Sind Treibjagden wirklich ein notwendiges Geschehen?
Ich habe vor kurzem wieder die Schilder gesehen, dass eine Treibjagd statt fand. Das bringt mich immer wieder zu der Überlegung, ob diese wirklich nötig sind. Es wird ja immer wieder gesagt, dass durch Treibjagden der Tierbestand unter Kontrolle gehalten werden soll. Es wird dann auch wohl meist schriftlich festgehalten, wie viele Tiere einer Art geschossen wurden.
Allerdings denke ich, dass es doch immer noch die natürliche Auslese gibt und es nach dem Prinzip, der eine frisst den anderen, von statten geht. Da müsste es dann doch reichen, wenn die Tiere die Popularität eben selbst im Zaum halten. Fressen und gefressen werden. Manche werden sicherlich auch krank und sterben eben daran. Ich habe mal die Aussage gehört, dass es ja nicht mehr so viele Raubtiere wie früher geben würde und die Tiere sich daher schneller und mehr vermehren würden. Damit waren wohl Wölfe und ähnliche Raubtiere gemeint.
Ist eine Treibjagd wirklich nötig? Oder ist es nur eine Ausrede, dass sich der Tierbestand durch eine natürliche Auslese einfach zu schnell und zu viel vermehren würde? Ist es sinnvoll, solche Jagden abzuhalten, um den Tierbestand zu kontrollieren?
Oh wenn ich das Thema Treibjagd höre, sträuben sich mir die Nackenhaare. Das ist einfach nur pervers! Ja, ich kenne die Argumente der Jägerschaft. Die Natur regulieren und kranke Tiere ausmerzen. Ja, all das habe ich schon hundertmal gehört. Und sicherlich hat das auch eine gewisse Berechtigung. Doch leider sieht die Realität ein wenig anders aus. Da treffen sich Menschen, die offensichtlich irgendwelche Defizite haben, und haben einen riesigen Spaß am Töten. Ich sehe sie oft, ich sehe, wie sie sich an ihren Trophäen ergötzen.
Es sind weniger die professionellen Jäger, die mich ankotzen, es sind die Leute, die jagen dürfen, wenn sie es beantragen. Ich habe gesehen wie sie sich am Töten ergötzen. Oh ja, und mir wurde schlecht. Klar muss man den Wildbestand regulieren, aber das sollte ein Jäger machen ohne großes Tamtam. So eine Treibjagd ist doch ein Event, eine Abschlachtfeier einiger Minderbemittelter. Da wird anschließend gefeiert, gegrillt und man zeigt sich gegenseitig die Trophäen. Die rechtliche Grundlage des Jagens in Deutschland ist übrigens immer noch ein Gesetz von Reichsmarschall Göring, der ein passionierter Jäger war. Wenn das nicht schon alles sagt…
Ja, die Raubtiere in Deutschland fehlen, ganz richtig bemerkt. Die wurden ja bereits vor Jahrhunderten von der Jägerschaft ausgerottet. Aber jetzt kommt ja eines dieser Arten wieder zurück nach Deutschland. Und was passiert? Die Jäger wollen ihn wieder abknallen. Und warum? Weil er doch in Wahrheit ihnen die Beute abnimmt, und sie sich weniger an ihrer seltsamen Passion laben können. Einfach widerlich und abstoßend!
Ich kenne einen Ort, wo die Treibjagd auch eine lange Tradition hat. Dort steht irgendein Jagdschloss von irgendeinem Fürst aus dem 18. Jahrhundert oder so. Ein Mal im Jahr wird sich da getroffen. Möglichst in stilechter Kleidung von damals. Wer nicht reiten kann, kann in einer Droschke mitfahren. Also wirklich ein "kulturelles" Unterhaltungsprogramm.
