Sind Peitschenhiebe noch zeitgemäß?
Du hast mit der Todesstrafe sicher nicht ganz unrecht. In Deutschland wäre sie mir jedoch lieber, weil zu viele Resozialisierungen nach hinten los gingen. Wie oft liest, und hört man, dass Vergewaltiger aus dem Gefängnis als geheilt entlassen wurden und wieder zugeschlagen haben. Dies würde bei unseren laschen Gesetzen mit der Todesstrafe wenigstens nicht mehr passieren können, weil sie oder er nicht mehr da ist.
In den USA wäre die Todesstrafe an vielen Stellen gar nicht notwendig. Denn einem Täter mit 40 für zweifacher Vergewaltigung und Mord 100 Jahre Gefängnis zu drücken reicht aus, damit er sein Leben hinter Gittern verbringt und wahrscheinlich sich die Todesstrafe bei der örtlichen Behandlung herbeisehnen würde.
Bezüglich Saudi Arabien, Iran & Co. Schau ruhig mal unter Wikipedia rein. Dort sind meist bei solchen Ländern bereits Abschnitte rundum die Rechte der Menschen örtlich zu finden. Da kannst Du einen Teil nachlesen. Doch auch so steckt das Internet teilweise voller grauenhaften Strafen für Menschen, die im Grunde genommen nichts dürfen, wenn der Staat es nicht will.
Auch Pakistan ist ganz hart in den Regeln. Dort wurde kürzlich eine angesehene Bollywood Schauspielerin namens Veena Malik zu 26 Jahren Haft verurteilt, weil sie ihre Meinung gesagt hat und diese als Blasphemie ausgelegt wurde. Dabei hat sie erst kürzlich ein Kind geboren. Du siehst selber, dass solche Länder einfach nicht lernen wollen.
Du kannst Pakistan, Iran, Irak, Saudi Arabien und Afghanistan ein wenig mit Nordkorea vergleichen. Nicht von der Verschwiegenheit an sich. Doch es gibt immer einen der den Rädelsführer mimt und Millionen Menschen, die dich auf Schritt und Tritt beobachten. Machst Du etwas falsch, dann kriegt der Staat es mit. Eine Gerichtsverhandlung grenzt an ein Wunder, denn im Regelfall wird schnell entschieden und dann ist die Strafe da.
Es ist wirklich schwierig diese Länder anhand ihrer Strafen zu beurteilen, aber es sind wirklich keine Reiseländer. Anfang der 90er Jahre verreiste meine Mutter in den Iran, weil sie einen guten Kumpel besuchen wollte. Es war so eine Art abkommen zwischen den beiden. Er hat ihr jedoch nicht gesagt, dass die Regeln zu diesem Zeitpunkt heftiger geworden waren. Vom Flughafen bis zum Ort des Hauses wurden sie von der Polizei im lauten Geschrei angehalten und mit vorgehaltenen Waffen. Wieso? Weil sie nicht verdeckt war. Ihre Haare waren offen und dies durfte auch eine touristische Ladie nicht. Ich war schockiert!
Wer dort lebt, flieht meist nicht zu unrecht. Denn viele Menschen sind tatsächlich Flüchtlinge aus dem Iran, aus Pakistan & Co. Dort oben geht salopp gesagt für viele Menschen, gerade Minderheiten, die Post ab. Sehr traurig, dass man dagegen nichts unternehmen kann.
In Mazedonien wurde ein Gesetz verabschiedet, dass Vergewaltiger und Kinderschänder in Zukunft chemisch kastriert werden. Es wird gefordert, dass auch Ersttäter diese Strafe ereilen soll. Die Täter werden nach ihrem verbüßten Gefängnisaufenthalt chemisch kastriert. Das soll dazu beitragen, dass die Quote solcher Verbrecher gesenkt wird.
Nun will Mazedonien aber auch seit einigen Jahren schon Mitglied der EU werden. Ob dieses Gesetz dann so akzeptiert wird? In Indien wurde erst kürzlich ein Vergewaltiger vom Mob entmannt. Das ist nicht richtig, weil es nicht feststand, dass er wirklich ein Vergewaltiger war. Ohne Prüfung und Gerichtsurteil wird hier teilweise einfach unmenschlich gehandelt. Unmöglich!
Wenn deine Mutter in den Iran gefahren ist, musste sie eigentlich durch die vielen Berichte auch in den neunziger Jahren wissen, was sie dort erwarten würde. So blauäugig kann man in dieses Land leider nicht mehr reisen.
Aber zurück zum eigentlichen Thema. Um etwa 23.30 habe ich den Fernseher angemacht. Da wurde im ersten Programm bei Maischberger auch über den Fall, über den wir hier eigentlich schreiben, gesprochen. Es wurden auch 1.000 Peitschenhiebe erwähnt, von denen Raef Badawi schon 50 zu spüren bekam. Das Thema betraf den Islam (Wiederholung 2.15 Uhr).
Heute Abend brachte die Süddeutsche Zeitung etwas über das skandalöse Gerichtsurteil von Saudi-Arabien. Raef Badawi sollte heute die nächsten Peitschenhiebe bekommen. Der Gefängnisarzt hat das abgelehnt mit der Bemerkung, sein Gesundheitszustand lasse das nicht zu. Die ersten 50 Stockschläge hat Badawi schlecht verkraftet. Die Wunden sind nicht richtig verheilt.
Aufgrund internationaler Proteste wurde die öffentliche Prügelstrafe erst ausgesetzt. Seine Akte wurde vom Büro König Abdullahs dem höchsten Gericht übergeben. Die BBC berichtete über diesen Fall und in Wien protestierten die Menschen. Das Auswärtige Amt und viele westliche Regierungen kritisierten das Vorgehen.
Das Urteil hat also viel Staub aufgewirbelt. Besorgt ist der Westen auch über die Terrormiliz, die mehr Einfluss gewinnt. Die Ehefrau Badawis hat Asyl in Kanada erhalten. Ob sich auf internationalem Druck etwas an dem Urteil ändern wird, bleibt abzuwarten.
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