Sollte man Blutdruckmedikamente nur im Alter brauchen?

vom 02.01.2017, 08:54 Uhr

Ein Freund ist gerade 31 und hat schon mit einem Blutdruck Probleme. Er ist sehr belastet durch die Arbeit und hat dort viel Stress. So, dass dies dabei wohl eine Rolle spielt. Von seinem Arzt hat er daher ein Medikament verschrieben bekommen, dass den Blutdruck senken soll.

Nun meint jedoch ein Bekannter, dass es doch Blödsinn wäre, dass er nun Tabletten nehmen würde. Wenn er ausreichend Fleisch essen und Sport treiben würde, hätte er das ja gar nicht nötig. Außerdem ist er der Ansicht, dass man solche Medikamente doch nur im Seniorenalter brauchen würde. Ich finde die Aussage wirklich lächerlich. Der Freund treibt schon Sport und schaut, dass er diesen als Ausgleich zu seinem stressigen Beruf hat.

Seit ihr auch der Meinung, dass man Blutdruckmedikamente nur im Alter brauchen sollte? Meint ihr junge Menschen können das auch nur mit Sport und der Ernährung hin bekommen? Ist es nicht doch etwas leichtsinnig das so locker zu betrachten, wie es der Bekannte macht?

Benutzeravatar

» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge



Bluthochdruck kann verschiedene Ursachen haben. Wenn die Ernährung Schuld ist und man sich zu ungesund und salzhaltig ernährt, vielleicht noch zu viel Alkohol konsumiert, dann kann es in meinen Augen tatsächlich sein, wenn man durch Sport und eine Ernährungsumstellung (und Verzichte auf übermäßigen Alkohol) seine Probleme mit dem Bluthochdruck in den Griff bekommt. Aber es gibt ja auch Menschen, da liegt die Ursache für das Problem woanders.

So hat mein Bruder zum Beispiel Bluthochdruck wegen Stress. Er muss Schichtarbeit machen und hat da keine wirkliche Wahl. Da er eine Familie zu ernähren hat und Kinder zu Hause hat, hat er eben keine andere Wahl, wenn er nicht arbeitslos sein möchte und auf Staatskosten leben möchte. Daher rackert er sich ziemlich ab und tut alles für seine Familie. Mit Sport und passender Ernährung bekommt man das nicht hin, wenn die Ursache an der Schichtarbeit liegt. Daher finde ich die Argumentation deines Bekannten ein wenig zu kurz gedacht.

Benutzeravatar

» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge


Der gute Mann disqualifiziert sich schon alleine dadurch, dass er glaubt, Fleischkonsum senke den Blutdruck. Das wäre mir mehr als neu! :roll:

Ganz davon abgesehen kann Bluthochdruck zahlreiche Ursachen haben, die man beileibe nicht nur mit Diät und Sport bekämpfen kann. Bekanntlich stellt Hypertonie eine absolute Volkskrankheit dar, welche nur häufig unentdeckt bleibt, da die Betroffenen selber oft nichts davon merken, und welcher junge Mensch checkt schon spaßeshalber privat seinen Blutdruck? Ich gehe stark davon aus, dass auch schlanke Sporthäschen und Muskelmänner unter Bluthochdruck leiden können, und sich nur für wunder wie gesund und fit halten.

Mir selber ist es egal, ob ich Blutdruckmedikamente in den Augen irgendwelcher Klugschwätzer brauchen "sollte". Ich habe mein Schlaganfallrisiko gerne gering, und auch meine Nieren sollten noch eine Zeitlang durchhalten. Deswegen nehme ich brav meine Tabletten. Mein Bluthochdruck ist wahrscheinlich auch stressbedingt, aber man kann Stress eben nicht einfach abstellen, wenn man als funktionierender Teil der Gesellschaft leben möchte und nicht nur am Rande vor sich hin vegetieren. Außerdem bin ich herz-kreislaufmäßig erblich erheblich vorbelastet und generell nicht der Meinung, dass Sport und Ernährung wirklich jedes gesundheitliche Übel verhindern können, ohne dass es dafür der modernen Medizin bedarf.

» Gerbera » Beiträge: 11335 » Talkpoints: 53,75 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Wenn man etwas hat und ein Arzt das diagnostiziert hat, muss man sich auch daran halten. Immerhin gibt es diese Medikamente nicht umsonst und man sollte sie auch jung nehmen, wenn man dieses Problem hat. Es werden nun mal nicht immer nur alte Leute krank. Selbst wenn man das selber gut beeinflussen kann, sollte man im Übergang trotzdem die Medikamente nehmen und schauen dass man sein Leben wenn möglich stressfreier gestaltet, ebenso sollte man auf eine gesunde Ernährung achten. Dann kann man vielleicht später wieder drauf verzichten.

Benutzeravatar

» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Ramones hat geschrieben:Wenn man etwas hat und ein Arzt das diagnostiziert hat, muss man sich auch daran halten. Immerhin gibt es diese Medikamente nicht umsonst und man sollte sie auch jung nehmen, wenn man dieses Problem hat.

