Sind Strafen für Impfschwänzer sinnvoll?
Aktuell ist es überall in den Medien, dass über Strafen für Impfschwänzer nachgedacht wird. Meiner Meinung nach ist dieser Schritt schon längst überfällig, denn solche Personen nehmen anderen die Termine weg und ich hätte mir dementsprechend gewünscht, dass Strafen schon längst eingeführt worden wären.
Natürlich kann immer mal etwas dazwischen kommen, aber dann kann man zumindest absagen, sodass der Termin neu vergeben werden kann. Die Lage hat sich aktuell so weit entspannt, dass viele Personen mittlerweile geimpft werden können, aber gerade am Anfang, wo der Impfstoff mehr als knapp war, haben solche Personen den Prozess des Impfens einfach extrem aufgehalten, weshalb ich der Meinung bin, dass sie erst zum Schluss ein Impfangebot bekommen sollten.
Wie steht ihr zu dieser Thematik? Denkt ihr, dass Strafen für Impfschwänzer sinnvoll sind? Haltet ihr diesen Schritt auch für längst überfällig?
Ich finde das überhaupt nicht gut. Die Leute sind eh zermürbt, weil sich der Staat im letzten Jahr, weil es sein musste, so sehr in ihr Leben eingemischt hat. Strafen würden zu noch mehr Politikverdrossenheit und gesellschaftlicher Spaltung führen und vielleicht sogar dazu führen, dass sich weniger Menschen impfen lassen. Ich bin der Meinung, dass sich der Staat so langsam wieder aus dem Leben der Menschen zurückziehen sollte. Die Leute, die nicht zur Zweitimpfung erscheinen, sind keine Gefahr für unsere Gesellschaft. Manche haben sich schon durch ihren Hausarzt zweitimpfen lassen und vergessen, den Termin bei Impfzentrum zu canceln, wie zum Beispiel eine Freundin von mir.
Man sollte eher daran arbeiten, dass die Impfzweifler positiv beeinflusst und vor allen Dingen aufgeklärt werden. Denn ich denke, dass die Durchimpfung so langsam gesättigt ist. Statt die sogenannten Impfschwänzer - allein das Wort ist schon völlig daneben - zu bestrafen, sollten die Leute bestraft werden, die wissentlich Fake News über die Impfungen verbreiten. Da kursieren die absonderlichsten Dinge, wie zum Beispiel neuerdings von Dr. Bodo Schiffmann verbreitet, dass die "Impfgifte" den Darm durchseuchen, von da aus in den ganzen Körper wandern und diesen vergiften. Es gibt tatsächlich Leute, die das glauben, oder die glauben, dass Geimpfte ansteckend sind und als Biowaffen fungieren, und ähnlichen Unsinn. Die Verbreitung solcher Lügen sollte bestraft werden, weil das in meinen Augen nicht mehr unter Meinungsfreiheit läuft, wenn ein approbierter Arzt so etwas verbreitet.
Man kann doch wohl von erwachsenen Menschen erwarten, dass sie es auf die Reihe bekommen einen Termin abzusagen wenn sie keine Zeit haben diesen wahrzunehmen, oder? Natürlich könnte es theoretisch vorkommen, dass man nach einem E-Scouter Unfall mit zwei gebrochenen Armen im Krankenhaus liegt, aber das dürfte wohl die absolute Ausnahme sein.
Warum sollten erwachsene Menschen, die einfach nur zu faul sind um zum Hörer zu greifen oder kurz online zu gehen, nicht den durch ihre Faulheit entstandenen Schaden in Rechnung gestellt bekommen? Das ist bei diversen Fachärzten schon lange üblich. Ich hatte auch mal eine Untersuchung, bei der mir schon vorher gesagt wurde, in welchen Zeitraum ich vorher absagen muss und was es mich kostet, falls ich das versäume.
Ich finde die Diskussion gerade echt unerträglich. Da ist von "positivem Beeinflussen", "Anreizen" und sonstigem Kram die Rede, als wären wir im Kindergarten. Nochmal, wir reden hier von erwachsenen Menschen und wenn die noch nicht gelernt haben, dass ihre Handlungen Konsequenzen haben, für die sie alleine verantwortlich sind, dann wird es höchste Zeit, dass sie das lernen. Was wollen solche Menschen denn mit ihrer "Freiheit!!1!! anfangen wenn sie es nicht mal auf die Reihe bekommen einen Termin abzusagen?
Ich sehe das anders. Ein Bußgeldbescheid muss auch eine Wirkung haben, die den Aufwand rechtfertigt. Bußgelder bei Verkehrsdelikten sind sinnvoll, weil sie das Verhalten bei den meisten Menschen nachhaltig beeinflussen. Die Impfung in Impfzentren ist keine langfristige Sache. Der Schaden, der durch Nichtabmeldung entsteht, ist nicht groß, weil der Impfstoff mittlerweile kein knappes Gut mehr ist, um das sich die Leute reißen, zumindest nicht in meiner Gegend. Eine Maßnahme muss auch angemessen im Verhältnis zu den Kosten sein. Es ist ein bürokratischer Aufwand nötig und einige Menschen werden sich dagegen gerichtlich zur Wehr setzen. Ich sehe keinen großen Nutzen darin.
