Sind neugierige Menschen zufriedener im Leben?
Ich habe vor kurzem die interessante These gelesen, dass neugierige Menschen (angeblich) zufriedener und erfolgreicher im Leben sein sollen. Wobei sich Erfolg ja schlecht objektiv messen lässt und Zufriedenheit als höchst subjektiver Wert ebenfalls nicht.
Wie denkt ihr über diese These? Meint ihr, dass da etwas dran ist? Oder seht ihr da absolut gar keinen Zusammenhang? Wie sind eure Erfahrungen und Beobachtungen in dieser Hinsicht? Könnt ihr diese These bestätigen oder eher nicht?
Ich denke, dass sich befriedigte Neugierde definitiv gut anfühlt und daher würde ich die These nicht anzweifeln. Jedoch kann Neugierde ja ganze verschiedene Bezüge haben.
- Manche Menschen sind neugierig, was Ihre Nachbarn gerade so machen, was Sie machen, wohin Sie gehen etc.
- Aber es gibt auch Menschen, die eben keine Neugierde auf Klatsch und Tratsch verspüren, sondern bei denen ist Neugierde beispielsweise der Antrieb zum Lernen, sich zu belesen, Sach- und Fachwissen zu erweitern.
- Auch Neugierde in der Hinsicht etwas zu erleben treibt die Menschen an. Neugierde auf Orte und Reiseziele oder neue Sportarten auszuüben.
Und ich denke egal welche Variante, der von mir beispielhaft aufgezählten, wenn man das Ziel erreicht hat und die Neugierde somit befriedigt, dann ist man zufrieden. Wie lange der Zustand anhält, ist wohl von Mensch zu Mensch und von Art des Ereignisses unterschiedlich.
Mit Neugier verbinde ich jetzt an dieser Stelle hier mal die positiv gemeinte auf neue Erfahrungen und Erweiterung des Wissensschatzes. Meine Nachbarin ist zum Beispiel der wohl neugierigste Mensch der Welt, aber nicht auf die Art, die man noch positiv konnotieren könnte. Die will nur alles über jeden wissen, egal wie unpassend oder banal es ist.
Um die These hier mal aufzugreifen glaube ich, dass es umgekehrt ist: je zufriedener ein Mensch ist, desto mehr Kraft und geistige Kapazitäten hat er überhaupt, um sich mit neuen Dingen in seiner Umwelt und seinem Leben zu beschäftigen. Wer bedrückt und traurig ist, hat keine Lust, eine neue Sprache zu lernen, wer depressiv ist, wird sich selten ran setzen, eine weitere Sportart aufzugreifen usw. Dass es unter Umständen Synergieeffekte geben kann, also dass man bei nachgegebener Neugier die psychische Gesundheit verbessern könnte, kann ich nicht ausschließen, aber da muss man auch erstmal hinkommen.
Und manchmal lernt man ja Leute kennen, die so stumpf erscheinen, dass ihnen einfach jegliche Neugier auf das Leben abhanden gekommen zu sein scheint oder nie vorhanden war. Die sumpfen einfach so zufrieden vor sich hin, ohne viel Lust auf neuen Input. Aber die müssen auch nicht zwangsläufig unglücklich oder unzufrieden sein, sie wirken halt nur sehr phlegmatisch.
Ich selbst würde mich als neugierigen Menschen sehen. Aus meiner Sicht besteht ein Vorteil darin, dass mir selten langweilig ist, da mich meine vielfältigen Interessen und meine Neugier dazu bringen, mich mit vielfältigen Themen zu beschäftigen. Außerdem tendiere ich zu einer eher positiv-aufgeschlossenen Weltsicht, was mich meistens davon absehen lässt, mich in eine unzufrieden-missmutige Nörgelstimmung abdriften zu lassen.
Ob es auch auf andere Menschen zutrifft, dass ihnen Neugier dabei hilft, Unzufriedenheit zurückzudrängen und eher positive Aspekte des Lebens wahrzunehmen, weiß ich nicht, aber ich könnte mir vorstellen, dass man mit Aufgeschlossenheit und Neugier durchaus seine allgemeine Zufriedenheit steigern kann.
