Sollte Kinderlosigkeit besser angenommen werden?

vom 21.04.2015, 07:48 Uhr

Vor kurzem habe ich im Fernsehen eine Gesprächsrunde zum Thema Risikoschwangerschaften gesehen. Interessanterweise waren alle Gesprächspartner der gleichen Meinung, auch wenn sie von unterschiedlichen Bereichen kamen. Alle fanden die Möglichkeit der künstlichen Befruchtung zwar sehr gut, aber meinten, dass die Selbstbestimmung nicht ins unendliche ausarten dürfe, denn irgendwann leidet auch die Gesellschaft darunter.

Es wurde dabei auf Frauen verwiesen, die eben im fortgeschrittenen Alter Kinder bekommen, weil sie beispielsweise ihre Eizellen haben einfrieren lassen. Manche Frauen bekommen auch in fortgeschrittenem Alter noch problemlos Kinder, aber der Regelfall ist das eher nicht. Oftmals werden die Kinder zu früh geboren was dann in langen Krankenhausaufenthalten und Therapien der Kinder bis zum Jugendalter und oft noch darüber hinaus hinausläuft.

Letztendlich heißt dass, das Frauen die meinen auch noch in einem Alter Kinder bekommen zu müssen, dass als risikoreich gilt, der Gesellschaft mit ihrer vermeintlichen Selbstbestimmung und Selbsterfüllung auf den Geldbeutel fallen, weil Krankenkassen die Therapien dieser oftmals nicht gesunden Kinder bezahlen müssen. Es wurde dann in der Gesprächsrunde vorgeschlagen, dass die Eltern solcher Kinder ihre Therapien und Arztkosten selbst bezahlen sollten, wenn sie sich dazu entschieden haben in einem fortgeschrittenen Alter noch Kinder zu bekommen.

Ich selbst kann diese Einstellung nachvollziehen, denn wenn das mehr Leute in Deutschland machen würden, dann hätten die Krankenkassen irgendwann auch Probleme die ganzen problematischen Frühgeburten und was es sonst noch so gibt zu bezahlen. Deswegen finde ich auch, dass man in dieser Position ruhig selbst zahlen sollte, damit man auch weiß, was das später für einen bedeuten kann, wenn die Entscheidung wirklich nach hinten los geht und man eines oder mehrere behinderte und pflegebedürftige Kinder auf die Welt bringt, nur weil man so erpicht darauf war in einem Alter Mutter zu werden, in dem andere Frauen schon Omas sind.

Es wurde in der Diskussionsrunde aber auch erwähnt, dass die Menschen in Deutschland nicht damit klar kommen, keine Kinder bekommen zu können. Früher nannte man das Schicksal und kam damit zurecht, heutzutage aber versuchen die Eltern und besonders die Mütter um jeden Preis ein Kind zu bekommen und das wirkt krankhaft und verzweifelt und einige Experten fanden diesen Trend auch etwas bedenklich. Man müsse sich auch heute damit abfinden, wenn man keine eigenen Kinder bekommen kann und dann nicht auf so drastische Methoden zurückgreifen, wie die künstliche Befruchtung in einem fortgeschrittenen Alter.

Wie steht ihr zu diesem Thema? Könnt ihr Paare nachvollziehen die zu verzweifelten Methoden greifen, wenn sie keine Kinder bekommen können und findet ihr auch, dass man damit besser klar kommen sollte? Seit ihr auch der Ansicht, dass sich das Problem teilweise lösen würde, wenn solche Eltern die Arztkosten für kranke Kinder selbst tragen müssen, wenn diese krank oder behindert zur Welt kommen, was ab einem bestimmten Alter der Mutter eigentlich abzusehen ist?

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Ich finde, dass man irgendwann entweder einsehen muss, dass man eben auf natürliche Weise kein Kind mehr bekommen kann und dann muss man entweder versuchen ein Kind zu adoptieren oder wenn dies auch nicht mehr geht, dann sollte man damit leben. Ich denke, dass wir da schon gute Richtlinien in Deutschland haben und man da durchaus auch richtige Entscheidungen getroffen hat.

Immerhin können da wirklich hohe Kosten entstehen und die kann man ja auch nicht unbedingt alleine zahlen, weswegen die Krankenkasse darauf sitzen bleibt. Ich finde nun aber auch nicht, dass man Menschen dann so bestrafen sollte. Wenn es dann so ist, dann ist es so und dann muss man als Staat auch sozial handeln.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Ich finde, es gibt Unterschiede. Grundsätzlich stimme ich dir zu. Es hat ja einen Sinn, dass Frauen irgendwann keine Kinder mehr bekommen können, weil der Körper einfach nicht mehr mitspielt.