Der Schaden ist in meinen Augen größer. Leute, die eh vom Staat nicht viel halten, fühlen sich gegängelt und lassen sich vielleicht aus Trotz nicht impfen. Leider reagieren viele Menschen wie kleine Kinder, ob man das nun gut findet oder nicht. Es kann aber auch sein, dass es Leute gibt, die vage Bedenken gegen die zweite Impfung haben und noch bis zum Schluss überlegen. Wenn sie gezwungen sind, sich drei Tage vorher abzumelden, weil sie sonst Strafe zahlen müssen, melden sie sich vielleicht vorsichtshalber mal ab und lassen sich dann nicht zweitimpfen. Das schadet der Gesellschaft ja auch.
Tatsächlich bin ich total dafür, dass es endlich Strafen für all jene hagelt, die sich Impftermine gemacht haben und jetzt der Ansicht sind, diese nicht wahrzunehmen. Denn das Mindeste, was ich von einem Erwachsenen wohl erwarten kann ist, dass dieser in der Lage ist, die Termine wenigstens abzusagen. Doch das passiert ja auch nicht und irgendwie muss man den Leuten auch endlich mal ein wenig auf die Finger treten.
Es gibt zahlreiche Ärzte, die mit ihrem alltäglichen Aufgebot an Patienten schon gut ausgelastet sind und dann kommen jetzt die Impfungen dazu. Dann kann man doch wohl auch erwarten, dass man hier einfach mal absagen kann und schon ist alles in Ordnung. Gerade wenn es Ärzte sind, wie meine Hausärztin, die Montags morgens mit ihrer Kollegin jetzt erst einmal nur Impfungen macht, die Unterlagen dazu kontrolliert, die Patienten berät usw, und dafür vieles hinten anstehen muss. Hier erwarte ich, dass man dafür dann auch Strafe zahlen muss.
Normalerweise bin ich auch keine Freundin von so einem Vorgehen, aber offenbar ist es ja jetzt trendy, wenn man Termine nicht absagt und nicht einhält. Das führt eben dazu, dass ein Leerlauf für Ärzte und Praxen im Allgemeinen entsteht, was mir einfach sehr sauer aufstößt. Gerade bei Fachärzten, die sich entschlossen haben zu impfen, damit es schneller geht, sind Termine eh schon rar und dann kommen so ignorante Menschen dazu, das geht in meinen Augen gar nicht.
Einige Ärzte haben ja schon eine Arzt „Schutzgebühr“ eingeführt, die es erst nach der zweiten Impfung auch zurückgibt, damit man endlich die Impftermine einhält oder absagt sowie den Termin verschiebt. Man kann doch wirklich von Erwachsenen erwarten, dass sie in der Lage sind, dies zu tun und wenn nicht, dann würde ich sie langsam auch zur Kasse bitten. Sie kosten Zeit, was für einen Arzt auch Geld bedeutet und das muss man auch mal verstehen lernen.
So wie ich es verstanden habe, stören die vielen Anfragen zu Verschiebungen den Impfablauf und erhöhen den Aufwand für die Logistik und nicht das Nichterscheinen. Da nützt eine Strafe für Nichteinhaltung der Termine nichts. Was ich befürchte ist ein Aufhetzen von Bevölkerungsgruppen gegeneinander. Ich sehe das in der eigenen Familie, wie mit Schaum vor dem Mund diskutiert wird, erst die Impfvordrängler, dann gegen die Ungerechtigkeit der Priorisierung ("Wieso darf sich meine gleichaltrige Schwägerin impfen lassen, nur weil sie achtzigjährige Eltern hat, ich kann doch nichts dafür, dass meine Eltern früh gestorben sind". Fast wörtlich mit entsprechenden Smileys.) und jetzt sind es die sogenannten Impfschwänzer. Und die Presse hetzt fleißig mit beziehungsweise heizt vor. Die Presse ist für jede Schlagzeile dankbar und bauscht sie auf.
Man muss verdammt aufpassen, dass die Maßnahmen, die man trifft, auch am Ende im Ganzen sinnvoll sind. Mein Bruder ist Arzt, auch in einem Impfzentrum. Er schimpft nie auf die Patienten, sondern am Anfang war er eher verzweifelt über die Organisation des Impfens. Fast täglich bekam er Briefe von irgendwelchen offiziellen Stellen, die die Briefe vom Vortag wieder für ungültig erklärten.
