Sitzen Männer Probleme in der Partnerschaft nur aus?
Ich habe kürzlich eine sehr provokante These gelesen. Es ging um Jan Fleischhauer, einem Autoren und Kolumnisten des Nachrichtenmagazins "Der Spiegel". Die Beziehung zu seiner Frau ist gescheitert und es kam zur Trennung. Er vertritt daher die Ansicht, dass Männer Probleme grundsätzlich aussitzen würden und das wäre eben nicht gut für eine Beziehung. Ich finde diese These schon sehr gewagt und kann das in meiner Beziehung offen gesagt nicht beobachten. Daher finde ich nicht, dass man das so pauschalisieren sollte. Außerdem sagen viele Kritiker, dass Bundeskanzlerin Merkel Probleme nur aussitzen würde, statt zu handeln. Aber ob sie das privat genauso handhabt, weiß man eben nicht.
Was haltet ihr von dieser These? Stimmt ihr dem Autoren zu? Oder seid ihr komplett anderer Meinung? Kann man das überhaupt pauschal am Geschlecht festmachen, wie sich jemand in einem Konflikt verhalten wird? Welche Erfahrungen und Beobachtungen habt ihr in dieser Hinsicht gemacht? Kennt ihr auch Frauen, die Probleme aussitzen?
Ich kann hier weniger pauschal über Männer urteilen, aber ich kann nur meine Erfahrung mit Ex-Freunden berücksichtigen und das, was ich durch mein Umfeld wahrnehme. Dort verdichtet sich der Eindruck zumindest, dass sehr viele Männer etwas aussitzen, aber nicht direkt, weil sie es aussitzen wollen, sondern die Probleme die Frau äußerst als solches gar nicht für voll nehmen oder übertrieben finden.
Ich vermute wirklich, dass nicht immer das Aussitzen als solches der Hintergedanke ist so nach dem Motto, das regelt sich schon. Ich glaube manchmal eher daran, dass Männer weniger Verbissenheit in Themen einbringen und manches einfach nicht so schlimm empfinden, wie Frau. Es ist eben eine subjektive Wahrnehmung, was schlimm ist und was nicht. Jeder sieht das ganz anders, sei es bei wichtigen Themen oder unwichtigen Themen.
Fremdgehen ist für mich z.B das wichtigste Thema und da wäre Aussitzen bei mir nicht gut. Während der Haushalt und du hast gesagt, du spülst heute, eine andere Geschichte ist. Da raste ich nicht gleich aus, aber viele Frauen finden das schon doof und machen dafür dann wiederum ein Fass auf und Mann kapiert natürlich den eigentlichen Grundgedanke dahinter nicht sowie nimmt es weniger ernst.
Ich möchte daher nicht behaupten, dass Männer wirklich aus vollem Bewusstsein etwas in einer Beziehung aussetzen. Diese Männer gibt es unweigerlich auch, aber ich glaube mal frech, dass diese nicht die Mehrzahl darstellen. Meist ist es wirklich die Wahrnehmung, welche ganz unterschiedlich ist und das führt wohl dazu, dass bei Männern das Gefühl aufkommt, dass sie vieles nur aussitzen und nicht wirklich klären wollen.
Ich kann auch nur die Schlüsse anhand meiner Ex Partner ziehen und was in meinem Umfeld so abgeht und ja, da sitzen es die Männer eher aus, als das hier konkrete Lösungen an den Tag gelegt werden oder gar aktives Handeln vorgenommen wird. Gerade in den Sachen was die Beziehung betrifft und nicht die anderen Dinge wie z.B. mal den Rasen mähen oder auch etwas reparieren. Da sind sie dann komischerweise direkt voller Tatendrang und müssen direkt loslegen mit mehreren Plänen falls der erste mal scheitert.