Manchmal frage ich mich wirklich, ob du den Kopf nur zum Haare schneiden hast oder ob du den auch ab und zu auch einmal zum Denken benutzt? Wenn der Arzt das diagnostiziert und ich nehme die Pillen nicht, was passiert denn dann? Kommt die Polizei und zwingt mich? Muss ich ins Gefängnis? Falle ich gar demnächst tot um?

Zuerst einmal sollte man wohl wissen, was man für einen Bluthochdruck hat. Und wie sieht es mit den weiteren persönlichen Risiken aus? Ansonsten gesunde Patienten mit einem Bluthochdruck Grad I profitieren nicht von einer medikamentösen Therapie. Sie leiden nur unter den Nebenwirkungen und kosten Geld.

Diese Ansicht, dass der Arzt gesagt hat und deshalb muss man, ist so dämlich, das tut schon weh. Ärzte und Krankenkassen werden ebenso von Interessen und Lobbyismus beeinflusst wie andere auch. Folglich verlassen sie sich oft genug auf fehlerhafte Informationen. Und natürlich darf und muss man das hinterfragen. Denn man ist immer noch für sich selbst verantwortlich.

» cooper75 » Beiträge: 13423 » Talkpoints: 517,99 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


Wenn der Arzt etwas diagnostiziert hat und mir Medikamente verschrieben hat, dann muss ich erstmal gar nichts. Hätte ich mich an sämtliche Diagnosen und Medikamenteneinnahmen gehalten, dann wäre ich bereits in jungen Jahren total kaputt gewesen. Ich lebe mittlerweile mit genau drei Diagnosen, die absolut wasserdicht sind und für die ich mir eine zweite Meinung geholt habe. Also Ärzte sind auch nicht allwissend und manche Ärzte werden auch ordentlich von der Pharmaindustrie und deren Lobby gesponsort, also man darf auch eine zweite Meinung einholen.

Mein hoher Blutdruck ist halt da. Ich nehme Medikamente, um ihn niedrig zu halten und hoffe, dass er demnächst, wenn ich den stressfreieren Job angehe, von sich aus langsam wieder sinkt. Außerdem muss ich eh wieder an meinem Gewicht arbeiten. Aber dass man den Blutdruck mit Sport und erhöhtem Fleischkonsum senken kann, habe ich persönlich noch nicht gehört. Manchmal hat es auch genetische Gründe.

Also ich persönlich würde schon gerne die Medikamente, das gilt für alle Medikamente, im hohen Alter einnehmen, aber das ist nicht drin. Und nur weil man einen Blutdrucksenker nimmt oder einen Immunsuppressor oder sonstwas ist man noch lange nicht krank. Man hat halt andere Umstände und muss sich irgendwie dem Ganzen anpassen.

» Wibbeldribbel » Beiträge: 12585 » Talkpoints: 9,82 » Auszeichnung für 12000 Beiträge


Na ja, da mag sicher grundsätzlich etwas dran sein. Wobei ich meine Zweifel daran hegen würde, dass eine Senkung des Blutdruckes auch bei WHO Grad I auf Normalwerte nichts bringen würde. Du hast es ja schon eingeschränkt, dass die medikamentöse Therapie nichts bringen würde.

Das Hauptproblem beim Bluthochdruck ist doch schon zunächst die richtige Diagnose. Eine Einzelmessung beim Arzt ist ja nur eine Momentaufnahme und dort oft falsch-positiv. Schlechte Tageszeitung, Aufregung des Patienten, Stress und so weiter verfälschen die Werte ja in aller Regel nach oben und sollten daher so ja nicht zur Diagnose verwendet werden.

Und genau da kommt dann ja das Problem, dass wir alle oft haben. Zur richtigen Diagnosen gehören mehrere Messung zu Hause und zu verschiedenen Zeiten. Also da muss man quasi schon selber mehrmals Hand anlegen und selber etwas tun. Ist halt genau wie bei der Therapie dann. Auch da kann man natürlich mit Sport, gesunder Ernährung und Stressabbau sehr viel erreichen.

Die Frage ist aber ob das dann auch so umgesetzt wird. Am Ende zu sagen, ich nehme keine Medikamente, weil die nichtmedikamentöse Therapie ja besser wäre, ich die dann aber bloß auch nicht umsetze ist ja auch nicht besser. Ist halt immer schwierig, wenn der Patient nur halbwegs mitmacht oder wenn der Diabetiker dann meint, er können einfach mehr Tortenstücke essen, wenn er dann eben einfach ein bisschen mehr Insulin spritzt.

Und natürlich lässt sich nicht jeder Bluthochdruck durch etwas Sport und etwas Ernährungsumstellung therapieren. Es kommt ja auch immer auf die Ursachen selber an und dann kann es auch Sinn machen, wenn junge Menschen entsprechend medikamentös therapiert werden.

