Sollte es für Corona-Geimpfte Sonderrechte geben?

Kaum haben die Corona-Impfungen so langsam begonnen, da werden schon Diskussionen entfacht, ob es für die Geimpften dann Sonderrechte geben könnte oder sollte. Ich finde solche Diskussionen sehr unsäglich und auch ziemlich verfrüht. Welche Einstellung und Meinung habt ihr denn dazu, ob man Corona-Geimpften irgendwelche Sonderrechte einräumen sollte? Wärt ihr dagegen oder dafür und wie könnten denn mögliche Sonderrechte oder Sonderbehandlungen in der Praxis aussehen?

Ich persönlich bin dagegen, dass Corona-Geimpfte Sonderrechte bekommen. Das möchte ich im nachfolgenden Text erläutern.

Zunächst frage ich mich, auf welcher Grundlage die Sonderechte für Corona-Geimpfte fußen sollen. Oft wird behauptet, dass die Impfung zum Schutz der anderen beiträgt. Das ist allerdings nicht sicher (Stand Dezember 2020). Der Geimpfte ist laut Hersteller zu ungefähr 90% bis 95% gegen die Corona-Erkrankung geschützt - das wird sich aber erst im Laufe der Zeit bestätigen. Eine Infektion und damit auch eine Ansteckung von anderen Menschen kann man trotz Impfung nicht sicher ausschließen. Wenn dem so wäre, dann ist die Impfung vor allem ein Eigenschutz und eher weniger ein Fremdschutz. Ich betone aber nochmals, dass dies noch nicht ausreichend erforscht ist. Allgemein sollte man deshalb mit Aussagen für oder gegen den Impfstoff entsprechend fair und vorsichtig sein.

Doch auch unabhängig davon ob die Impfung eine Ansteckung verhindern kann, bin ich gegen Sonderrechte. Das wäre fast schon eine Impflicht durch die Hintertür.

Bekommen Leute, die sich gegen Influenza oder Tetanus impfen lassen Sonderrechte? Nein, also warum sollten Corona-Geimpfte Personen dann Sonderrechte bekommen? Zumal doch noch gar nicht klar ist, ob die Impfung wirklich den gewünschten Effekt bringt. Sicherlich kann jeder Unternehmer für sich entscheiden, ob er nur Leute einstellt, die geimpft sind. Aber es wird durch die Politik in dieser Richtung vorerst keinerlei Vorschriften geben.

Dass man das in ein paar Jahren eventuell einführen wird, so mit der Pflichtimpfung gegen Masern, wenn das Kind in die Kita soll, könnte ich mir schon vorstellen. Aber das kann man erst in Erwägung ziehen, wenn die Impfungen eben auch eine nachweisliche Immunisierung bringen.

Ich frage mich schon die ganze Zeit ob sie dann ihren Impfpass mitführen müssen und ob dann die Corona verleugnen einfach behaupten geimpft zu sein?! Schon alleine deshalb ginge es nicht, wer soll das alles kontrollieren?

Und wenn ich das richtig verstanden habe, kann man ja trotzdem Corona bekommen und auch andere Menschen anstecken. Allerdings wird so viel erzählt, ich weiß schon gar nicht mehr was stimmt.

Mir erschließt sich die Logik in keinster Weise. Einerseits werden fachmännische Stimmen lauter, wie zuletzt die des Präsidenten der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI), dass auch Geimpfte vermutlich weiterhin infektiös bleiben. Was unterscheidet diese dann von Nicht-geimpften, außer dass sie mit gewisser Chance nicht mehr erkranken können? Und vor allem, wenn sie nicht mehr erkranken können, was für ein Problem gibt es dann für Geimpfte beim Kontakt mit Nichtgeimpften; sie haben doch gar nichts zu befürchten?

Allerdings stellen sich diese Fragen für einen Großteil der Bevölkerung vorerst überhaupt nicht, denn entsprechend der Priorisierung dauert es für die meisten Menschen noch mindestens bis zum Sommer, bis sie für eine Impfung überhaupt infrage kommen. Bis dahin wird man hoffentlich auch mehr über die Wirkung (und Nebenwirkung) des Impfstoffes wissen, laut der Regierungssprecherin Frau Demmer auf der gestrigen Bundespressekonferenz weiß man ja noch nicht einmal, ob die Impfung tatsächlich vor einer Erkrankung schützt; dies müsse man jetzt "erst einmal herausfinden". Die eigentliche Erprobung findet also am Menschen statt. Danke, verzichte gerne auf irgendwelche "Sonderrechte".

Ich denke man muss einfach sehen wie sich das Ganze entwickelt. Das große Problem sehe ich eher darin, dass man nun die "Alten" impft und systemrelevante Menschen und das ist ja auch richtig so, aber da werden sich doch die jungen Menschen bald fragen, wen sie da eigentlich noch schützen, wenn sie sich selber zurücknehmen. Das ist ja immer das Argument gewesen, dass man die Älteren schützen will. Es dürfte also bald die Unvernunft Einklang gewinnen, noch mehr als bisher.

Ich finde nicht, dass man zwingend sofort Sonderrechte bekommen sollte, aber ich wüsste nun auch nicht, warum man Menschen mit Impfung im Pflegeheim dann noch bestrafen will, da sie ja so wenig Besuch bekommen würden, also da würde ich dann schon mal schauen, was möglich ist. Ansonsten muss man einfach sehen wie sicher die Leute dann wirklich sind. Ich bin recht froh, dass ich das letztendlich auch nicht entscheiden muss.

