Sind Neobiota irgendwann für euch einheimisch?

vom 22.02.2015, 12:48 Uhr

Neobiota sind Tiere (Neozoen) und Pflanzen (Neophyten) die nach 1492 in andere Länder eingeschleppt oder verbreitet wurden, in denen sie zuvor nicht heimisch waren. Wenn die Einbringung dieser Arten vor 1492 passiert ist, nennt man sie Archäophyten (Pflanzen) und Archäozoen (Tiere).

Wir haben das Thema in der Uni sehr ausführlich durchgekaut und ich bin immer wieder erstaunt, welche Tiere hierzulande als "einheimisch" wahrgenommen werden, obwohl sie es gar nicht sind. So kommen beispielsweise Hirsche oder Kaninchen gar nicht von hier, sie wurden vor einigen Jahrhunderten in Deutschland gezielt ausgesetzt und verbreitet, damit der Adel etwas zum Jagen hatte. Auch Waschbären kommen hier gar nicht natürlicherweise vor, sie kommen ursprünglich aus Nordamerika und wurden erst in den 1930er Jahren hier ausgesetzt und seitdem vermehren sie sich rasend schnell.

Ich habe bei Wikipedia diese Liste gefunden, in der alle Neozoen in Deutschland aufgeführt werden. Hier ist auch deutlich, dass einige Hirscharten ursprünglich aus Sibirien oder dem Gebiet des früheren Mesopotamien stammen und auch einige andere Arten werden aufgeführt. Gut finde ich an dieser Liste, dass in Klammern dahinter immer steht, aus welchem ursprünglichen Gebiet diese Tiere stammen und dass sie eben nach Obergruppen wie Säugetiere etc. geordnet sind. Obwohl ich über Neobiota einiges gehört habe, hat mich diese Liste dennoch etwas überrascht.

So war mir persönlich gar nicht klar, dass sogar der Jagdfasan hier gar nicht heimisch ist. In der Nähe meines Elternhauses laufen sehr viele von diesen Fasanen herum und sie sind weit verbreitet. Ich habe sie immer als selbstverständlich und eben als einheimisch betrachtet.

Einige Tiere aus dieser Liste kamen mir aber auch bekannt vor, weil sie eben im Unterricht besprochen wurden. Dazu gehören dann die chinesische Wollhandkrabbe sowie die Wandermuschel.

Aber nicht nur Neozoen sind in Deutschland verbreitet, sondern auch Neoohyten. Beispielsweise gehört die Kastanie nicht zu den einheimischen Gewächsen sondern stammt ursprünglich aus Nordamerika.

Gibt es Neobiota, also Neophyten und Neozoen, die ihr in Deutschland immer als einheimisch betrachtet habt obwohl diese es nicht sind? Welche sind es und warum?

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» Olly173 » Beiträge: 14700 » Talkpoints: -2,56 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Ich denke, wann eine neue Art als einheimisch empfunden wird, hängt vor allem mit ihrer Verbreitung und der Kulturgeschichte zusammen. Eines der krassesten Beispiele ist sicher die Kartoffel. Nach ihrer Einführung in Europa hat sie sich stark verbreitet und es gibt etliche traditionelle Gerichte auf Kartoffelbasis. So ist sie eben Teil der Kulturgeschichte geworden und für viele gibt es nichts Deutscheres als Kartoffelbrei. Beim Kaninchen ist es genauso. Gejagt, gegessen, kultiviert.

Aber das ist auf jeden Fall ein interessantes Feld mit einigen Überraschungen. Wenn ein Tier schon "Spanische Wegschnecke" heißt, ist es eigentlich offensichtlich, dass sie nicht ganz einheimisch ist. Dennoch plagt sich jeder Schrebergärtner Deutschlands mit den Viechern rum. Ein sehr deutsches Problem also.

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


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