeiter im Jugendamt Konsequenzen zu tragen haben in solchen schweren Fällen? Oder sind nur die Eltern in solchen Fällen Schuld? Gegen die Mutter wird übrigens noch verhandelt. Wird ein derartiges Exempel dafür sorgen, dass die Sachbearbeiter im Jugendamt fehlerfreier Arbeiten oder ist das reinste Utopie?

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Natürlich sind in erster Linie die Eltern Schuld, aber wenn das Jugendamt davon in Kenntnis gesetzt wird und nichts macht, sondern nur ab und an vorbei sieht, die Missstände sieht und die Kinder dort lässt und diese dann sterben, weil sie verhungern ist das einfach etwas, wofür dann auch der zuständige Mitarbeiter Konsequenzen tragen muss. Immerhin ist hier ein Kind nicht nur zu Schaden, sondern ums Leben gekommen und das hätte man verhindern können.

Natürlich haben die Eltern dafür gesorgt, dass das Kind stirbt, aber sie haben in dem Moment auch keine Hilfe bekommen. Wenn jemand überfordert ist sieht man das doch und da kann man sich sicherlich auch nur schlecht herausreden und selbst wenn sollten regelmäßige Besuche anstehen, kurzum ich finde die Bestrafung der Jugendamtsmitarbeiter richtig und auch wichtig, denn es muss hingesehen werden, egal wie wenig Personal es gibt.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Wenn solch ein Fehlverhalten keine Konsequenzen für die Mitarbeiter des Jugendamtes haben würde, hätten die - neben ihren persönlichen Gefühlen - keinen Grund, ihren Job ordentlich zu machen.

Die meisten werden jeden Tag versuchen, den bestmöglichen Job abzuliefern und solche Fehler nicht zu begehen. Aber es gibt doch immer schwarze Schafe, die die Stechuhr bedienen und wieder abhauen. Manche sind vielleicht vom Burnout betroffen, depressiv oder suchtkrank und können ihren Job daher nicht mehr ordentlich machen. Aber wenn das keine Konsequenzen hat, liegt auch kein Druck auf ihnen, den Job entweder wieder richtig auszuüben oder zu kündigen.

Ich habe natürlich Mitleid mit Mitarbeitern, denen so etwas Schreckliches passiert, weil sie total mit Arbeit zugeschüttet werden. Die müssen sich ja furchtbar fühlen. Aber aus Mitleid wegzusehen, wäre falsch. Wenn es wirklich Überarbeitung war, ist eine Bewährungsstrafe doch gut. Das ist doch letztlich nur ein Auf die Finger Klopfen. Und es bringt auch Öffentlichkeit und Aufmerksamkeit für das Problem der Unterbesetzung.

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Ich muss vielleicht mal anmerken, dass ich eine Freundin habe, die beim Jugendamt arbeitet. Freundin ist zu viel gesagt, aber man kennt sich, unterhält sich usw. Natürlich habe ich dort schon so häufig meine Wut übers Jugendamt zum Ausdruck gebracht und ihr mal mitgeteilt, was mir wirklich total auf den Sender geht. Das konnte ich ihr Anhand eines Beispiels in meiner Familie eben einfach machen.

Dort ist eine Frau mit jetzt 5 Kindern. Das erste Kind, hat sie nie gesehen und lebt beim Vater. Sie ist schon auf der Realschule. Das zweite Kind ist von einem anderen Mann, dann kam das dritte Kind von ihrem jetzigen Freund. Der jetzige Freund prügelt immer wieder fein los, sodass Kind 2 und Kind 3 aus der Familie geholt wurden. Kind 2 kam wieder zurück und Kind 3 ließ man in der Pflegefamilie, bis heute! Statt sich auch Kind 3 zu kümmern, wurde Kind 4 in die Welt gesetzt.

Die Schläge trotz Auflagen usw vom Jugendamt hörten nicht auf, die Frau will und wollte offenbar nicht hören. Kind 2 wurde wieder aus der Familie geholt und diesmal auch Kind 4. Kind 4 haben sie zurückbekommen und Kind 5 wurde gemacht. Die Zurückführung von Kind 3 ging seit 3 Jahren über die Bühne und jetzt wurden Kind 4 und 5 wieder aus der Familie geholt, weil er ihr wieder vor den Kindern was auf die Fresse gehauen hat.

So geht es seit Jahren. Das Jugendamt kennt den Typen zum Beispiel schon durch seine erste Ehe, wo einstweilige Verfügung usw. da war. Drogen, Alkohol usw. all das ist auch im Spiel.

Trotzdem denkt die Jugendamtsmitarbeiterin schon wieder darüber nach, Kind 4 und Kind 5 zurückzugeben und die Rückführung von Kind 2 weiter zu machen? Da pack ich mir am Kopf, weil ich mich frage, wie Kindeswohlgefährdung aussieht? Das ist für mich eine hochgradige Kindeswohlgefährdung und immer wieder schaffen es Idioten, die armen Kids zurückzukriegen.

Sie meinte dann zu mir, dass die Hürden für dauerhaftes Kind entziehen hoch sind. Sehr hoch. Oftmals zu hoch, als das sie eingreifen können. Dann kommt es auch auf die Mitarbeiter selber an und mehr. Daher ist das Jugendamt auf der einen Seite immer der Dumme und auf der anderen Seite oftmals auch der "Held" für viele.

Für mich ist Fakt, dass Jugendamtsmitarbeiter bestraft gehören, wenn sie ihre Aufsichtspflicht als Beruf nicht nachkommen und aufgrund ihrer mangelhaften Arbeit dann ein Kind stirbt usw. Das muss man ganz klar sagen, denn wir sie zum Einsatz kommen, dann sollten sie auch entsprechend agieren. Wenn sie das nicht tun, hat das vielleicht für Kids Konsequenzen und dann muss man auch im Ernstfall die Mitarbeiter bestrafen können.

Wie oft kam es jetzt vor, das Kinder tot sind und es sich herausgestellt hat, dass Jugendämter von vielem wussten? Das geht so nicht und da muss man wohl auch mal über Strafen nachdenken.

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» Kätzchen14 » Beiträge: 6121 » Talkpoints: 1,40 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



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