Smalltalk mit anderen Menschen anstrengend finden?

Ich bin kein besonders geselliger Mensch und habe lieber mit wenigen Menschen zu tun. Was mich an Menschen besonders stört, ist das Bedürfnis nach Smalltalk. Oftmals bekommt man diverse Details aus dem Leben eines Menschen erzählt, mit dem man ansonsten eigentlich kaum etwas zu tun hat und eigentlich auch gar nicht möchte. Man muss sich dann über langweilige Dinge unterhalten und dabei noch interessiert und höflich aussehen.

Mich hat Smalltalk daher immer schon angestrengt und ich meide es, wenn ich an. Höflichkeitshalber muss man es aber natürlich dennoch manchmal tun. Wie geht es euch beim Smalltalk? Macht euch das eher Spaß oder empfindet ihr es mitunter auch als Anstrengung, weil ihr euch über Dinge unterhalten müsst die ihr nicht sehr interessant findet?

Ich bin auf jeden Fall gut darin mit vielen freundlichen Worten nichts von Bedeutung zu sagen und alle Themen, dir mir wichtig sind und in einem Smalltalk so gar nichts zu suchen haben, zu vermeiden. Ich schaffe es auch einen positiven Eindruck bei fremden Menschen zu hinterlassen, obwohl ich denen eigentlich überhaupt nichts von mir gezeigt habe.

Ich finde das nicht anstrengend, weil es mir leicht fällt, aber Spaß ist definitiv etwas anderes. Spaß ist wenn ich mit Menschen, die mir wichtig sind, richtige Gespräche führe und nicht auf meine Wortwahl achten muss.

Anstrengend finde ich Smalltalk nun nicht, aber schön finde ich ihn auch nicht. Aber ich brauche ihn und nutze ihn deshalb bewusst zu meinem Vorteil. Wenn ich zu einem neuen Kunden komme, dann hätte ich ohne Smalltalk beispielsweise so gut wie nie einen Auftrag. Denn die Menschen, die mir dann gegenüber sitzen, sind total verdattert, dass da nun eine Frau vor ihnen steht.

Würde ich mit der Präsentation beginnen, würde der größte Teil davon glatt untergehen. Die wären alle noch bei, "Oh Gott, eine Frau!" Die würden gar nichts mitbekommen. Es würde nur hängenbleiben, dass da, wo man es nicht erwartet hat, eine Frau gestanden und dass die wohl wenig gesagt hat, weil man sich nicht daran erinnert. Smalltalk lässt den Menschen Zeit, den Menschen statt der Frau zu sehen und Vertrauen zu gewinnen. Dann konzentrieren sie sich im Anschluss tatsächlich auf das gesagte und sind nicht durch die Marsianerin abgelenkt.

Im privaten ist es genauso. Da kann man sich schön herantasten, ohne etwas von sich preiszugeben und in Ruhe entscheiden, ob man sein gegenüber näher kennenlernen möchte. Deshalb mag ich Smalltalk zwar nicht, aber ich weiß zumindest, welche Vorteile er mir bringt.

Ich finde Smalltalk auch eher anstrengend, weil es einfach nicht meiner Natur entspricht. Ich verstehe den Sinn davon zwar durchaus, und habe auch kein Problem damit, dass es sich dabei nicht im "anspruchsvolle" oder "tiefgehende" Gesprächsthemen handelt, weil ich mir nicht immer und unter allen Umständen einen intellektuellen Anstrich geben muss und so tun, als wären Gespräche über das Wetter oder das Essen unter meiner Würde.

Mir selber würde es nur in vielen Fällen gar nichts ausmachen, bzw. eher entsprechen, einfach nur zuzuhören oder mich am Rand der geselligen Runde herum zu drücken und je nach Anlass das Buffet im Auge zu behalten oder ähnliches. Aber der Standard in Bezug auf Höflichkeit und normalem Sozialverhalten besagt nun mal, dass ich mich mit meinen Mitmenschen unterhalten muss, um zu signalisieren, dass ich die gängigen Spielregeln beherrsche und weder arrogant noch sonst irgendwie "komisch" bin. Wenn man sich nicht selber ausgrenzen möchte, bleibt einem nichts anderes übrig. Deswegen spiele ich eben in Gottes Namen mit, weil ich weder im Job noch in meinem Bekanntenkreis als diejenige bekannt sein will, die sich immer am Rand herumdrückt und in ihr Sektglas starrt.

Ich muss sagen, dass ich mich an Smalltalk gewöhnt habe, weil er zu meinem Beruf einfach dazu gehört. Aber gerade am Anfang fand ich das auch noch ziemlich anstrengend, Smalltalk machen zu müssen, weil das gar nicht meiner Art entspricht und ich damit auch nicht so wirklich viel anfangen kann. Toll finde ich es noch immer nicht, mich über Dinge zu unterhalten, die mich nicht wirklich interessieren, aber schlimm eben auch nicht mehr.