Sind Zwillinge glücklicher, da sie nie alleine sind?

vom 06.06.2015, 23:35 Uhr

Viele Zwillinge verbringen bekanntlich ja auch ihr Leben miteinander und haben eine engere Bindung, als normale Geschwister. Auch wenn jeder Zwilling auch sein eigenes Lebens führt, haben Zwillinge meist eine engere Bindung und sehen sich häufiger, als andere Geschwister. In einem Bericht über Zwillinge habe ich neulich auch gehört, dass Zwillinge dadurch mitunter vielleicht auch glücklicher sind, als andere Menschen. Sie haben in der Regel immer jemanden, an den sie sich wenden können und der sie versteht.

Ich selbst denke, dass andere Menschen solche Bezugspersonen im Grunde ja auch haben und diese auch ein Leben lang halten können, auch wenn man keinen Zwilling hat. Wahrscheinlich sind diese Personen per se etwas egoistischer und würden dann eher wegziehen und den Kontakt abbrechen, als ein Zwilling. Dennoch denke ich nicht, dass Zwillinge generell glücklicher sein müssen, als andere. Was denkt ihr darüber? Könnt ihr euch vorstellen, dass Zwillinge glücklicher sind, da sie quasi nie alleine sein müssen?

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Mag sein, dass Zwillinge immer den jeweils anderen haben. Gerade bei Umzügen mit komplett neuen Kontakten vor Ort ist es sicherlich einfacher, wenn man sich gegenseitig hat. Denn so hat man als Kind auch jemanden im selben Alter zum Spielen und so. Aber ich sehe da ein ganz anderes Problem. Mag sein, dass immer ein Spielkamerad in dem Sinne vorhanden ist, aber wie ist es mit der Identitätsbildung? Viele Eltern stecken ja ihre Zwillinge in dieselben Klamotten und fördern das Gleich-Sein auch noch, ich kann mir nicht vorstellen, dass das so gut für die Persönlichkeitsentwicklung ist.

So kenne ich persönlich ein Zwillingspaar, zwei Schwestern, die absolut fast alles gleich hatten. Das fing an mit dem Kleidungsstil, beide trugen immer dasselbe. Auch hatten beide die gleichen Schulen und Klassen besucht, beide hatten dieselben Instrumente gelernt und beide hatten auch dieselbe Ausbildung in demselben Betrieb angefangen und das auch noch gleichzeitig. Sogar der erste Buchstabe des Vornamens war gleich, sodass man im Prinzip die eine gegen die andere beliebig hätte austauschen können, es war kein individuelles Leben.

Beide haben sogar mit 18 geheiratet, wobei die eine etwa ein halbes Jahr schneller war. Aber gleichzeitig haben sie Nachwuchs bekommen und ich würde annehmen, dass erst jede beide eigene Persönlichkeiten entwickeln und sich abgrenzen können vorher nicht. Ich kann mir nicht vorstellen, dass diese mangelnde Fähigkeit zur Abgrenzugn so glücklich machen soll.

Benutzeravatar

» Olly173 » Beiträge: 14700 » Talkpoints: -2,56 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Sicherlich hat man als Zwilling immer eine ganz besondere Bindung und ist irgendwie nie richtig alleine, aber das kann mit Sicherheit auch nerven. Meine Schwiegermutter ist ein Zwilling und auch wenn sie es eigentlich mag, geht ihr es auch immer mal sehr auf die Nerven, weil ihre Schwester alles besser machen will und da von der Seite der Schwester immer ein Kampf um die Aufmerksamkeit kommt. Man ist also nicht automatisch immer glücklich, zumal es ja auch andere Bezugspersonen gibt.

Benutzeravatar

» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Auch Zwillinge sind mitunter sehr alleine und "normale" Geschwister können auch mit noch soviel Altersunterschied eine unglaublich enge Bindung haben. Die statistischen Ergebnisse sind aber so zu erwarten, da ein Aufwachsen mit einem Menschen eine gewisse Synchronität hervorruft, aber das liegt dann nicht in dem Genen, sondern im Umstand.

