Sind Städte mittlerweile artenreicher als das Land?
Ich habe vor einigen Jahren eine längere Wanderung durch Norddeutschland unternommen. Ich hatte mich auf tolle Natur und viele interessante Begegnungen mit Menschen gefreut und bin in beidem enttäuscht worden. Ich hätte mir nicht vorstellen können, dass man stundenlang wandert und keinem Menschen begegnet. Selbst einige Dörfer waren wie ausgestorben.
Aber die Natur hat mich am meisten enttäuscht. Die Lüneburger Heide ist zwar wahrscheinlich sehr schön, wenn sie blüht, aber als ich dort war, war alles braun und vertrocknet. Ansonsten bin ich oft stundenlang an Feldern vorbeigegangen, wo ich außer dicken Fliegen nur wenige Tiere, wie Schmetterlinge und ähnliches gesehen habe. Vielleicht habe ich aber einfach auch nicht den richtigen Blick dafür gehabt.
Mittlerweile kommt es mir so vor, als wäre die Stadt wesentlich artenreicher. Alleine auf meinem Balkon habe ich schon sehr viele unterschiedliche Insektenarten entdeckt. Mein Insektenhotel ist mittlerweile gut bevölkert. Auch viele verschiedene Vogelarten habe ich schon im Park direkt vor meiner Haustüre gesehen und gehört. Ist die Stadt mittlerweile an Pflanzen und Tieren artenreicher als das bewirtschaftete Land?
Ich könnte das nicht bestätigen, dass Städte artenreicher als das Land sein sollen. Dafür sind die Städte oder besser noch Großstädte doch eigentlich zu Tier- und auch Insektenfeindlich gestaltet. Vielleicht hast du ja bei deiner Wanderung auch einen schlechten Tag, schlechte Jahreszeit oder eine etwas unglückliche Region erwischt. Denn, auch wenn ich das jetzt nicht akribisch untersucht habe, würde ich schon meinen, dass man auf dem Land eine größere Artenvielfalt vorfindet.
Ich kann mir schon vorstellen, dass die Städte zum Teil artenreicher sind als das Land, da viele Städte aufgrund ihrer diversen Strukturen vielfältigere Biotope schaffen können als so manche Landregion, insbesondere, wenn diese stark landwirtschaftlich geprägt ist. In vielen Städten hat man ja kleinteilige Strukturen, wie Gärten, Zoo und botanische Gärten, Balkone mit unterschiedlichen Bepflanzungen, Parks, Fluss- oder Seeufer, unbebaute Grundstücke, verlassene und ungenutzte Gebäude (die als Höhle, Nistplatz oder Unterschlupf für Tiere dienen können).
Ich erinnere mich, dass ich selbst in Berlin schon recht viele verschiedene Tierarten wahrgenommen habe, die mir auf dem Land noch nicht begegnet sind. Einmal habe ich beispielsweise bei einem abendlichen Spaziergang eine Nachtigall singen gehört. Sehr bemerkenswert fand ich übrigens im letzten Sommer mal eine sehr starke Häufung von Staren im Bahnhof Alexanderplatz. Es wimmelte geradezu vor diesen Vögeln, die überall herumschwirrten, am Boden saßen und zwitscherten, sodass ich mich fast wie in einer Voliere fühlte.
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