Sollte der Berufsstand "Heilpraktiker" verboten werden?

vom 01.11.2019, 12:20 Uhr

Aktuell war in den Medien wieder vermehrt von Heilpraktikern berichtet worden, die die Gesundheit von Patienten aufs Spiel setzen. Dieser "Beruf" ist kaum reguliert. Aus diesem Grund fordern nun zahlreiche Experten den Beruf " Heilpraktiker" abzuschaffen. Das Gesetz - welches den Beruf in Deutschland regelt - stammt aus dem Jahr 1939. Heilpraktiker müssen zwar eine Prüfung die Zulassung ablegen, aber brauchen dafür keine spezielle Ausbildung - im Gegensatz zu Ärzten. Immer wieder forderten Experten zwar eine Änderung des Gesetzes, doch es hat sich wenig getan. Aus diesem Grund möchten sie nun den ganzen Beruf verbannen.

Ein Verbot des Berufs steht für Gesundheitsminister Jens Spahn nicht zur Debatte. Alternative Heilmethoden sind in Deutschland - und somit bei den Wählern - sehr beliebt. Das Bundesministerium für Gesundheit verweist auf die Prüfungsvoraussetzung, hat allerdings schon wahrgenommen, dass diese Maßnahmen teilweise als nicht ausreichend angesehen werden.

Es gibt sicher auch den ein oder anderen Heilpraktiker der Patienten vernünftig berät und bei lebensgefährlichen Krankheitsbildern auch auf die Schulmedizin verweist. Aber was macht man mit den "schwarzen Schafen" die Krebs & Co. auch mit Homöopathie heilen möchten und ihre Patienten von der Schulmedizin fern halten? Gehört eurer Meinung der Beruf der Heilpraktiker ganz verboten oder wünscht ihr euch strengere Regularien und Kontrollen?

» EngelmitHerz » Beiträge: 3943 » Talkpoints: 17,03 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Ich finde dieses Thema schwierig. Ich stehe ja mit den ein oder anderen alternativen Heilmethoden auch auf Kriegsfuß. Aber natürlich finde ich eben gleich generelle Verbote auch schwierig. Heilpraktiker und Alternativmediziner haben ja auch gewisse Vorteile, die Schulmediziner nicht so bieten können und darin sehe ich in erster Linie die viele Zeit, die sie in ihre Patienten investieren können. Und genau das dürfte wohl auch oftmals den Erfolg erklären. Sie können sich einfach viel Zeit nehmen und finden damit eben manchmal auch Ursachen für Probleme, die man mit 5 Minuten Schulmedizin nicht hinbekommt, weil die Probleme eher im seelischen Bereich liegen.

Aber genauso müsste man eben für viele andere Sachen, gerade wo dann irgendwelche Pseudomedikamente und Homöopathika verschrieben werden, die gleichen Messlatten anlegen wie für die Schulmedizin. Es kann nicht sein, dass da angebliche Krebsmedikamente verschrieben werden können, für die kein Nutzen belegt ist.

"Richtige" Ärzte müssen ja nicht aus Langeweile 6 Jahre studieren und dann in der Regel noch 5-6 Jahre Facharztausbildung absolvieren, bevor sie alleine irgendwo praktizieren können. Da muss man sich schon fragen, wie das ein Heilpraktiker leisten will ohne eine Ausbildung gemacht zu haben. Es gibt sicherlich auch genauso sehr gute Heilpraktiker, die auch ihre Grenzen kennen, wie es eben auch schlechte Ärzte gibt. Aber auch schlechte Ärzte müssen eben ihre Ausbildung absolvieren, bevor sie vor Prüfungskommissonen treten können. Das gleiche müsste auch für Heilpraktiker und sämtliche Alternativmediziner gelten.

Wer mit der Gesundheit von Menschen arbeitet, muss die Fähigkeiten dazu erlernen und das in einem Ausbildungssystem das Mindeststandards definiert. Und genauso müssen in meinen Augen sämtliche Leistungen, die keinen wissenschaftlich nachgewiesenen Nutzen haben aus den Kassenkatalogen gestrichen werden und selber bezahlt werden.

» Klehmchen » Beiträge: 5487 » Talkpoints: 1.012,67 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


Ich halte ein Verbot tatsächlich für sinnvoll, weil ich nicht glaube, dass man ohne medizinische Ausbildung in der Lage ist Notfälle und schwere Erkrankungen zuverlässig zu erkennen. Selbst für Mediziner ist das bei atypischen Symptomen ja nicht einfach. Da kann der Heilpraktiker noch so einsichtig sein und behaupten, dass er jeden ernsten Fall natürlich an einen Arzt überweist. Wenn das Wissen fehlt um ernste Fälle zu erkenne ist er einfach nicht in der Lage das zu leisten.

Die Patienten vertrauen solchen Leuten aber. Für die ist das ein Mediziner und kein netter Onkel mit dem man quatschen kann und am Ende mit einem guten Gefühl und überteuerten Zuckerkügelchen nach Hause geht. Also ist die Bereitschaft sich eine "Zweitmeinung" einzuholen natürlich nicht besonders hoch. Man glaubt ja, dass man schon eine Diagnose hat.

Ich finde die Einteilung in "Schulmedizin" und "alternative Medizin" übrigens problematisch und außerdem falsch. Zuckerkügelchen ohne Wirkstoffe sind keine Medizin. Nahrungsergänzungsmittel in zweifelhafter Dosierung ohne klare Studienlage sind keine Medizin. Dem Patienten zuhören ist auch keine Medizin sondern höchstens Psychotherapie. Alles, was tatsächlich Wirkung zeigt, wird von der "Schulmedizin" früher oder später auch angewendet. Die Industrie lässt sich den Gewinn doch nicht entgehen.

Und die Einteilung in "natürliche" und "chemische" Medikamente, die in der Arzneimittelwerbung neuerdings so beliebt ist, ist auch Quatsch. Viele Medikamente basieren auf natürlichen Stoffen und auch vermeintlich natürliche Inhaltsstoff werden für die Herstellung von Medikamenten chemisch aufbereitet. So stellt man zum Beispiel sicher, dass die Dosis des Wirkstoffs immer gleich ist. Die schwankt bei Pflanzen naturgemäß ja.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge



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