Sind Ja-Sager besonders mutig?

Eine Bekannte von mir ist der Ansicht, dass Ja-Sager besonders mutige Menschen sein müssen. Denn diese würden schließlich "Ja" sagen, auch wenn sie das eigentlich nicht wollen und lieber "Nein" sagen würden. Ihrer Meinung erfordert es schon Mut, wenn man nicht das tut oder sagt, was man selbst gerne tun oder sagen würde, sondern sich in dieser Hinsicht an anderen Menschen orientiert.

Ich sehe das aber ehrlich gesagt komplett anders. Für mich sind "Ja-Sager" sehr feige Menschen, die kein Rückgrat haben und Angst davor haben anzuecken. Es kommt natürlich mal vor, dass man (zufällig) derselben oder ähnlicher Meinung ist wie ein Mitmensch, aber ständig? Da ist doch was faul. Wie seht ihr das? Sind Ja-Sager in euren Augen besonders mutige Menschen oder sind sie in euren Augen besonders feige?

Für mich sind Ja-Sager weder besonders mutig noch feige. Ich habe es da schon oft erlebt, dass jemand einfach zu gut und zu lieb ist, um eben mal Nein zu sein und anderen damit quasi vor den Kopf zu stoßen.

Allerdings erfordert es ja schon etwas Mut, wenn man denn mal Nein sagen möchte. Gerade, wenn man weiß, dass man der Person damit einen Gefallen abschlägt oder sie in gewisser Weise irgendwie hängen lässt. Ich denke, dass einige Ja-Sage eben nicht Nein sagen, weil sie Angst vor den Auswirkungen haben und niemanden verletzten möchten.

Ich denke, dass man beides sagen können muss. Wenn einer nur Ja sagt, macht das genauso wenig Sinn, wie einer der immer alles ablehnt. Ich denke, dass es hier die Mischung macht. Wobei ich es schon schlimm finde, dass es manche Menschen gibt, die immer zu allem Ja sagen und damit die eigene Meinung ignorieren. So schadet man auf Dauer nur der eigenen Seele, ebenso aber, wenn man keine Sozialkontakte mehr hat, weil man alles ablehnt.

Ich würde auch eher sagen, dass Ja-Sager eben gerade nicht besonders mutig sind, weil sie sich eben nicht trauen, auch mal den Bitten einen Riegel vorzuschieben und mal Nein zu sagen. Man arbeitet in dem Moment gegen sich selber, wenn man lieber Nein sagen würde und macht alles für andere und das ist für mich nicht wirklich als mutig zu bezeichnen.

Was soll denn an einen „Ja-Sager“ mutig sein, wenn er ja sagt, obwohl er eigentlich gerne „nein“ sagen möchte? Das ist für mich nicht mutig, sondern einfach nur dumm, wenn man seine eigenen Interessen zur Seite stellt, um es anderen in allem immer irgendwo Recht zu machen. Das passt so gar nicht zu mir und kommt auch generell nicht vor. Natürlich meine ich nicht ein „Nein“, wenn ich kein Bock habe ins Krankenhaus, da zwinge ich mich dann auch zu, aber für alles andere, was keinerlei Dringlichkeit bedarf, sage ich auch nein, wenn ich nein meine und ja wenn ich ja meine.

Ich finde daher nicht, dass „Ja-Sager“ besonders mutig sind, sondern eher ihre eigenen Interessen verlieren, weil sie es jedem Recht machen möchten und vielleicht auch in etwa versuchen, sich dadurch aus Diskussionen nach dem Motto „aber wieso nicht“ heraushalten wollen. Das kann ich für mich persönlich einfach nicht verstehen und würde ich auch generell nicht begrüßen. Wer „nein“ sagen möchte, soll es tun, weil das in meinen Augen vollkommen legitim ist.

Ich weiß nicht so richtig, wie ich „Ja-Sager“ letzten Endes beurteilen soll. Für mich ist das irgendwie auch nicht gut, wenn jemand immer nur „Ja“ sagt, um andere glücklich zu sehen und sich selbst damit vollkommen vergisst. Ob ich das jetzt dann als mutig sehen würde? Das kann ich wirklich nicht so richtig gut beurteilen, aber ich finde eher nicht, dass derjenige dann mutig ist.

Ich finde es einfach weniger mutig oder feige, sondern eher komisch, wenn jemand ständig „Ja“ sagt und sich dabei vollkommen aus den Augen lassen würde. Sowas missfällt mir als Gegenüber und ich würde das nicht begrüßen. Hinzu kommt, dass zu viele Menschen das ausnutzen würden.