Sind Schauspieler besonders sensible Menschen?
Ich habe kürzlich eine Dokumentation über die Sekte "Scientology" gesehen und dort wurde dann versucht zu erklären, warum das Zentrum dieser Sekte ausgerechnet in Hollywood ist. Es wurde dann gesagt, dass die allermeisten Schauspieler sehr unsichere Menschen seien und durch diese Sekte ein Gefühl von Sicherheit und Stabilität vermittelt bekämen, sodass diese Schauspieler dann umso anfälliger für eine Mitgliedschaft bei Scientology wären.
Was haltet ihr von dieser Aussage? Ist da etwas dran? Sind Schauspieler viel unsicherer als "normale" Menschen? Oder sollte man da schon unterscheiden, in welchem Land der Schauspieler Fuß fassen möchte und wie berühmt (lokal, national, global) der Schauspieler ist?
Wenn es sich um bereits bekannte und berühmte Schauspieler handelt, dann würde ich einerseits sagen, dass sie ja schon über ein sicheres Auftreten verfügen müssen, um große Rollen gut zu spielen, andererseits wächst da eben der Druck und man wird immer weiter ins Rampenlicht gerückt, sodass man im Inneren vielleicht viele Zweifel hegt. Das man in so einer Form anfällig für Sekten werden kann, schließe ich nicht aus.
"Hollywood" ist ja sowieso ein komplettes Paralleluniversum, das mit der Wirklichkeit der allermeisten Menschen selbst im privilegierten Westen überhaupt nichts mehr zu tun hat. Von daher kann ich schon verstehen, dass man, wenn man derart abgehoben ist, auch in Sachen Religion und Spiritualität andere Bedürfnisse hat als der Durchschnitt.
Ob "Schauspieler" im Allgemeinen besonders haltsuchende und unsichere Menschen sind, kann ich aus eigener Anschauung natürlich nicht beurteilen. Vermuten könnte ich, dass es nicht einfach ist, mit den naturgegebenen Unwägbarkeiten des Berufs umzugehen. Selbst "Stars" können ja von heute auf morgen in der Gunst des Publikums abstürzen, und die überwältigende Mehrheit in dieser Zunft hangelt sich ein Leben lang von Job zu Job, immer mit der Möglichkeit im Nacken, dass das Geld ausgeht, bevor die nächste Rolle ansteht.
Und dann die gnadenlosen Urteile der Medien, die wankelmütigen "Fans", das Älterwerden, der ständige Konkurrenzkampf; mir würden also etliche Erklärungen einfallen, wieso manche Berufsgruppen anfälliger für Sekten und ihre Versprechungen von Sicherheit und Zugehörigkeit sind als andere.
Erst einmal sollte man wissen, dass berühmte Schauspieler nicht zu der Sekte gehen. Die Sekte sucht die gezielt aus. Schon der Gründer wollte Persönlichkeiten wie Hemingway oder die Dietrich rekrutieren. Denn wenn Stars Mitglied werden, erregt das Aufmerksamkeit und viele Menschen eifern ihren Idolen nach. Mehr Stars gleich mehr Mitglieder ist die einfache Rechnung.
Und dazu wird ein ziemlicher Aufwand betrieben. Spezielle Mitarbeiter für die Recherche sondieren genau, welche Schwachstellen die einzelnen Personen haben. Da werden komplette psychologische Profile erstellt. Die werden immer schön aktuell gehalten und auf den passenden Zeitpunkt gewartet. Ideal sind Krisen, beginnende oder schwächelnde Karrieren.
Ist das ausgewählte Opfer in der passenden Verfassung, wird harmlos ein Kontakt hergestellt. Es folgt eine Charmeoffensive ohne gleichen und maßgeschneiderte Hilfspakete. Da gibt es Karriereberatung und es werden wichtige Kontakte geknüpft. Der Sektenteil bleibt erst unterschwellig und nimmt mehr Raum ein, wenn die Karriere wieder läuft. Das fängt nicht nur besonders sensible Menschen ein.
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