Sinterklaas mit Knecht sorgten für Aufruhr in Gouda

Auch in den Niederlanden kommt am 6. Dezember der Nikolaus. Hier nennt er sich „Sinterklaas“. Das heißt, er kommt teils schon etwas früher, abends mit dem Swarten Piet, seinem Knecht. Außer einem Umzug des Sinterklaas auf seinem Schimmel, besucht der Nikolaus auch Schulen, Supermärkte, Krankenhäuser usw. und klingelt an den Türen der Familien, um seine Geschenke und Süßigkeiten loszuwerden. Dabei immer begleitet vom Swarten Piet.

Wegen diesem Swarten Piet gibt es jetzt Ärger. Bei dieser vorweihnachtlichen Reise wurden nun Rassismus-Vorwürfe laut. In Gouda - der bekannten Käsestadt - wurden wegen der schwarzen Helfer am Samstag vorübergehend 90 Demonstranten festgenommen. Heute waren in Amsterdam viele Polizisten im Einsatz. Sie wollten Störaktionen verhindern. Zehntausend jubelten Sinterklaas im strömenden Regen in seinem roten Mantel zu. Es gab einige Rangeleien zwischen Befürwortern und Gegnern.

Tief, tief traurig meinte der Ministerpräsident zu den Vorfällen. Er rief die Menschen auf, das Kinderfest nicht so zu stören. Die Veranstaltungen in anderen Orten verliefen ruhig.

Kritiker sehen sogar in dem Swarten Piet das Symbol der Sklavenzeit, während es für die meisten freundliche Helfer sind, die durch die rußgeschwärzten Schornsteine kriechen, um in die Häuser zu gelangen. Klick Findet ihr den Vergleich mit der Sklavenzeit und einer Diskriminierung von dunkelhäutigen Menschen mit dem rußgeschwärzten Knecht wirklich diskriminierend? Oder ist es für euch auch Blödsinn, deswegen zu demonstrieren?

Das ist ziemlich schwierig zu beurteilen, wenn man nicht im Land lebt. Ich finde es einerseits sehr schade, dass dieses Kinderfest so gestört wird. Wenn der Sinterklaas mit seinem Dampfschiff aus Spanien ankommt, dann herrscht für die Kinder in den Niederlanden sozusagen Ausnahmezustand. Die ganze Aktion wird immer im Fernsehen übertragen, auf dem Weg von Sinterklaas säumen Massen den Weg und bejubeln Sinterklaas und die Zwarten Pieten. In der Stadt, die in einem Jahr die Ehre hat, Sinterklaas nach seiner Reise aus dem Süden zu empfangen, herrscht fröhlicher Ausnahmezustand.

Auch die einzelnen Umzüge in den Städten in den Provinzen sorgen für ein riesiges Kinderfest. Es ist eine tolle Einstimmung auf den Pakjesavond am 5. Dezember. Schließlich bekommen die Kinder dann ihre Geschenke. Daher hat dieses Fest und die Einstimmung in den Wochen davor dort den Stellenwert, den wir hier Weihnachten einräumen. Und ich freue mich einfach immer, strahlende Kinderaugen zu sehen.

Aber die Niederländer waren auch einmal Kolonialmacht. Die Niederländische-Ostindien-Kompanie war in Südafrika nun auch keine nette Bauerngenossenschaft. Und die Zwarten Pieten sind im Allgemeinen kein rußgeschwärzten Kaminkehrerjungen sondern die Art von Perücke und Maske erinnern deutlich an Schwarze. Das ist ähnlich "typisch" wie der Sarotti Mohr: Stark gelocktes, schwarzes Haar im Afro-Look mit sehr üppig geschminkten, roten Lippen, die im Vergleich sehr üppig und voll wirken.

Für mich ist das in erster Linie ein Kinderfest. Ob die Zwarten Pieten ein Problem sind, dass sollten eigentlich die beurteilen, die als Vorbild dienen. Schließlich leben viele Schwarz-Afrikaner in den Niederlanden. Und so lange die sich nicht diskriminiert führen, sehe ich auch keinen Handlungsbedarf. Schließlich sind die Zwarten Pieten bei den Kindern genauso beliebt. Die Figuren sind eine Stütze für den alten Sinterklaas. Das empfinde ich persönlich in der modernen Interpretation nicht als Diskriminierung. Früher sah das durchaus anders aus. Da waren die Pieten ungebändig, unkonzentriert, unfähig und lustig. Aber das liegt schon fast ein Jahrhundert zurück.

Das Problem ist wohl die Einschätzung an sich. Für die meisten Niederländer sind Sinterklaas und der Zwarte Piet feste Größen. Sie sehen die Fortschritte, die gemacht worden sind. Die Pieten sind keine dummen, zweitklassigen Possenreißer mehr, die sie mal waren. Wo dann wirklich das Klischee vom dummen, ungebildeten Schwarzen, der dringend Anleitung und Führung braucht, bedient worden. Für Außenstehende sind Kraushaar, Haremhosen, "dicke Lippen" und große Ohrringe dagegen durchaus ein rassistisch geprägtes Merkmal, das überdacht werden muss.