Sollte das Baguette Weltkulturerbe werden?
Vor einiger Zeit ist bereits die neapolitanische Pizza zum Unesco-Kulturerbe erklärt worden. Nun will Frankreichs Präsident Emmanuel Macron ebenfalls eine Spezialität seines Landes zum Unesco-Kulturerbe erklären lassen und zwar das Baguette. Sollte das Baguette zum Weltkulturerbe erklärt werden oder meint ihr, dass die Weißbrotstange diesen Titel gar nicht verdient hätte? Welche Nahrungsmittel hätten es noch verdient, als Kulturerbe betitelt zu werden und warum?
Ich bin mir hier nicht sicher, denn ich habe auch schon in Frankreich schlechte Baguettes gegessen. In vielen Ländern sind diese sehr weich und schwammig. Wenn das so beginnt, dann müsste man auch das Wiener Schnitzel oder die Nürnberger Würstchen vom Weltkulturerbe machen. Ich persönlich finde diesen Gedanken eher schräg.
Was spricht gegen das Baguette? Die Pizza aus Neapel ist ebenso Kulturerbe wie deutsches Bier oder deutsches Brot oder die Teekultur in Ostfriesland. Da ist ein Baguette nun auch nicht weniger geschichtsträchtig und traditionell. Ob man irgendwo ein nicht so gutes gegessen hat, das hat damit doch nicht das geringste zu tun.
Ich finde es generell schwierig, regionale Spezialitäten zum Weltkulturerbe zu erklären. Auch, wenn die Rezeptur vielleicht absolut typisch für das Land und mehr oder weniger streng vorgegeben ist, schmeckt die gleiche Speise doch je nach Koch unter Umständen vollkommen anders. Auch existieren zahlreiche Abwandlungen, Verfeinerungen oder Neukombinationen diverser Gerichte, sodass es fast unmöglich ist, DAS Urrezept schlechthin zu definieren. Meiner Meinung nach kann und soll man das auch gar nicht erst versuchen, da Geschmäcker sowieso verschieden sind und jeder für sich entscheiden muss, wie ihm eine Speise am meisten mundet.
Auch finde ich, dass das Baguette nicht unbedingt das erste Lebensmittel ist, das man mit Frankreich verbindet. Quiche, Croissants, Zwiebelsuppe, Foie Gras und eine ganze Reihe an Süßspeisen und Feingebäck sind ebenso bekannt und hätten den Titel nicht minder verdient.
Was wir Ausländer passend finden, das ist doch unerheblich. Um kaum ein alltägliches Lebensmittel wurde so viel Trara gemacht. Es gab Preisbindungen, vorgeschriebene Herstellungsformen und so weiter. Das macht das französische Baguette ziemlich einzigartig, egal wo es herkommt und wo es traditionell vergleichbare Produkte gibt.
Warum sollte das Baguette nicht Weltkulturerbe werden? Die Pizza hat es doch auch geschafft, sowie viele andere Speisen. Die französische Küche hat es doch ebenfalls auf diese Liste geschafft, also warum nicht das Baguette. Frische französische Baguettes finde ich sehr lecker, aber bitte nur vom guten Bäcker, der diese Kunst auch beherrscht.
Und was soll dies alles überhaupt bringen? Bei Wahrzeichen ist es dann so, dass diese geschützt werden und auch regelmäßig saniert oder renoviert. Bei der Pizza und beim Baguette kann ich mir das nicht vorstellen. Für mich würde das eher heißen, dass man beide Produkte nicht mehr als Tiefkühlkost verkaufen dürfte, weil sie ja Weltkulturerbe sind. Damit macht man eher die Grundidee des Weltkulturerbes lächerlich.
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