Allerdings wird eine künstliche Spur gelegt, der die Hunde folgen sollen. Es wird kein Tier geschossen. Dafür sind wohl auch zu viel Laien unterwegs. Dennoch stehen überall an den Straßen, die durch Waldgebiete führen, Warnschilder mit der Aufschrift "Treibjagd". Denn aufgeschreckt werden die Wildtiere natürlich trotzdem, wenn so eine Gesellschaft mit viel Tamtam und Posaunen durch den Wald jagt. Ich finde es ja gut, dass kein Tier geschossen wird, aber ich kann dem trotzdem nichts abgewinnen.
Denn ich kann nicht verstehen, warum eine Jagd ein gesellschaftliches Ereignis sein sollte. Wenn, dann akzeptiere ich das Schießen von Wild zum Zwecke der Nahrungsbeschaffung oder zum Regulieren des Bestandes. Aber ein Fest sollte es in keinem Fall sein, wenn man Lebewesen tötet. Ob eine für alle anwesenden Tiere stressige Treibjagd für die Regulierung notwendig ist, wage ich zu bezweifeln.
Aber ich schließe mich meinem Vorredner auch an, dass die Regulierung weit weniger oder gar nicht notwendig wäre, wenn wir ein paar Dinge ändern. Aber Wölfe werden partout nicht akzeptiert, unsere landwirtschaftlichen Monokulturen eignen sich bestens als Mastfutter und Jäger tun selbst alles dafür, dass der Wildbestand schön hoch bleibt. Warum füttern sie denn die Rehe im Winter, als den Lauf der Dinge einfach zuzulassen? Ist doch super, wenn der Winter die kranken und schwachen Tiere "aussortiert".
Zudem hasse ich die Formulierung "es gibt zu viel Wild". Das Grundproblem ist doch, dass es zu wenig Wald gibt und daran ist allein der Mensch schuld. Wir sollten da definitiv mehr Reue zeigen, anstatt die Wildtiere den Schlamassel mit ihrem Leben bezahlen zu lassen und vor allem anstatt uns daran zu erfreuen.
Notwendig ist vieles nicht, wird aber dennoch gemacht. Zum einen gibt es noch die Traditionen und früher dienten die Treibjagden durchaus dem Sinn und Zweck, dass die Speicher mit Fleisch gefüllt worden sind für den Winter. Heute kann man alles rund um die Uhr kaufen, es wird im Überfluss produziert und somit hat das ganze als Nahrungsgewinnung keinerlei Bedeutung mehr.
Aber damit es nach wie vor gerechtfertigt wird, braucht man neue Gründe damit man sein Gewissen beruhigen kann und auch andere Gegner davon in Schach halten. Sagt man "ich mache das als Sport" dann wird das verurteilt und hört sich auch nicht so schick an als wenn man sagt "das dient der Kontrolle".
Betreibt man das hier als Sport, kann man auf Alternativen zurück greifen und muss keine Tiere schießen um diesen Sport ausüben zu können. Als Nahrungsgewinnung ist das hier nicht zu sehen und auch die Kontrolle kann anderweitig stattfinden, wozu haben wir Jäger die den Bestand kontrollieren, kranke, alte und schwache Tiere aussortieren und schießen wenn der Winter sein übriges nicht dazu beigetragen hat. Aber wer diese Tiere durchfüttert aus falschem Mitleid, der sorgt halt auch dafür, dass das weiterhin mit dieser Begründung ausgeführt wird.
In anderen Ländern hat das neben der Tradition durchaus noch den Sinn und Zweck, dass man damit seine Vorräte für den Winter aufstockt und da ist das eine ganz andere Grundlage. Da ist nicht der Supermarkt 50 Meter weiter der mit Fleisch im Überfluss um die Ecke kommt und abgeschnitten, dass man sich selbst versorgt. Da es in der Gruppe einfacher ist manche Tiere zu jagen und auch erfolgreich zu erlegen, schließen sich dort die Jäger zu einem Kollektiv zusammen und gehen dann auf Treibjagd damit auch im Winter etwas zu Essen auf dem Teller landet.
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