Sind Praxisärzte Workaholics?

vom 19.10.2015, 16:53 Uhr

Ich arbeite ja seit knapp zwei Monaten als Assistentin in einer Arztpraxis. Das ist noch gar nicht so lange und mein Chef kam mir immer sehr locker vor. Jedoch fällt mir in letzter Zeit immer wieder auf, dass mein Chef deutlich länger arbeitet als eigentlich Sprechzeiten sind.

So ist Freitags beispielsweise nur bis 13 Uhr die Praxis geöffnet und danach finden normalerweise keine Sprechzeiten mehr statt. Aber letzten Freitag, ich war zufälligerweise in der Stadt noch einige Besorgungen erledigen, brannte nach 20 Uhr in seinem Büro in der Praxis noch Licht. Da die Praxis mitten im Zentrum in der Fußgängerzone unweit vom großen Einkaufszentrum gelegen ist, fällt so etwas dann immer sehr schnell auf, gerade im Winter wenn die Sonne viel früher untergeht.

So etwas ist mir schon häufiger aufgefallen, dass er deutlich länger arbeitet und ich frage mich ob das normal bei Praxisärzten ist, da ich kaum Vergleichsmöglichkeiten habe und bei meinen Hausärzten nie mitbekommen habe, ob die Überstunden gemacht haben. Was meint ihr? Sind Praxisärzte Workaholics? Wie viel Arbeit ist da noch normal?

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» Olly173 » Beiträge: 14700 » Talkpoints: -2,56 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Nun die Vor,- oder Nachbereitung ist in vielen Berufsgruppen normal. Ich denke auch, dass manche Ärzte nach "Feierabend" noch Dinge erledigen müssen, die während den Sprechzeiten liegen bleiben, weil einfach keine Zeit dafür ist.

In Supermärkten wird nach Ladenschluss sicherlich auch noch sauber gemacht oder die Abrechnung gemacht. Das ist auch in anderen Läden so, diese "Mehrarbeit" wird oft nicht bezahlt, muss aber trotzdem erledigt werden.

» Nebula » Beiträge: 3041 » Talkpoints: 6,06 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Für Ärzte ist das Mehrarbeiten sicherlich normal, das ist ja auch im Krankenhaus nicht anders. Bei einem Praxisarzt ist es dann eben noch mal so, dass man gewisse Dinge nacharbeiten muss und nicht einfach nach Hause gehen kann. Das kann sich der Arzt aber nicht aussuchen und hätte sicherlich auch lieber Feierabend. In vielen Berufen finden aber so eine Nacharbeit statt.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Ich glaube schon das Ärzte auch viel Stress und Arbeit haben, aber was sollte ein Arzt um diese Uhrzeit noch in der Praxis machen? Patienten kommen dann nicht mehr, es sei denn die Arztpraxis hatte möglicherweise Notdienst. Das könnte vielleicht der Grund für das Licht sein.

Den Papierkram der anfällt erledigen in der Regel ja die angestellten in solchen Arztpraxen und nicht die Ärzte selbst. Somit dürfte es um diese Uhrzeit sicherlich keine Arbeit mehr gegeben haben. Ich denke, dass dies entweder Angestellte oder vielleicht auch einfach nur eine Reinigungskraft war.

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Sicherlich haben Ärzte einen relativ stressigen Job und müssen auch ab und zu mal Patienten nach der Sprechstunde aufnehmen und danach zusätzlich noch Abrechnungen machen oder andere Nacharbeiten leisten. Allerdings ist das in den meisten Berufsgruppen der Fall.

Ich arbeite im Gesundheitsbereich und habe eher die Erfahrung gemacht, dass angestellte Ärzte in Krankenhäuser unter einiges mehr an Belastung leiden, als Praxisärzte. Diese schieben teilweise eine stressige Schicht nach der anderen und oft auch nur in der Hoffnung später in einer eigenen Praxis selbstständiger arbeiten zu können.

» bambi7 » Beiträge: 1248 » Talkpoints: 16,84 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Genügend Ärzte sind am Abend oder am Wochenende in ihren Praxen. Arztbriefe müssen diktiert werden, dazu ist während der Sprechstunde keine Zeit. Außerdem übernehmen viele Mediziner zusätzliche Aufgaben, damit die Arbeit genug Geld abwirft. Das sind beispielsweise Tätigkeiten als Gutachter. Oder sie übernehmen gegen Bezahlung die Notdienste, die eigentlich reihum versehen werden müssten.

» cooper75 » Beiträge: 13432 » Talkpoints: 519,92 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


Ich habe oft mit Leuten zu tun, die glauben, die alleinige Aufgabe von Ärzten und Therapeuten bestehe darin, Patienten zu behandeln. Die Annahme scheint zu sein: Kein Patientenkontakt = Freizeit.

Manche meiner Patienten denken das auch. Sobald ich gerade keine Gruppe und kein Einzelgespräch habe, denken sie, ich würde nichts tun, außer auf den nächsten Patienten zu warten. Das "Drumherum" nimmt aber viel mehr Zeit ein, als man so denkt, gerade bei Selbständigen. Allein das Berichte schreiben kann viel Zeit in Anspruch nehmen.

Ich würde also nicht annehmen, dass jeder Praxisarzt gleich ein Workaholic ist. Aber ich denke schon, dass man in diesem Beruf gefährdet ist.

» *Malin* » Beiträge: 141 » Talkpoints: 7,82 » Auszeichnung für 100 Beiträge



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