Sollte der Wahl-O-Mat in der Schule benutzt werden?

Meine Nichte erzählte mir neulich, dass sie im Politik-Unterricht mit dem Wahl-O-Mat gearbeitet haben. Der Wahl-O-Mat ist ein Online-Dienst, bei dem demjenigen, der ihn nutzt, einige Fragen gestellt werden, die politischer Natur sind. Hat derjenige alle Fragen beantwortet, wird ihm prozentual angezeigt, inwiefern seine Meinung mit der Meinung der jeweils wählbaren Parteien in diesem Gebiet übereinstimmt. Der Wahl-O-Mat wird regelmäßig erneuert und ist für viele Landtagswahlen sowie für die Bundestagswahl verfügbar.

Die Klasse meiner Nichte probierte diesen Dienst also aus und alle konnten mal sehen, wer ihre Meinungen am besten vertritt. Einige alberten natürlich noch damit rum und versuchten verschiedene Ergebnisse zu erzielen, viele nahmen die Sache aber auch ernst. Und der Lehrer ging rum und schaute sich die jeweiligen Ergebnisse an.

Findet ihr das sinnvoll, wenn das in der Schule gemacht wird? Meint ihr, die Lehrer sollten die politischen Meinung der Kinder sehen können? Oder würdet ihr eher sagen, dass das etwas ist, das besser zuhause ausprobiert wird. Und wenn ja, warum?

Ich finde es eigentlich ganz gut, dass man es in der Schule anwendet. Da kann man dann auch gleich darüber reden, was wichtig ist, was wichtig sein sollte und welche Parteien das anbieten, dann kann man auch über Wahlprogramme und dementsprechende Dinge reden. Ich denke, dass das den Einstieg in so ein Thema schon erleichtern kann und man es durchaus besprechen muss im Unterricht. Viele Jugendliche haben ja kein Interesse mehr an Politik.

Ich denke nicht, dass so etwas in der Schule mit dazu gehört. Dass jedes Kind seine politischen Ansichten dort darlegen muss und darüber Diskutiert wird was Sinn macht und was nicht. Jeder hat seine Unterschiedlichen Schwerpunkte was ihm wichtig ist und wie er die Dinge sieht, daher sind die Wahlen auch geheim und finden nicht in der Öffentlichkeit statt, dass man sich mit dem Nachbarn darüber austauscht was man denn nun wählt und wo man sein Kreuz setzt.

Warum also in der Schule? Sicherlich dürfen die Kinder noch nicht wählen vom Alter her, aber sie dürfen ihre eigene Meinung haben. Es ist wesentlich wichtiger allgemein zu informieren wie eine Partei ausgerichtet ist und ansonsten ist das ein Thema für Zuhause, dass man sich mehr mit dem Wahlprogramm befasst und dann für sich selbst entscheidet was wichtig ist und was nicht.

Diese Programme gibt es nur, weil die meisten Leute zu faul sind sich die Wahlprogramme auch durchzulesen. Nicht selten wird anhand eines Plakates dann die Entscheidung getroffen aber das das nicht das einzige ist was gefordert wird, vergessen die meisten dabei. Entsprechend sollte man Kindern auch eher vermitteln, dass es wichtiger ist sich das ganze Programm anzusehen und nicht nur ein paar Fragen zu Beantworten und dann eine Lösung zu haben wer dieses eine Thema dann auch vertritt.

Ich habe den Wahl-O-Mat nun zur Europawahl auch genutzt und finde das Modell nicht schlecht, das sich auch an die Menschen richtet, die nicht sehr interessiert an der Politik sind. So ist es dann schon vereinfacht möglich, trotzdem die Wahlprogramme der Parteien zum Teil erfassen zu können. So etwas in der Schule anzubringen, finde ich nicht schlecht, weil es eben auch die Schüler motivieren kann, die eigentlich nicht an der Politik interessiert sind.

Allerdings muss ich sagen, dass ich es auch nicht wirklich toll finde, wenn die Schüler den Wahl-O-Mat dann in der Schule nutzen und der Lehrer ihnen über die Schulter schaut. Ich finde es wichtig, dass so etwas in der Schule thematisiert wird und man so ein Interesse an Politik in den Schülern vielleicht auch wecken kann, aber es muss meiner Meinung nach andere Möglichkeiten geben, als die Schüler den Wahl-O-Mat vor allen Augen ausfüllen zu lassen.