Sind zwei Minuten in Notaufnahme für Diagnose ausreichend?
Ich habe von der Änderung der Notfall-Regelung gelesen. Demnach sollen seit diesem Monat die Ärzte in der Notaufnahme innerhalb von zwei Minuten entscheiden, ob der Patient ein echter Notfall ist oder nicht. Wenn dies nicht der Fall sein sollte, wird der Patient abgewiesen und woanders hingeschickt, in diesem Fall zu einem niedergelassenen Arzt.
Ich finde es gut, wenn man endlich etwas dafür tut, dass die Notaufnahmen nicht mehr so überfüllt sind. Denn seien wir ehrlich, mit überfüllten Notaufnahmen ist niemandem geholfen und irgendwie muss man ja die Bevölkerung entsprechend konditionieren, dass die eben eher zum Hausarzt gehen mit Bagatellen und nicht direkt zur Notaufnahme ins Krankenhaus fahren. Allerdings finde ich die Zeitspanne von zwei Minuten eindeutig zu kurz. Ich könnte mir vorstellen, dass da eben schnell auch Fehler passieren unter Zeitdruck.
Sind zwei Minuten in der Notaufnahme für eine Diagnose wirklich ausreichend? Welche Folgen wird diese Regelung haben? Wird es so zu mehr Fehlern von Ärzten kommen, da im Stress sogar Notfall-Patienten abgewiesen werden, weil man in der kurzen Zeit die Notlage nicht erkennt?
Es steht ja niemand mit einer Stoppuhr daneben. Es geht sicherlich einfach nur darum, dass man beim Entscheiden einfach schnell sein muss. Nach Schilderung der Symptome kann man das sicherlich auch als Arzt der Notaufnahme in 2 Minuten machen. Wenn jemand beispielsweise vor dir steht und sagt: "Ich habe Halsschmerzen.", dann weißt du, dass der in der Notaufnahme fehl am Platz ist um es mal überspitzt zu schreiben.
Man kann recht zügig sagen, ob es sich um einen "echten" Notfall handelt oder nicht. Aber was ist ein echter Notfall? Dass jemand, der nach zwei Wochen die Entscheidung trifft, dass ihm ein Nerv zwickt und dann die Notaufnahme aufsucht, kein Notfall ist, das sollte klar sein.
Aber ich habe im Bekanntenkreis den Fall, dass eine Person Morbus Crohn hat und in einem akuten Schub anfängt zu bluten und zwar soweit, bis der Kreislauf versagt. Soll die am Wochenende dann auch bis Montag warten? Weil sie von ihrer Erkrankung weiß, aber nie weiß, wie und wann ein Schub verläuft? Wie wird diese Person behandelt, wenn sie eingeliefert wird und sie konnte noch sagen, dass sie Morbus Crohn hat und halt immer mal eine Menge Blut verliert? Ist sie dann noch ein Notfall? Oder wird sie anders behandelt, weil sie eine chronische Erkrankung hat?
Einerseits bin ich der Ansicht, dass diese ganzen Bagatellerkrankungen nicht in die Notaufnahmen gehören. Aber mir stellt sich jedoch die Frage, wie man das direkt analysieren soll. Bei einem akuten Asthmaanfall ist es mir persönlich sowas von egal, wo ich geholfen bekomme, hauptsache ich bekomme schnell wieder Luft und dann fahre ich auch in die Notaufnahme, beziehungsweise lasse mich fahren.
Ich muss gestehen, ich bin mir unschlüssig, was ich davon halten soll. Ich war mal in der Rettung tätig und weiß dadurch, dass es durchaus in zwei Minuten möglich sein kann, entsprechende Maßnahmen zu ergreifen und dass vom Arzt auch eine Erstdiagnose erstellt werden kann. Aber manchmal spielen noch andere Komplikationen rein, zum Beispiel kann der Herzinfarkt sich bei Frauen anders äußern als beim Mann, um mal ein bekanntes Beispiel zu benennen.
Mittlerweile habe ich ja auch gelesen, dass die Krankenkassen hier mit im Spiel sind. Sprich es geht vielleicht mal wieder ums Geld und nicht um eine reale Entlastung der Notaufnahmen. Ich persönlich weiß noch nicht, was ich von diesem Konzept halten soll. Einerseits hoffe ich, dass sich die Bevölkerung bei einer Erkältung nicht direkt in die Notaufnahme bewegt. Andererseits frage ich mich, wie man diese Zwei-Minuten-Regelung einhalten will? Und was ist mit den Kandidaten wie mir, die nur zum Arzt gehen, wenn es 5 vor 12 ist?
Die Beurteilung wird bei uns zumindest nicht direkt in der Notaufnahme gefällt. Dafür gibt es ein separates Sprechzimmer und einen Arzt, der nur für diese Erstbeurteilungen zuständig ist. Von Zeitdruck habe ich dort überhaupt nichts gemerkt und ich denke, wenn jemand regelmäßig Erstbeurteilungen macht, hat er auch eine gewisse Routine und kann die Fälle gut beurteilen.
Die Zeitvorgabe kommt wahrscheinlich von den Krankenkassen und wahrscheinlich ist das einfach ein Durchschnittswert. Es gibt wahrscheinlich jede Menge Fälle, die schon nach 30 Sekunden in der Erstbeurteilung zum Röntgen geschickt werden und alle, die mit dem Krankenwagen kommen, durchlaufen diesen Prozess ja überhaupt nicht. Das gleicht sich sicher am Ende aus.
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