Soll Katalonien sich abspalten dürfen?

In der spanischen Region Katalonien haben gestern Wahlen stattgefunden und die Unabhängigkeitsbefürworter haben gewonnen. Diese wollen nun Katalonien von Spanien abspalten. Dagegen pocht die spanische Zentralregierung auf die Einheit der Nation.

Immerhin gibt es in Europa noch andere Regionen, die sich abspalten wollen und gerade angesichts des hohen Anteils russischer Bürger im Baltikum und den Ereignissen in der Ukraine kann es hier noch zu ganz anderen Problemen kommen. Wie soll die EU darauf reagieren? Wie soll Deutschland darauf reagieren? Was haltet ihr persönlich von solchen Bestrebungen?

Wenn sich jetzt jeder kleine Flecken abspaltet, haben wir bald einen bunten Flickenteppich auf der europäischen Landkarte. Man man davon halten was man will das sich Regionen lossagen können, aber so richtig was positives kommt doch dabei nicht rum.

Grundsätzlich halte ich jede Bestrebung die solch eine völkische Kleinstaaterei zum Ziel hat, für nicht hinnehmbar und lehne solche Vorhaben ab. Es gibt natürlich historische Beispiele, welche definitiv für einen solchen "Befreiungskampf" sprechen und in welchem eben auch die Abspaltung zu begrüßen gewesen wäre. Aber eben nicht aus völkischen Gründen. So hat es sicher seine Berechtigung, wenn ein Katalonien zur Franko Zeit für die Unabhängigkeit kämpft und sich als sicherer Hafen für alle Republikaner Spaniens anbietet. Nur sind die Verhältnisse heute anders - auch wenn ein Mariano Rajoy sicher nicht "einfach" ist. Dennoch sollten politische Schwierigkeiten auch unter einem gemeinsamen Dach zu lösen sein.

Leider ist es so, dass das neue Katalonien ja keine grundsätzlich andere Gesellschaft will - es würde sich wie in Schottland ja nichts an Produktivbedingungen und Besitzverhältnissen ändern. Ja schlimmer noch - nachdem wie in Norditalien eher die Wohlhabenden eine Spaltung wollen (um nicht mehr teilen zu müssen) steht zu befürchten, dass sich die Gesellschaften da eher zu einer noch konservativeren Gesellschaft entwickelt, was dem Fortschritt (nicht nur in Katalonien) einen Bärendienst erweisen würde.

Spaniens Opposition täte gut daran, im ganzen Land zu versuchen, die Verhältnisse zu ändern. Es kann nicht sein, dass die Konservativen hier immer noch eine reale Mehrheit hinter sich haben, nachdem der Staat ja praktisch in den Ruin gewirtschaftet wurde und die bürgerlichen Freiheiten massiv zusammengestrichen wurden. Sich jetzt auf sein eigenes "völkisch-nationales" Interesse zurückzuziehen, hat eigentlich noch nie auf der Welt zur Behebung von gesellschaftlichen Missständen geführt.

Bei allem Jubel der Katalanen, so verklingen im Moment die Stimmen, welche auch mal über "Minderheitenrechte" für Spanier in einem Unabhängigen Katalonien sprechen würden. Solche Themen wurden schon bei der Anerkennung der baltischen Staaten von der EU und der BRD ignoriert (die aber sonst - wenn es in politische Konzept passt - sehr genau danach schauen lassen).