Small Talk als sexuelle Belästigung interpretieren?

Ich habe eine Kollegin, die einen komischen Ruf hat. Besagte Kollegin legt nämlich jedes Wort auf die Goldwaage und keiner traut sich so wirklich mit ihr zu sprechen. Das liegt wohl daran, weil sie einfach zu Überinterpretationen neigt und wenn dann ein männlicher Kollege Small Talk macht und beispielsweise über das Wetter redet, interpretiert sie das direkt als sexuelle Belästigung, rennt zum Chef und beschwert sich. Unzählige männliche Kollegen haben deswegen schon eine Abmahnung bekommen, dabei gibt es auch Zeugen, die eben bestätigen können, dass nichts passiert ist und das nichts weiter als heiße Luft ist. So war ich auch schon einige Male dabei und kann wirklich bezeugen, dass da nichts war.

Einmal ist sogar ein Kollege abgemahnt worden, nachdem er seine Uhr vergessen hatte und von ihr die genaue Uhrzeit wissen wollte. Das hat sie aber wohl gar nicht so neutral aufgefasst wie es gemeint war. Ich finde sexuelle Belästigung schon schlimm und finde auch, dass man das einschränken und abmahnen sollte. Ich denke aber auch, dass manche Frauen einfach überreagieren. Ich kann jedenfalls nicht erkennen, was so schlimm daran sein soll, wenn man ganz neutral und distanziert-höflich nach der Uhrzeit fragt oder einen Plausch über das Wetter beginnt. Könnt ihr verstehen, wie man bei Small Talk gleich sexuelle Belästigung interpretieren kann? Warum überprüft der Chef das nicht vorher, sondern mahnt direkt ab? Findet ihr das noch normal?

Ich denke, dass man es da als Chef nicht leicht hat, denn sexuelle Belästigung hat auch viel mit der Eigenwahrnehmung der Frau zu tun. Was für den Außenstehenden vielleicht nicht immer sexuell belästigend wirkt, kann es aber schon sein, wenn es eine Vorgeschichte gibt. Natürlich kann der Chef nun alle befragen, aber letztendlich würde weiterhin Wort gegen Wort stehen und er entscheidet sich eben das vermeintliche Opfer zu schützen.

Gerade, wenn er nun auch schon so viele Personen abgemahnt hat, steht er ja blöd da, wenn er es plötzlich anders macht. Als Chef sollte man sich meiner Meinung nach aber alle anhören und auch Personen anhören, die da dabei standen. Immerhin ist eine Abmahnung auch keine leichte Sache.

Ich finde das Verhalten deiner Kollegin nicht mehr normal. Das ist ja schon wirklich schlimm und ich kann die männlichen Kollegen gut verstehen, dass sie sie möglichst meiden. Ich verstehe da auch den Chef nicht, dass dieser da nicht mal einen Riegel vorschiebt, wenn dort dauernd Beschwerden wegen sexueller Belästigung eingehen.

Vielleicht hat die Kollegin da mal wirklich schlechte Erfahrungen gemacht und interpretiert deswegen nun alles falsch. Ich denke, dass sie sich da dringend Hilfe suchen sollte. In der Frage nach der Uhrzeit sexuelle Belästigung zu sehen, finde ich schon wirklich heftig.

Damit eine Abmahnung ausgesprochen werden kann, müssen auch entsprechende Fakten vorliegen. Das einfache behaupten und dauerhafte Gerenne zum Chef mit solchen Dingen führt sicherlich nicht dazu, dass dieser dem ganzen dann Glauben schenkt. Von daher kann ich es mir schon gar nicht vorstellen, dass alleine wegen so etwas direkt eine Abmahnung ausgesprochen wird und wenn dann hätte ich mich direkt dagegen gewehrt und es gar nicht erst angenommen.

Generell halte ich von solchen Frauen nicht und auch allgemein von Mitarbeitern die nicht in der Lage sind solche Differenzen direkt zu klären sondern immer direkt zum Chef rennen müssen und petzen. Dazu fällt mir der passende Spruch ein den ich erst vor ein paar Tagen gehört habe, dass man als Kind zu Mama rennt mit Petzen und im Erwachsenenalter diese Position durch den Anwalt oder Chef eingenommen wird. Finde ich doch sehr treffend in diesem Beispiel aber ich kann auch nicht verstehen was man sich dadurch erhofft.

Denn sonderlich beliebt dürfte die Dame weder im Kreis der Kollegen sein noch beim Chef, denn dieser hat auch andere Aufgaben als dauerhaft derjenige zu sein, der mit diesen Sachen belästigt wird. Leider gehört es zu seinen Aufgaben der Sache nachzugehen wenn ein solcher Vorwurf im Raum steht und diesen auch aus der Welt zu schaffen, daher hat er auch eine Fürsorgepflicht für seine Angestellten. Aber irgendwann muss er doch auch auf den Trichter kommen, dass dort nur übertrieben wird. Wenn es dann wirklich einmal zu einem echten Vorfall kommt, dann hat die Glaubhaftigkeit doch schon soweit gelitten, dass sie niemand mehr für voll nimmt.

Man stellt sich hier irgendwie die Frage, in welcher Beziehung die besagte Kollegin zum Chef steht. Bei einer Abmahnung muss eine bestimmte Form seitens des Arbeitgebers eingehalten werden. Sonst ist diese nichtig. Erfolgte die Abmahnung mündlich oder schriftlich? Wäre ich der Beschuldigte in solch einer Sache würde ich auf jeden Fall auf die schriftliche Version bestehen, damit ich etwas für meinen Anwalt in der Hand hätte.

Sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz ist kein Kavaliersdelikt und wegen solch einer Sache abgemahnt zu werden ist extrem Rufschädigend. Der Arbeitgeber verletzt hier massiv seine Aufsichts,- und Fürsorgepflicht und macht sich sogar strafbar.

Vielleicht würden einige jetzt sagen, sie kassieren die Abmahnung und trauen sich nicht aus Angst vor dem Verlust ihres Jobs dagegen vorzugehen. Aber das wäre in solch einem Fall sehr kontraproduktiv. Man stelle sich vor aus irgendeinem Grund gibt einen neuen Chef und dieser geht die die Angestelltenakten durch. Oder man ist gezwungen sich einen neuen Job zu suchen und der neue Arbeitgeber erkundigt sich beim alten Arbeitgeber.

Der Arbeitgeber macht sich durch ungerechtfertigte Abmahnungen dieser Art selbst strafbar. Je nachdem in welcher Branche sein Unternehmen tätig ist, sollte er sich überlegen, wie viel ihm sein Ruf auf dem Markt wert ist. Wenn es allerdings angeblich so viele Abmahnungen gegeben hat und keiner der Abgemahnten hat sich zur Wehr gesetzt, hat die Kollegin vielleicht doch nicht so ganz unrecht mit ihren Anschuldigungen?