Na ja, manche Länder führen ja bereits Sonderrechte für Geimpfte ein und ich muss gestehen, dass ich dies kritisch betrachte. Du darfst in manche Länder ja jetzt schon nur einreisen, wenn du geimpft wurdest, beziehungsweise einen Nachweis über einen negativen Corona Test mitführst und ich denke, dass sich diese Situation noch verstärken wird.

Ich bin keineswegs gegen die Impfung und es ist für mich auch absolut okay, dass die Älteren und das Personal, welches in direktem Kontakt zu Coronainfizierten steht, an erster Stelle geimpft wird. Ich werde wahrscheinlich auch zu einer der nächsten Impfrunden gehören, weil systemrelevant, mit Vorerkrankungen, etc. obwohl ich nicht in der Pflege arbeite und ich werde die Impfung auch annehmen.

Wie gesagt, ich bin gegen Sonderrechte. Man hat es ja bereits in einigen Ländern gesehen, die das Testen massiv hochgefahren haben und angekündigt haben, dass der Lockdown für die Menschen verkürzt würde, die sich freiwillig dem Test unterzogen haben und ein negatives Testergebnis bekommen sollten. Diese Menschen sollten eine Woche vor allen Anderen wieder in Kinos eingelassen werden, wieder die Gastronomie besuchen dürfen und Ähnliches, während die Anderen zu Hause noch eine Woche verdümpeln.

So betrachtet grundsätzlich gut, aber andererseits spaltet das doch noch einmal die Gesellschaft. Die Zuhausegebliebenen müssen zuschauen, wie die Anderen wieder Spaß draußen haben und können sich je nachdem ja gar nicht wehren. Sei es nun, dass sie nicht die Möglichkeit hätten zu den Teststationen zu kommen oder weil sie Behinderungen hätten oder weil bei ihnen der Test nicht durchführbar aus welchen Gründen auch immer wäre. Diejenigen, die nun aufgrund eines positiven Ergebnisses in Quarantäne müssen, lasse ich mal außen vor, da dies wieder ein anderer Sachverhalt ist.

Dann sehe ich auch eine gewisse Leichtsinnigkeit auf uns zukommen. Ich sehe die Maßnahmen bis zu einem gewissen Punkt locker, aber viele Menschen werden die Situation sobald sie die Impfung haben sollten, noch lockerer sehen. Frei nach dem Motto "Ich bin geimpft, mir kann nichts mehr passieren". Aber man sollte sich dann auch überlegen, dass man wahrscheinlich das Virus weiterhin übertragen kann, daher sollten einige Maßnahmen so lange aufrecht erhalten werden, bis wir das Ziel von 70% Geimpften erreicht haben.

Die Leichtsinnigkeit wird sich aber auch auf anderer Seite fortsetzen. Jetzt werden die Älteren geimpft, es werden bestimmt einige Angehörige ankommen, die dann sagen "Du Oma, du bist ja jetzt geimpft, jetzt kann ich dich ganz oft besuchen kommen und dir passiert ja nichts mehr und ich muss mich nicht impfen lassen." Das gilt übrigens nicht nur bei Älteren, sondern auch bei den Patienten, die den Risikogruppen angehören. Denn der sogenannte Schutz betrifft nicht nur Ältere, sondern ebenfalls Menschen, die aus irgendwelchen gesundheitlichen Gründen den Risikogruppen angehören und die können 1 Jahr oder 100 Jahre alt sein.

@laraluca: Du bekommst eine Bescheinigung, dass du geimpft wurdest. Aber ich kann mir auch vorstellen, dass nun der Weg zum elektronischen Impfpass wie in Frankreich dadurch geebnet würde.

Mich persönlich erschreckt es was für Debatten durch Corona auftreten. Wie schon öfters geschrieben hat früher niemand nachgedacht, Leute die gegen gewisse Krankheiten nicht geimpft sind in eine Schublade zu stecken und Ihnen Sachen vorzuenthalten. Was ist jetzt anders? Ich verstehe die Diskussion nicht und ich finde das führt zu einer Spaltung der Gesellschaft. Es sollte nicht zwischen geimpften und nicht geimpften unterschieden werden.

...und wie könnten denn mögliche Sonderrechte oder Sonderbehandlungen in der Praxis aussehen?

Ich sehe hier zwei Zeiträume, die beachtet werden sollten: Der derzeitige Zeitraum. Zurzeit hat noch niemand die freie Wahl, sich impfen zu lassen, weil der Impfstoff begrenzt ist. Während dieser Zeit ist es rechtlich und moralisch gar nicht möglich, Sonderrechte einzuführen.

Der Zeitraum ab dem Moment, in dem so viel Impfstoff zur Verfügung steht, dass jeder die frei Wahl hat, sich impfen zu lassen oder nicht. Ab diesem Zeitpunkt liegt die Verantwortung allein beim Einzelnen. In Anbetracht der Gefährlichkeit und der zu erwartenden Mutationen kann ich mir Restriktionen für nicht-Geimpfte vorstellen, um die Infektionskette zu unterbrechen - sowohl beim "infizieren" als auch beim "infiziert werden".

Die Frage, die sich stellt ist die Überwachbarkeit. Da habe ich auch keine einfache Antwort. Vielleicht eine Corona-Karte. Wenn ich Zigaretten ziehen will, brauche ich auch einen Nachweis des Alters am Automaten.

Ich finde dieses Thema vor allem hinsichtlich dem Reisen wirklich interessant. Ich kann mir schon vorstellen, dass es bestimmte Länder gibt, die eine Corona Impfung bevorzugen, vor allem außerhalb von Europa. Allerdings ist es einfach schwierig das in irgendeiner Weise zu kontrollieren. In anderen Aspekten, vor allem was nationale Angelegenheiten angeht, finde ich, dass es keine Sonderrechte geben sollte.