Ich kenne solche und solche Zwillinge. Die einen waren bis in die Pubertät recht eng und gleich, danach plötzlich nur noch getrennt anzutreffen, die anderen waren von Trotzphase bis Pubertät total zerstritten, danach - gerade als die eine das erste Kind bekam - ein Herz und eine Seele.

Das bedeutet: Zwillinge sind trotz ihrer genetischen und zeitlichen Ähnlichkeit trotzdem zwei individuelle Personen.

» Tritonus » Beiträge: 134 » Talkpoints: 36,24 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Ich finde, dass es sowieso schwer zu definieren ist, ob Menschen "glücklicher" sind als andere. Erstens gibt es sowieso keine umfassenden, objektiv messbaren Vergleichskriterien für "Glück" und zweitens bin ich zudem der Meinung, dass die meisten Lebenssituationen und Familienkonstellationen Vor- und Nachteile haben. Außerdem kommt es auch immer auf den Charakter und die Persönlichkeit der Betroffenen an.

Beispielsweise kann es ja sein, dass ein Zwilling großen Wert darauf legt, als eigenständige und unabhängige Persönlichkeit angesehen zu werden und eher darunter leidet, gemeinhin als Teil eines zweiteiligen "Sets" zu gelten, wie es gerade bei Kindern gerne passiert.

Außerdem haben auch ältere oder jüngere Geschwister Vorteile, die genau gleich alten Geschwistern entgehen. Zum Beispiel kann einem ein älterer Bruder oder eine Schwester gute Ratschläge geben, oder man kann sich um jüngere Geschwister kümmern und ihnen helfen. Zwillinge machen in der Regel vielmehr ähnliche Erfahrungen zur gleichen Zeit.

Ich finde daher, dass man genauso gut behaupten könnte, ältere, mittlere oder jüngste Geschwister seien durch die Bank "glücklicher" als ihre Brüder oder Schwestern. Ich denke, das hängt von der individuellen Situation und Dynamik innerhalb der Familie ab.

» Gerbera » Beiträge: 11335 » Talkpoints: 53,75 » Auszeichnung für 11000 Beiträge


Meine Mutter hat eine Zwillingsschwester. Und sie war kaum von ihr getrennt. Seit 45 Jahren leben sie im gleichen Wohnviertel und sind, da beide verwitwet, täglich zusammen. Sie kaufen gemeinsam ein, trinken Kaffee und am Wochenende auch mal ein Glas Wein. Den Umstand, dass sie nahezu 78 Jahre nicht getrennt waren, würde ich schon als glücklich bezeichnen. Obwohl sie das nie aussprechen, wissen sie es aber wahrscheinlich trotzdem.

Menschen, die eine besondere Beziehung zueinander haben, sind sicher glücklich. Ob Menschen ohne Zwilling eher unglücklich sind, bezweifele ich allerdings. In dem Fall hier, sind die beiden Zwillingsgeschwister tatsächlich fast nie allein. Dass sie einander haben und auch gefühlsmäßig sehr gut miteinander harmonieren, trägt wohl viel zu deren Glück bei. Allerdings macht mich diese Tatsache auch glücklich. Und dass, obwohl ich allein lebe.

Benutzeravatar

» Quasselfee » Beiträge: 2143 » Talkpoints: 30,45 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Glück hängt meiner Meinung nach nicht damit zusammen, ob man alleine ist oder nicht. Man kann sich schließlich auch in einer Menschenmenge befinden und sich trotzdem einsam und unglücklich fühlen.

Ich kenne Einzelkinder, die mit ihrer Situation sehr unglücklich sind bzw. waren und sich gerne ein Geschwisterchen gewünscht hätten, mit dem sie dann gespielt hätten, um nicht so einsam zu sein. Von daher denke ich schon, dass es das Leben spannender machen könnte, wenn man generell Geschwister hat oder eine größere Familie, mit denen man viel Kontakt pflegt und auf die man sich verlassen kann.

Ein Zwilling allein reicht nicht, um sich glücklich zu fühlen. Denn auch wenn es Zwillinge sind, können sie komplett unterschiedliche Persönlichkeiten haben und sich nicht mögen, so wie andere Geschwister auch. Glück ist deswegen auch von anderen Faktoren abhängig meiner Meinung nach.

» Aguti » Beiträge: 3109 » Talkpoints: 27,91 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^