» Klehmchen » Beiträge: 5487 » Talkpoints: 1.012,67 » Auszeichnung für 5000 Beiträge



cooper75 hat geschrieben:Wenn der Arzt das diagnostiziert und ich nehme die Pillen nicht, was passiert denn dann? Kommt die Polizei und zwingt mich? Muss ich ins Gefängnis? Falle ich gar demnächst tot um?
.

Ich weiß nicht, wie das bei Euch ist, aber wenn mir ein Arzt Medikamente verschreibt, besteht zwar natürlich keine gesetzliche Einnahmepflicht, und jedem steht es frei, die Medikamente ganz oder teilweise wegzulassen. Andererseits: wenn der Arzt halbwegs vertrauenswürdig ist, und mir an der Behandlung der Krankheit etwas gelegen ist, dann erscheint es mir durchaus trotzdem sinnvoll, die Medikamente wie verschrieben einzunehmen. Ich hatte den Satz "muss man die Medikamente einnehmen" eher so verstanden, dass es eben ratsam ist, das zu tun.

Was blutdrucksenkende Mittel betrifft, "muss" (im Sinne von "wird mir empfohlen") ich diese Tabletten bereits seit meiner Jugend regelmäßig nehmen, da ich schon mein Leben lang Bluthochdruck habe. Wer weiß, ob ich nicht inzwischen einen Schlaganfall oder Herzinfarkt gehabt hätte, wenn ich mich nie an den ärztlichen Rat gehalten hätte.

Benutzeravatar

» lascar » Beiträge: 4482 » Talkpoints: 792,20 » Auszeichnung für 4000 Beiträge


cooper75 hat geschrieben:
Ramones hat geschrieben:Wenn man etwas hat und ein Arzt das diagnostiziert hat, muss man sich auch daran halten. Immerhin gibt es diese Medikamente nicht umsonst und man sollte sie auch jung nehmen, wenn man dieses Problem hat.

Manchmal frage ich mich wirklich, ob du den Kopf nur zum Haare schneiden hast oder ob du den auch ab und zu auch einmal zum Denken benutzt?

Das geht meiner Meinung nach weit unter die Gürtellinie und ist beleidigend. Ich verstehe Ramones so, dass es in vielen Fällen besser ist, dem Ratschlag des Arztes zu folgen als seine eigene Diagnose zu stellen, vorausgesetzt, man vertraut dem Arzt. Falls man das nicht tut, sollte man eh nach einem neuen Hausarzt Ausschau halten.

Es gibt einen angeborenen Bluthochdruck, den man auch in jungen Jahren besser mit Medikamenten bekämpfen sollte, falls ansonsten alles in Ordnung ist, also an seiner Lebensführung nichts grob falsch ist. Ansonsten kann man den Blutdruck durch Ernährung, Sport, Autogenes Training beeinflussen. Bei mit ist durch Intervallfasten der Blutdruck soweit gesunken, dass ich nur noch eine halbe Tablette statt früher einer ganzen brauche. Das Intervallfasten habe ich nicht zum Abnehmen angefangen, ich habe dadurch auch nicht nennenswert abgenommen, sondern weil ich einen wissenschaftlichen Artikel gelesen hatte, der mich von den Vorteilen überzeugt hat.

» blümchen » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


@blümchen: Nein, man sollte immer als Patient hinterfragen, ob das Medikament wirklich zielführend ist. Gerade bei Bluthochdruck gibt es so viele Ursachen, die unter Umständen eben auch ohne Pillen abgestellt werden können.

Und warum sollte ich zum Beispiel bei anderen Diagnosen ohne zu überlegen alles schlucken, was ich verschrieben bekomme? Um meinen Körper vielleicht noch zu schaden, als ihm zu helfen? Das geht schon bei Schmerzmitteln los. Wie schnell gewöhnt sich der Körper an die Dosis, so dass sie nach einiger Zeit nicht mehr ausreichend ist? Nicht umsonst gibt es viele Leute, die von dem Zeug schon fast einen Teil ihrer Ernährung abdecken können.

Bei Bluthochdruck sollte man nämlich auch die Nebenwirkungen der Pillen nicht unterschätzen. Und wie schon geschrieben wurde, ist die Messung nur eine Momentaufnahme. Bei mir ist der Blutdruck im Normalfall leicht zu niedrig, vor sechs Wochen in der Notaufnahme war er recht hoch. Der Arzt wollte nur wissen, ob wir ein Messgerät zu Hause haben, ich solle das mal beobachten und nur den Hausarzt damit besuchen, wenn er weiterhin erhöht bleibt.

Andere Ärzte wollten mich in einer solchen Situation, terminierter Facharzttermin einem Tag nach einem Autounfall, schon ins Krankenhaus einweisen. Ich habe das dankend abgelehnt, weil die hohen Werte durch die Aufregung vom Vortag und den Ärger, den man dadurch hat, einfach zu erklären waren. Hatte sich nach ein paar Tagen auch wieder normalisiert.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge


Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^