Nachtrag: Ich vermute auch, dass es mehr Aufwand ist, von einem Tag zum anderen die Zweitimpfung von AstraZeneca auf BioNtech beziehungsweise Moderna umzustellen, als die "Impfschwänzer" zu managen. Man muss aufpassen, dass man seine wütende Energie auf die Richtigen lenkt. Es ist zwar richtig, jetzt einen mRNA-Impfstoff als Zweites zu spritzen, aber die Aufklärung des nicht immer sich permanent über den wissenschaftlichen Fortschritt informierenden pandemiemüden Volks lässt doch sehr viel zu wünschen übrig. Statt Schlagzeile: "Die Impfschwänzer verursachen Tote" könnte man doch schreiben: "Zweitimpfung mRNA verhindert Tote".
Nochmal, wir reden hier von erwachsenen Menschen. Menschen, die Verträge unterschreiben dürfen, denen Kredite gewährt werden, von denen man erwartet, dass sie ihre Steuern bezahlen, die wählen dürfen, die Kinder erziehen sollen und so weiter.
Aber eine Strafe für einen nicht abgesagten Termin? Nein nein, das geht ja nicht. Der ansonsten mündige Bürger könnte ja vom Staat (was auch immer "der Staat" genau ist) nicht viel halten und mit kindischem Trotzverhalten reagieren. Und für die Aufklärung dieser Menschen, die man ein Kraftfahrzeug führen lässt, ist auch "der Staat" verantwortlich, weil Eigenverantwortung ist ja nicht. Nur wenn man sich davon einen Vorteil verspricht, dann möchte man plötzlich total eigenverantwortlich sein, und "der Staat" soll bloß nicht reinreden.
Und wenn ich das schon lese - "Aufhetzen von Bevölkerungsgruppen". Was für Bevölkerungsgruppen denn? Erwachsene, die ihr Leben im Griff haben und Erwachsene, die es nicht mal auf die Reihe bekommen einen Termin abzusagen? Steht es denen denn auf der Stirn geschrieben, dass sie zu dumm sind zum Telefon zu greifen oder wie muss man sich das mit dem "Aufhetzen von Bevölkerungsgruppen" genau vorstellen?
Ich denke übrigens genauso über Leute, die einen Augenarzttermin nicht absagen und dafür sorgen, dass andere deshalb dann unnötig länger auf einen dieser begehrten Termine warten müssen. Ganz ohne "Schaum vor dem Mund" und "wütende Energie" und was da sonst noch für alberne Begriffe verwendet wurden. Es ist einfach Fakt, dass so ein Verhalten unsolidarisch ist und, dass man als Erwachsener in der Lage sein sollte zu verstehen, warum man sich nicht so verhält.
Eines meiner wichtigsten Gegenargumente ist, dass der Aufwand höher als der Nutzen ist. Für Bußgeldbescheide braucht man Vorschriften, die juristisch einwandfrei sein müssen. Leute, die mit dem Bußgeld nicht einverstanden sind, ziehen vor Gericht und werden ziemlich sicher gewinnen.
Sie könnten das Argument vorbringen, dass sie sich vor der Impfung schlecht gefühlt haben und es zu kurzfristig war, um abzusagen. Die Gegenseite ist in der Beweispflicht. Der Aufwand für Impfterminverschiebungen, wenn man vorher absagt, ist höher als der Aufwand für Nichterscheinen.
Als Pro-Argument fällt mir nur eine gewisse Genugtuung bei einigen Leuten ein, die den Impfverweigerern ein Bußgeld gönnen. Das kann aber kein Argument für einen Bußgeldbescheid sein.
Gewisse Fachärzte lassen sich von vorne herein bestätigen, dass man den Termin rechtzeitig absagen wird, wenn man ihn nicht wahrnehmen kann. Und, dass man verstanden hat, dass eine Entschädigung in Rechnung gestellt wird, falls man dieser Pflicht nicht nachkommt. Teilweise steht da sogar noch mal extra drin, dass das dann dein Privatvergnügen ist und nicht von deiner Versicherung, egal welcher, bezahlt werden wird.
Ich würde gerne sehen wie du dagegen klagst wenn ein Behandlungsvertrag mit deiner Unterschrift darunter vorliegt und du als voll geschäftsfähig eingestuft bist. Und einen Behandlungsvertrag haben wir vor der Impfung schließlich alle unterschrieben. Einfach schauen wie das in der Radiologie etc. seit Jahren "juristisch einwandfrei" formuliert wird, Absatz ergänzen und gut ist.
Das "pro Argument" hat übrigens mit "Genugtuung" - noch so ein kindischer Gedanke - überhaupt nichts zu tun sondern mit einem entstandenen Schaden, in dem Fall Zeit und Impfstoff, der durch die Person, die zu dumm war um ihren Termin abzusagen, entstanden ist. Wir reden hier nebenbei bemerkt von unseren Steuergeldern. Und bevor jemand kommt und mir erklären will, dass an andere Stelle viel mehr verschwende wurde - ja, weiß ich, aber Whataboutism ist kein Gegenargument.
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