Sollte man Ärzte für Gesundheit von Patienten bezahlen?

vom 18.11.2017, 18:26 Uhr

Eine Bekannte von mir regt sich sehr gerne über das Vergütungssystem der Ärzte auf. Sie meint, dass es falsch wäre, dass Ärzte für kranke Patienten bezahlt werden, denn das würde dazu führen, dass die Patienten operiert würden, obwohl diese Operationen nicht notwendig wären. Oder dass diese noch kränker gemacht werden als sie sind, damit man Geld für die Behandlung bekommt.

Sie meint, dass man Ärzte nur dann bezahlen sollte, wenn die Patienten auch tatsächlich wieder gesund würden. Ich verstehe ihre Sichtweise schon, sehe das aber kritisch. Denn es gibt ja auch Krankheiten wie Krebs, die man nicht heilen kann. In dem Sinne würden ja die Ärzte, die Krebs-Patienten betreuen, quasi verhungern, weil sie für Sterbende ja kein Geld bekämen. Das kann doch auch nicht Sinn der Sache sein. Wie seht ihr das? Sollte man das Vergütungssystem der Ärzte in Deutschland ändern?

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Tolle Logik. Das wäre dann wohl das Ende der Gesundheitsversorgung für chronisch kranke und oft ältere Patienten. Bei dieser Logik müsstest du nicht sterben damit dein Arzt verhungert. Ich habe eine Autoimmunerkrankung mit diversen Symptomen, die sich problemlos behandeln lassen. Aber da mich mein Arzt mit den Medikamenten, die er mir alle drei Monate verschreibt, nicht heilen kann würde er keinen Cent sehen.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge


Dann würde wohl kein Arzt mehr chronisch kranke Menschen und alte Menschen aufnehmen. Chronisch kranke Menschen werden nicht vollkommen gesund und alte Menschen haben immer wieder neue Wehwehchen. Diese würden dann ohne ärztliche Hilfe irgendwo dahinsiechen, weil ja kein Arzt für die Behandlung Geld bekommen würde oder wie meinst du das?

Ich denke, dass die Ärzte sich dann zwar wirklich bemühen würden jemanden wieder gesund zu machen und sie würden sich auch mehr Mühe geben, dass die Beschwerden, die ein Patient hat auch aufgedeckt werden und die Krankheit gefunden wird, damit er sie gesund machen kann um Geld zu bekommen, aber das war´s. Wenn er dann merkt, dass jemand chronisch krank ist, dann ist es vorbei mir der Bemühung. Warum sollte er da noch was machen?

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Ein solches System ist nicht nur nicht durchsetzbar, sondern auch moralisch zweifelhaft. Wie meine Vorredner schon erläutert haben, gibt es eine Menge Patienten, die einfach nicht mehr gesund werden können. Chronisch Kranke, Krebspatienten oder solche, die aus Kontraindikationen oder auch aus eigenem Wunsch heraus einer Therapie nicht zugänglich sind, gehen nicht in der Hoffnung zum Arzt, ihre Erkrankung zu heilen, sondern um eine möglichst hohe Lebensqualität zu erreichen.

Dies geschieht, indem Symptome und Begleitbeschwerden gelindert werden und Unterstützung und Zuwendung gewährt wird - aber nicht, indem man krampfhaft irgendwelche Nährstoffe verabreicht, um entgleiste Laborwerte zu verbiegen, oder unnötige Operationen durchführt, damit im Ultraschall eine Auffälligkeit weniger zu sehen ist. Nicht umsonst kennt man in der Medizin den Spruch: "Wir behandeln keine Zahlenwerte, sondern Patienten". Patientenzufriedenheit und Lebensqualität lässt sich nun mal schwieriger messen und objektivieren als eine Elektrolytkonzentration oder ein Tumormarker, aber ich ordne diesen Faktoren dennoch die Priorität zu.

» MaximumEntropy » Beiträge: 8472 » Talkpoints: 838,29 » Auszeichnung für 8000 Beiträge



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