Wenn man sich bewusst dafür entscheidet, erst sehr spät Mutter zu werden, wenn der Körper eigentlich gar nicht mehr in der Lage dazu ist, dann kann man meiner Meinung auch selber die Kosten dafür tragen. Schließlich ist es eine freie Entscheidung und man hätte ja auch in jüngeren Jahren ein Kind bekommen können, was für den Körper, das Kind und auch für den Kostenaufwand günstiger gewesen wäre.

Es ist aber meiner Meinung nach ein Unterschied, ob eine Frau nun unbedingt im Alter nochmal ein Kind bekommen möchte oder ob sie jung ist, einfach aus medizinischer Sicht keine Kinder bekommen kann und sich deswegen künstlich befruchten lässt. Das kann ich schon irgendwie nachvollziehen, zumal ich auch zwei Frauen kenne, die sich verzweifelt ein Kind gewünscht haben und es auf normalem Weg eben nicht geklappt hat.

Man kann sicherlich einfach sagen, diese Frauen sollen sich damit abfinden aber das ist nicht so einfach, wenn es der sehnlichste Wunsch ist, Mutter zu werden. Bei einer Freundin von mir ist fast die Beziehung daran zerbrochen, bis sie dann schließlich durch künstliche Befruchtung doch noch schwanger geworden ist und einen gesunden Jungen zur Welt gebracht hat.

» Sandra980 » Beiträge: 1011 » Talkpoints: 12,41 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Und wo sollte man dann die Altersgrenze ziehen? Viele Frauen bekommen heute mit über 40 auch auf natürlichem Weg noch Kinder. Vom Alter her werden sie zwar als Risikoschwangerschaften deklariert, aber ist diese Sichtweise denn noch angemessen? Meiner Meinung nach basiert diese Einstufung, wenn man es mal so nennen will, noch auf Werte von vor Jahrzehnten. Der Mensch hat sich da eben auch noch entwickelt und das recht schnell.

Zudem bekommen nicht nur Frauen jenseits der 40 Kinder, die dann ein Leben lang Pflege benötigen. Ich selbst kenne eben einen Fall, wo das Paar noch wesentlich jünger war, als man über den Weg der künstlichen Befruchtung das gewünschte Kind bekommen wollte. Am Ende hatte man ein verstorbenes Baby und zwei schwerst behinderte Kinder, die eben ihr Leben lang auf fremde Hilfe angewiesen sein werden.

Da sagte selbst der Vater vor einigen Jahren, dass man überlegen sollte, die Rahmenbedingungen zu ändern, dass eben Kinder die so früh geboren werden nicht auf biegen und brechen am Leben erhält. Soweit ich mich erinnere war das damals die 24. Schwangerschaftswoche in der die Kinder geboren worden.

Dass man sich mit ungewollter Kinderlosigkeit arrangieren sollte, ist schon richtig. Und zu Zeiten, wo man das einfach akzeptiert hat, war man auch in der Medizin noch nicht so weit, dass man da nachhelfen konnte. Da das heute geht, will man es eben auch nicht einfach akzeptieren, dass man ohne Kinder bleibt. Sobald Möglichkeiten vorhanden sind, damit sich Wünsche erfüllen können, werden sie halt auch genutzt.

Und selbst, wenn die Paare vorher wissen, dass sie Folgekosten komplett allein tragen müssen, würden sich bestimmt immer noch viele für diesen Weg entscheiden. Wobei ich dann das Problem sehe, dass sie am Ende doch wieder der Gesellschaft Kosten verursachen. Wenn die Kranken- oder Pflegekasse nicht zuständig ist, dann sind es halt andere soziale Töpfe. Es wäre eigentlich nur eine Umschichtung der Ausgaben.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge



Die Frage ist, von wem? Von der Gesellschaft? Nein! Mein Wunsch wäre es, jedes Pärchen zu verpflichten, mindestens zwei Kinder in die Welt zu setzen - aus demografischen Gründen. Geht leider nicht ...

Von denen, die sich Kinder wünschen, aber es nicht klappt? Nein, wer will, der darf. Und so sollte es Paaren leichter gemacht werden, ein Kind zu adoptieren, in Pflege zu nehmen oder eben auch, sich künstlich befruchten zu lassen.

» Tritonus » Beiträge: 134 » Talkpoints: 36,24 » Auszeichnung für 100 Beiträge


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