Mein letzter Partner und Erzeuger von meinem Sohn meinte ebenfalls, dass er alles aussitzen kann und sich das von alleine wieder legt. Wurde er darauf angesprochen, dass er mehr im Haushalt mit anpacken soll, sich mehr mit dem Kind befassen und beschäftigen kamen Antworten wie "ja später" oder "mach ich morgen" und passiert ist im Endeffekt gar nichts. Er meinte das geht immer so weiter, bis er dann die Quittung bekommen hat nachdem er die direkten Ansagen und Warnschüsse komplett ignoriert hat und das einfach nur als "Meckern" abgetan hat aber nicht meinte, dass daraus dann mal eine Handlung meinerseits erfolgt ist.
So waren auch andere Männer vor ihm gestrickt. Ein anderer ist mir munter Fremd gegangen und erzählte mir noch etwas von der großen Liebe, einmaligen Fehltritten die man ihm doch verzeihen müsste, da er ein Mann ist. Auch da wurde gemeint, dass man das mit Blumen, Pralinen und anderen Krams wieder aussitzen kann und die blöde Alte sie schon behalten wird. Die Erschütterung war dann immer sehr groß, wenn die Handlung meinerseits erfolgt ist und die werten Herrschaften auf einmal vor der Tür standen und keine Wohnung mehr hatten. Denn blöd war ich in der Hinsicht nie und die Wohnungen sind immer nur auf meinem Namen gelaufen, damit bekommt man das dann auch schnell los.
Auch solche Dinge wie fehlerhafte Nebenkostenabrechnungen und so, meinten die Herren immer einfach abwarten und wird sich von alleine klären. Da wird sich nichts von alleine klären wenn man nicht mal seinen Einspruch erhebt und meistens ging es mit dem Abwarten auch nur dann darum, dass er es nicht machen muss und sie (in dem Fall ich) das dann schon in die Wege geleitet hat. Ist das ganze hinterher dann beendet, dann kann man sich mit den Federn immer noch schmücken oder einfach sagen "siehst du, hat sich doch alles geklärt" aber mit einer aktiven Handlung der Männer hatte das nie etwas gemeinsam.
Es gibt sicherlich auch genügend Frauen, die Probleme aussitzen, sie ignorieren und nichts machen. An sich arbeiten kostet ja auch immer Kraft, Energie diese muss man erstmal aufbringen wollen und viele sind dann eben so, dass sie den einfachen Weg gehen und es lieber aussitzen wollen, es wird schon wieder. Zum Glück habe ich einen Mann an meiner Seite, der den Mund aufbekommt. Wenn ihn etwas stört, dann sagt er das auch und das Reden ist sicherlich auch ganz gut in einer Beziehung.
Wie bei so vielen anderen Behauptungen um das Verhalten von Männern und Frauen wird auch hier wieder grob verallgemeinert, und dass die These somit nicht allgemein gültig sein kann, liegt schon auf der Hand. Zwar habe auch ich aus zwei, drei eigenen direkten oder indirekten Erfahrungen durchaus mitbekommen, dass Männer in Beziehungen Probleme mehr ignoriert, ausgesessen oder nicht als solche wahrgenommen haben, obwohl von Seiten der Partnerin mehrfach das konkrete Gespräch gesucht wurde, aber dafür kenne ich auch ebenso viele Beispiele, in denen der Mann oder Freund sehr aufmerksam und bemüht war, Konflikte auszudiskutieren und beizulegen.
Meiner Meinung nach liegt der Umgang mit Problemen eher im Charakter begründet. Jemand, der konfliktscheu, schüchtern und unsicher ist, wird vielleicht eher dazu neigen, den Weg des geringsten Widerstands zu wählen und zu hoffen, dass sich der Streit irgendwann ganz von alleine klärt, ohne dass man groß etwas dafür tun muss. Ein selbstbewusster, energischer und konsequenter Mensch sucht hingegen sicherlich eher nach Konfrontation und zügiger Lösung des Problems. Das ist meiner Meinung nach aber unabhängig vom Geschlecht und betrifft Frauen und Männer gleichermaßen. Frauen sind vielleicht häufig sensibler und machen sich mehr Gedanken über Beziehungsprobleme, aber das trifft eben auch nicht immer zu.
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