Positive Neugier ist sicherlich förderlich, immerhin kann man dadurch sein Wissen erweitern. Wenn ich nicht gewillt bin, mich neuen Informationen auszusetzen, dann erfolgt ein Wissensstillstand. Insofern ist Neugier durchaus förderlich. Und habe ich viel Wissen, dann kann ich damit entsprechend arbeiten und dann wiederum bin ich sicherlich auch zufriedener in meinem Leben.
Es gibt Menschen, die man als neugierig bezeichnet, die allerdings mit ihrer Neugier sehr aufdringlich sind. Das wiederum finde ich wahnsinnig anstrengend - aber für denjenigen selbst ist es in der Regel weniger störend. Diese Menschen haben oft viele Informationen, die sie auch für sich nutzen. Ist man halbwegs intelligent, kann man sich da viele Vorteile verschaffen. Mit der Zeit entwickeln die oft eine Strategie um an Informationen zu kommen, die gar nicht so offensichtlich ist.
Ich muss zugeben, dass ich mich von sehr neugierigen Menschen gern fernhalte und meine Informationen dann für mich behalte. Schon allein deswegen, weil sie so nicht gegen mich verwendet werden können.
winny2311 hat geschrieben:
Ich muss zugeben, dass ich mich von sehr neugierigen Menschen gern fernhalte und meine Informationen dann für mich behalte. Schon allein deswegen, weil sie so nicht gegen mich verwendet werden können.
Ich denke, man kann man den Begriff "neugierig" unterschiedlich interpretieren. Mein eigenes Wort Verständnis geht eher in die Richtung "allgemeiner Wissensdurst" und hat mit meinem Interesse an vielfältigen Themen und Sachverhalten, z.B. in Wissenschaft, Kunst, Zeitgeschichte, etc. zu tun.
Man kann "Neugier" auch als Bedürfnis sehen, sich in die Belange anderer Menschen einzumischen und diese ausforschen zu wollen. Also quasi der Typ "neugieriger Nachbar", der genau wissen will, warum man was mit wem und wann und überhaupt... Das trifft auf mich eigentlich nicht zu, da ich zur Einstellung tendiere, dass jeder sein eigenes Leben weitgehend unbehelligt leben soll. Jedenfalls bin ich keiner, der seine Nachbarn beäugt oder gar ausfragt. Diese Art von Wissen hat für mich meistens keinen Mehrwert.
lascar hat geschrieben:Ich muss zugeben, dass ich mich von sehr neugierigen Menschen gern fernhalte und meine Informationen dann für mich behalte. Schon allein deswegen, weil sie so nicht gegen mich verwendet werden können ... Ich denke, man kann man den Begriff "neugierig" unterschiedlich interpretieren. Mein eigenes Wort Verständnis geht eher in die Richtung "allgemeiner Wissensdurst"
Du hast vollkommen Recht. Es lässt sich auf vielerlei Art interpretieren. Die Frage ist ja, ob derjenige eben generell neugierig ist, oder ob es sich auf das berufliche beschränkt, beziehungsweise zur Wissenserweiterung dient oder ob ich eben einfach an private Informationen gelangen möchte.
Ich kenne es sogar, dass man berufliches Wissen beziehungsweise Ideen anderer für seine ausgibt, eben weil man dann besser da steht und die hat man sich "erschlichen", weil man eben neugierig war. Auch das hat für mich dann einen sehr faden Beigeschmack, auch wenn es sicherlich einst der Wissenserweiterung diente.
winny2311 hat geschrieben:Ich kenne es sogar, dass man berufliches Wissen beziehungsweise Ideen anderer für seine ausgibt, eben weil man dann besser da steht und die hat man sich "erschlichen", weil man eben neugierig war. Auch das hat für mich dann einen sehr faden Beigeschmack, auch wenn es sicherlich einst der Wissenserweiterung diente.
Ich muss zugeben, dass ich solche negativen Auslegungen von Neugier bisher gar nicht auf dem Schirm hatte. Auf die Idee, die charakterliche Eigenschaft "Neugier" mit dem Erschleichen von (beruflichem) Wissen in Verbindung zu bringen, wäre ich nicht ohne Weiteres gekommen. Wobei ich generell das Erarbeiten und Entdecken von Wissen weniger negativ beurteilen würde, sofern es nicht um Tätigkeiten wie Ausspionieren handelt.
Auf jeden Fall interessant, welche unterschiedlichen Assoziationen und Gefühle man mit dem Begriff "Neugier" in Verbindung bringen kann.
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